Interview zur Landwirtschaft: AfD bietet keine Lösungen
Interview
Probleme der Landwirtschaft:AfD hat "nicht eine vernünftige Lösung"
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Die EU-Landwirtschaftsminister beraten, wie die Landwirtschaft nachhaltiger werden kann. Was die Bauern von der Politik fordern und was sie von der AfD halten - ein Interview.
Gerade der Klimawandel mit Dürrephasen und Überschwemmungen stellt Landwirte vor Herausforderungen. Von der Politik erhoffen sie sich mehr Perspektiven und weniger Bürokratie.
Quelle: dpa
Auch in diesem Jahr erwartet Landwirt Arnd von Hugo eine schlechte Ernte. Damit landwirtschaftliche Betriebe überleben können, brauche es gute Rahmenbedingungen von der Politik - statt Verboten und weiteren Subventionen.
Dass es Bauern gebe, die dabei in der AfD eine Lösung sehen, bedrückt ihn.
Im Interview mit ZDFheute erklärt er, dass …
… 2024 in Qualität und Menge ein schlechtes Erntejahr war
Zwar sorgte stabiles Hochsommerwetter für ein gutes Einbringen der Getreideernte, das war es aber auch schon. "Die Aussaatbedingungen waren schlecht, das Frühjahr mit viel Regen und wenig Sonne, sorgte für schlechtes Wachstum", berichtet von Hugo. "Die Pflanzen standen teilweise im Wasser und sind sprichwörtlich ersoffen und mussten dann neu gepflanzt werden."
Quelle: Landvolkverband Niedersachsen
… bewirtschaftet einen landwirtschaftlichen Betrieb, vor den Toren Hannovers, bereits in der neunten Generation. Auf eigener Fläche baut er Zuckerrüben, Raps, Kartoffeln und auch Getreide an. Ein zweites Standbein ist der Betrieb einer Hähnchenmast.
… es eine große Unsicherheit bei den Landwirten gibt
"Wenn man größer ist, ist man als Betrieb stärker", erklärt der Landwirt der auch im Landvolkverband Niedersachsen aktiv ist.Junge Betriebsleiter, die übernehmen könnten, machen einen Rückzieher, weil ihnen das Risiko zu groß ist. "Das ist schade".
Viele Betriebe schließen sich dann zusammen, weil man die Herausforderungen und gerade auch die politischen Vorgaben, leichter meistern kann. "Wer zuerst immer auf der Strecke bleibt, das sind leider diejenigen, die wir gesellschaftlich immer haben wollen, nämlich die kleinen Betriebe."
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… Bauern Leitlinien und Vorgaben brauchen
"Die Frage ist immer nur, wo die Grenzen sind, was vertretbar ist. Und ich glaube, da ist die Politik deutlich übers Ziel hinausgeschossen." Als Landwirt müsse man auf ein schlechtes Erntejahr wie dieses reagieren können, ansonsten ernte der Landwirt zunehmend schlechtere Qualitäten. Darf man nicht ausreichend düngen, "ernten wir zunehmend Futtergetreide und nicht Brotgetreide". Die Politik agiere häufig an der Realität vorbei, kritisiert er.
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… die Politik beim Wandel der Landwirtschaft mithelfen müsse
Klimawandel, Wassermangel, Schädlinge, Tierwohl. Die Landwirte kennen die Herausforderungen und seien auch an Lösungen interessiert. "Natürlich können wir auch mit weniger Wasser vielleicht gute Erträge machen durch neue Sorten. Natürlich können wir über Roboter Unkraut entfernen."
Schlechte Wetterbedingungen sorgten auch auf dem Hof von Arnd von Hugo für ein schlechtes Erntejahr.
Quelle: Privat
Politik müsse in die Entwicklung und Implementierung von modernen landwirtschaftlichen Technologien investieren und nicht Verbote aussprechen, so von Hugo. "Es muss einfach attraktiv sein und wirtschaftlich sein, Roboter zu betreiben. Das muss interessanter sein, als mit der Spritze loszufahren. Aber einfach nur die Spritze zu verbieten, das löst unsere Probleme eben nicht."
… die Bauernproteste gut für den Zusammenhalt waren
Die Landwirte haben gesehen, dass sie mit ihren Problemen und Sorgen nicht allein seien, sagt von Hugo. Sein Fazit: "Die Politik hat nicht verstanden, was wir wollen. Wir wollen nicht weitere Subventionen. Wir wollen vor allen Dingen eine Perspektive für die Betriebe, wir wollen auch eine Entbürokratisierung." Neue Gesetze, neue Vorgaben bewirkten genau das Gegenteil.
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… die AfD keine Lösungen für die Probleme der Bauern bietet
Dass es Berufskollegen gibt, die glauben, dass die AfD in der Lage sei, die Probleme der Landwirtschaft zu lösen, bedrückt von Hugo besonders. In seiner Region westlich von Hannover distanziere man sich sehr von der Partei. Ernsthafte Lösungen erarbeiten, "das werden die mit Sicherheit nicht können."
Von Hugo hat sich das Programm der AfD angeschaut: "Da gibt es nicht eine vernünftige Lösung für die Probleme der Landwirtschaft. Also das sind manchmal Dinge aus der Mottenkiste, völlig utopisch was da drinsteht", bemängelt der Landwirt.
Das Interview führte Fabian Köhler.
Quelle: dpa
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