Kritische Frage zu Zentralabitur:Elftklässlerin bringt Scholz in Verlegenheit
von Dominik Rzepka
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Es ist lange eine langweilige Fragerunde mit dem Kanzler. Doch dann sorgt eine Elftklässlerin mit einer Frage zur Bildung für Emotionen. Scholz' Antwort ist aber eher ernüchternd.
Helena Schneider muss an diesem Abend ganz schön lange warten, bis sie drankommt. Nach 75 Minuten aber darf die Elftklässlerin aus Weimar ihre Frage an den Bundeskanzler stellen. Wann es denn in Deutschland endlich ein Zentralabitur gebe. Also: Die gleichen Prüfungsaufgaben für alle. In Kiel, Weimar, Erlangen.
Wenn sie sich mit Freunden aus anderen Bundesländern unterhalte, hieße es oft: Schüler in Thüringen hätten ja nur deswegen gute Abiturnoten, weil dort die Aufgaben so einfach wären. Bei Schülern in Bayern hieße es hingegen, deren gute Noten lägen daran, dass die Schüler dort so schlau wären. Das sei doch unfair.
Abiturnoten im Ländervergleich
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Kanzler sind bei Zentralabitur Hände gebunden
Es ist der Moment, an dem in diesem sonst eher vorhersehbaren Bürgerdialog mit Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) ein bisschen Stimmung aufkommt. Die anderen Gäste, 200 Bürgerinnen und Bürger, applaudieren. Und auch der Kanzler wird emotional. Zumindest für seine Verhältnisse:
So manches Abitur werde hierzulande zu Unrecht schlechtgeredet, sagt Scholz und verweist dann auf den Bildungsföderalismus. Also das Prinzip, dass Bildung in Deutschland Ländersache ist. "Wenn wir eine Volksabstimmung machen würden, soll Bildung der Bund machen, gäbe es 80 Prozent dafür", sagt Scholz. Das Publikum applaudiert. So als wollte es sagen: Ok, dann mach doch, Kanzler.
Scholz mit ernüchterndem Fazit
Doch an dieses Thema traut sich Scholz nicht ran. Das werde nicht passieren, sagt er. Das hänge daran, dass sich 16 Länder darauf einigen müssten, wie viele Leistungskurse es geben solle. Zwei oder drei. Das sei doch egal, sagt der Kanzler. "Jetzt macht mal Leute, würfelt es aus." Es klingt ein wenig hilflos für einen Bundeskanzler.
Er habe manchmal den Eindruck, um solche Fragen zu klären, müsste man mal ein großes Büro für alle Beteiligten in Berlin mieten. Aber, so das ernüchternde Fazit des Kanzlers: "Die Fantasie, wie das geht, die habe ich noch nicht ganz." Im Klartext: Helena Schneider wird in zwei Jahren kein Zentralabitur machen.
Mehr Hilfe für Long-Covid-Patienten
Es sind solche konkreten Fragen aus der Lebenswirklichkeit vieler Menschen, die 90 Minuten lang im Mittelpunkt der Gesprächsrunde stehen. Rente, Long Covid, geschlossene Jugendclubs - danach fragen die Menschen. Keine einzige Frage zu Klima, Krieg gegen die Ukraine oder Digitalisierung.
Scholz verspricht einer Long-Covid-Betroffenen mehr Hilfe, ohne allzu konkret zu werden. Auch er kenne jemanden, der weitestgehend nur noch im Dunkeln leben könne. Dass die Regierung nicht so viel Geld in die Forschung investiert, wie ursprünglich versprochen, sagt er nicht.
Dauerkrank nach Corona, Grippe, Impfung: Die Krankheit ME/CFS ist weit verbreitet, aber kaum erforscht. Was muss sich ändern? ZDFheute live mit einer Betroffenen und einer Ärztin.08.08.2023 | 30:01 min
Scholz gegen Rente mit 70
Am konkretesten wird der Kanzler beim Thema Rente mit 70:
Wer mit 17 die Schule verlasse, habe fünf Jahrzehnte Arbeit vor sich. "Ich finde, das ist genug." Wer länger arbeiten wolle, solle das tun, dann aber freiwillig.
Scholz wird auch gefragt, warum Deutschland anderen Ländern in der Welt Geld zahle, obwohl für viele Projekte im eigenen Land oft Mittel fehlten. Scholz verteidigt die deutsche Entwicklungshilfe und sagt: "Wir sind nicht alleine auf der Welt." Es ist vielleicht der zweite Moment, der für etwas Emotionen sorgt. Ansonsten bleibt Scholz oft hölzern und floskelhaft.