Tag des Ehrenamtes: Ehrenamtliche fordern mehr Wertschätzung
Tag des Ehrenamtes:Ehrenamtliche fordern mehr Wertschätzung
von Julia Ludolf
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Das Engagement von Ehrenamtlichen ist vielseitig, dennoch findet es wenig Anerkennung. Zwei von ihnen berichten, warum ihre Hilfe gut für sie und andere ist.
Caroline Kraus studiert Humanmedizin in Jena. Zwischen Praktikum im OP-Saal am Morgen und Seminar am Nachmittag ist sie ehrenamtlich unterwegs. Zuerst geht es zu Familie Lauterbach in der Nachbarschaft.
Dem Ehepaar machen gesundheitliche Einschränkungen immer mehr zu schaffen, daher hilft Caroline im Haushalt. "Sie ist uns zugewachsen als Vize-Enkelin. Unsere direkten Nachkommen wohnen alle weit weg", erzählt Erhard Lauterbauch.
"Meine Frau ist seit einem halben Jahr gesundheitlich so behindert, dass wir auf Hilfe angewiesen sind." Die Medizinstudentin bezieht die Betten, wischt Staub und macht sauber.
Ehrenamt: Gutes tun ohne Bezahlung
Gudrun Lauterbach war jahrelang selbst ehrenamtlich tätig und beobachtet, wie sich immer mehr junge Menschen dafür entscheiden. "Nicht nur für Ehrenamt, sondern allgemein für die Besinnung auf das, was vielleicht nicht bloß vorübergehend ist, sondern auch andere Werte hat. Das finde ich sehr, sehr gut."
Studentin Caroline Kraus packt an, wo ihre Hilfe gebraucht wird – Geld will sie dafür nicht.
Wichtig ist, dass man den Leuten auch Zeit schenken kann, einfach so, ohne was dafür zurückzuverlangen.
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Caroline Kraus, ehrenamtliche Helferin
Die nächste Station von Caroline Kraus ist das Hospiz in Jena-Lobeda. Sie nimmt sich Zeit zum Zuhören, begleitet unheilbar kranke Menschen in deren letzten Lebenswochen – auch zur Freude der Angehörigen.
"Man findet kaum noch jemanden, der etwas umsonst machen will", erzählt Horst Lang. Seine Frau ist Patientin im Hospiz, er ist mit ihr eingezogen. Viele Einrichtungen wie Hospize sind auf Ehrenamtliche angewiesen.
Viele Einrichtungen auf Ehrenamtliche angewiesen
Auch Sabine Mudowski hilft seit vielen Jahren im Hospiz in Jena-Lobeda. Wenn sie ihren Patienten Thomas Weber besucht, kann er seine Schmerzen für kurze Zeit nahezu vergessen. "Ich bin ab und zu ein bisschen allein", erzählt Weber. "Es muntert mich auf, dass wir mal rausgehen und miteinander sprechen."
Sabine Mudowski ist glücklich mit ihrer Aufgabe: "Unterm Strich ist das, was ich hier zurückbekomme, für mich mehr wert als Geld."
Anja Schmidt, Koordinatorin im Hospiz Jena-Lobeda, ist dankbar für die ehrenamtlichen Helfer*innen. "Der ambulante Hospizdienst würde ohne das Ehrenamtliche nicht funktionieren – sie werden vorausgesetzt. Daher würde ich mir manchmal wünschen, das Ehrenamt würde mehr anerkannt."
Wie kann das Ehrenamt attraktiver werden?
Wer sich ehrenamtlich engagiert oder Freiwilligendienst leistet, soll dafür besser unterstützt und belohnt werden, fordert der Dachverband vieler katholischer Jugendorganisationen BDKJ.
Menschen brauchen entsprechende Rahmenbedingungen, damit sie ihren Wunsch nach freiwilligem Engagement umsetzen können.
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Gregor Podschun, Vorsitzender des Dachverbands katholischer Jugendorganisationen
Der BDKJ fordert, dass Freiwilligendienste und Ehrenamt mehr Wertschätzung erfahren und so ausgestaltet werden, dass auch ärmeren Menschen der Einsatz ermöglicht wird.
Dazu gehöre etwa die kostenlose Nutzung des Öffentlichen Nahverkehrs, die Anrechnung der freiwilligen Engagements auf Ausbildungs- und Studienleistungen sowie eine Erhöhung von Taschengeld und Ehrenamtspauschalen.
Eine neue Strategie zur Förderung des Ehrenamtes hat die zweitgrößte dänische Bank ("Jyske Bank") umgesetzt: Ihre 3.500 Mitarbeiter können in ihrer Arbeitszeit ehrenamtlichen Tätigkeiten nachgehen – bei voller Bezahlung.
Statistisch gesehen mangelt es oftmals nicht an verfügbarer Zeit, sich neben dem Job zu engagieren – sie sollte nur flexibel gestaltbar sein.
Weiterbildung für Ehrenamtliche
Die Evangelische Kirche in Mitteldeutschland (EKM) und die Evangelische Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz (EKBO) in Erfurt eröffnen zum Internationalen Tag des Ehrenamts am 5. Dezember 2022 das digitale Lern-Portal Ehrenamt.
Michaela Lachert von der EKM beschreibt das Projekt als "virtuelle Ladestation für engagierte Ehrenamtliche". Mit der Plattform würden die Engagierten mit kurzweiligen Modulen und frischen Blickwinkeln in ihrer Arbeit unterstützt werden.
In der Corona-Zeit seien Fortbildungsangebote für Ehrenamtliche nicht wie geplant möglich gewesen. Im Gegenzug hätten die digitalen Kompetenzen einen regelrechten Sprung gemacht.
Die digitalen Lernangebote zu unterschiedlichen Themen könnten daher interessierte Ehrenamtliche allein nutzen oder für Fortbildungsveranstaltungen verwenden.
Quelle: mit Material von dpa und kna
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