Elterngeld: Warum es um mehr geht als die 150.000 Euro

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    Elterngeld:Warum es um mehr geht als die 150.000 Euro

    von Luisa Billmayer
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    Das Familienministerium will beim Elterngeld sparen. Es soll eine Einkommensgrenze von 150.000 Euro geben. Ein Luxusproblem reicher Eltern? Warum das Thema komplexer ist.

    Vater mit Sohn
    Die Einkommensgrenze beim Elterngeld soll sinken. Das ist umstritten.05.07.2023 | 1:48 min
    Zum 1. Januar 2007 wurde das Elterngeld eingeführt. Das Ziel: fehlendes Einkommen nach der Geburt eines Babys ausgleichen. Außerdem sollte das Elterngeld dem Modell "Mama bleibt zu Hause, Papa geht arbeiten" entgegenwirken. Denn: Beziehen beide Elternteile mindestens zwei Monate Elterngeld, verlängert sich der Anspruch von 12 auf 14 Monate.

    Einkommensgrenze soll 2024 auf 150.000 Euro sinken

    Paare und Alleinerziehende, die ein zu versteuerndes Jahreseinkommen von 150.000 Euro oder mehr haben, sollen ab 2024 ihren Anspruch auf Elterngeld verlieren, jetzt hat der Bundestag in erster Lesung darüber beraten. Auf diese Summe kommen Paare, die ein Bruttoeinkommen von rund 180.000 Euro haben, Alleinerziehende ab rund 174.000 Euro. Bisher lag die Grenze bei einem zu versteuernden Einkommen von 300.000 Euro für Paare und 250.000 Euro für Alleinerziehende.
    In den vergangenen Jahren sind die Ausgaben für das Elterngeld enorm gestiegen. Das zeige die große Beliebtheit des Elterngelds, sagt Familienforscher Martin Bujard gegenüber ZDFheute. Nehmen mehr Menschen und vor allem auch mehr Väter das Elterngeld in Anspruch, steigen auch die Ausgaben des Bundeshaushalts. Zudem hätten auch höhere Löhne und mehr Geburten zu einem Anstieg beigetragen, erklärt Ökonomin Katharina Wrohlich vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung.
    So viel gibt der Bund fürs Elterngeld aus
    ZDFheute Infografik
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    Das Bundesfamilienministerium erhofft sich durch die neue Einkommensobergrenze Einsparungen beim Elterngeld. 2026 soll die Neuerung rund 60.000 Paare betreffen - für 4,5 Prozent fällt damit das Elterngeld weg. Rund 500 Millionen Euro sollen sich 2026 damit einsparen lassen, etwa 6 Prozent der Gesamtausgaben fürs Elterngeld.
    Die Neuerung würde im Verhältnis wenige und zudem relativ wohlhabende Paare treffen. Allerdings kann die neue Einkommensobergrenze finanzielle Abhängigkeiten zwischen Mann und Frau verstärken oder ein hohes Einkommen des Mannes fördern - Effekte, denen das Elterngeld eigentlich entgegenwirken soll.
    Szenarien und Folgen der neuen Einkommensgrenze.

    • Einkommen junger Familien sichern
    • Eltern mehr Zeit mit ihren Kindern im ersten Lebensjahr ermöglichen
    • Erwerbstätigkeit von Müttern erhöhen
    • Beteiligung von Vätern an der Care-Arbeit fördern
    • Familiengründung erleichtern und die Geburtenrate steigern

    Die Ziele des Elterngelds wurden generell erreicht. So hat sich etwa die Erwerbstätigkeit von Müttern erhöht und Väter gehen häufiger in Elternzeit. Das liegt aber nicht nur am Elterngeld.

    Die Erfolge in den letzten Jahren sind auch stark an den Kita-Ausbau gekoppelt und an die gesellschaftliche Akzeptanz einer kürzeren Babypause.

    Prof. Martin Bujard, Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung

    Zudem hat die Einführung des Elterngelds dazu beigetragen, dass sich immer mehr Väter Zeit für ihr Kind nehmen. Allerdings ist das Verhältnis meist 12:2 - die Mutter bleibt ein Jahr zu Hause, der Vater nur zwei Monate.

    2007 waren zwei Monate Elternzeit für den Vater quasi eine Revolution. Aber die Welt hat sich weitergedreht. Jetzt müssten wir die Partnermonate erhöhen - zunächst zumindest auf 3 von 14, danach Schritt für Schritt weiter ausbauen. Zudem sollten wir Anreize schaffen, den Väteranteil noch weiter zu steigern.

    Prof. Katharina Wrohlich, Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung

    • Eltern haben einen gemeinsamen Anspruch auf 14 Monate Basiselterngeld, sofern beide Elternteile mindestens 2 Monate nehmen.
    • Das Basiselterngeld beträgt 65 bis 100 Prozent des Einkommens - mindestens 300 Euro, höchstens 1.800 Euro monatlich.
    • Außerdem gibt es EltergeldPlus und Partnerschaftsbonus für Mütter und Väter, die während des Elterngeldbezugs Teilzeit arbeiten.
    • Kein Elterngeld erhalten Paare ab einem zu versteuernden Einkommen von 300.000 Euro und Alleinerziehende ab einem zu versteuernden Einkommen von 250.000 Euro.
    • Für Geburten ab 1. Januar 2024 soll die Einkommensgrenze auf 150.000 Euro sinken.

    "Die Debatte um die Einkommensobergrenze hat alle anderen Diskussionen um wirklich notwendige Reformen beim Elterngeld überlagert", sagt Wrohlich. "Diskussionen mit dem Ziel: Wie können wir Anreize für eine höhere Väterbeteiligung schaffen und damit eine gleichmäßigere Aufteilung der Kinderbetreuung und Sorgearbeit erreichen?"

    Wie das Elterngeld reformiert werden könnte

    Wissenschaftler*innen schlagen stattdessen vor:
    • Mindest- und Höchstsummen anheben: Schon seit 2007 erhalten Eltern 300 bis 1.800 Euro monatlich.
    • Minimum je Partner auf drei Monate erhöhen: Die insgesamt 14 Monate Elterngeld müssten dann im Verhältnis 11:3 oder gleichmäßiger aufgeteilt werden.
    • Lohnersatzquote dynamisieren: Eine Quote von 80 Prozent in den ersten sieben Monaten und 50 Prozent in den folgenden könnte mehr Väter zur Babypause motivieren.
    Die Idee des dynamischen Elterngelds schafft zwei Anreize auf einmal. Zum einen erhalten Eltern zunächst einen höheren Lohnersatz: 80 Prozent statt bisher oft 65 Prozent des Nettoeinkommens. Außerdem fördert der Ansatz, dass Väter 7 der 14 Monate Elterngeld beziehen.
    Ein Modell, die Wirkungen von dynamischen Elterngeld zeigt.

    Mütter zur Elterngeld-Debatte
    :"Frauen wollen unabhängig bleiben"

    In Elternzeit ohne Elterngeld? Viele Frauen könnten ihre finanzielle Unabhängigkeit verlieren. Was Mütter über die Debatte um Elterngeld-Kürzungen sagen.
    von Alexandra Hawlin
    Eine junge Familie

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