Schacht Konrad in Niedersachsen:Atommüllendlager: 2,64 Milliarden Euro teurer
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Das Atommüllendlager im Schacht Konrad bei Salzgitter wird deutlich mehr kosten als geplant. Als Gründe werden eine längere Bauzeit und gestiegene Kosten genannt.
Das Atommüllendlager in Schacht Konrad wird teurer und später fertig als ursprünglich geplant.
Quelle: dpa
Das Atommüllendlager im Schacht Konrad bei Salzgitter in Niedersachsen wird deutlich teurer als gedacht. Das teilte die Bundesgesellschaft für Endlagerung (BGE) unter Verweis auf eine neue Kostenschätzung mit.
Kosten steigen auf insgesamt 6,4 Milliarden Euro
Laut BGE werden die Gesamtkosten des Endlagerprojekts, für das bereits 3,76 Milliarden Euro aufgewendet wurden, um weitere rund 2,64 Milliarden Euro auf insgesamt 6,4 Milliarden Euro steigen.
Als Gründe nannte die Behörde eine längere Bauzeit sowie "deutlich" gestiegene Kosten für Arbeitsleistungen und Material. Dies wiederum liege an der Inflation und Lieferengpässen.
Schacht Konrad ist ein ehemaliges Eisenerzbergwerk, das als nationales Endlager für schwach- und mittelradioaktiven Abfall vorgesehen ist. Es ist das bundesweit erste nach Atomrecht genehmigte Endlager für diese Abfälle.
Kritiker fordern eine Neubewertung des Projekts nach heutigen Sicherheitsanforderungen sowie den unverzüglichen Baustopp des Endlagers.
Endlager: Arbeiten zwei Jahre im Verzug
Bereits im Juni hatte die BGE über eine Verzögerung bei der eigentlich für 2027 vorgesehenen Fertigstellung der Anlage berichtet, die ab Beginn der 2030er Jahren radioaktive Abfälle etwa aus stillgelegten Atomkraftwerken und Forschungseinrichtungen aufnehmen soll.
Die Arbeiten seien rund zwei Jahre in Verzug geraten, erklärte die Bundesbehörde damals. Grund seien unter anderem zeitaufwändige Neugestaltungen der vertraglichen Beziehungen zu zentralen Auftragnehmern sowie aktualisierte Sicherheitsanforderungen.
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Bundesgesellschaft existiert seit 2016
Die BGE wurde 2016 im Zuge einer grundlegenden Neuordnung der deutschen Atommüllendlagerpolitik gegründet und übernahm die Verantwortung für die Fertigstellung bereits begonnener Bauvorhaben sowie die Durchführung des Standortauswahlverfahrens für ein Endlager für hochradioaktive Abfälle.
Für Schacht Konrad ist sie seit 2018 zuständig. Zudem verantwortet sie unter anderem auch die Sanierung des maroden Endlagers Asse in Niedersachsen. Der unterirdische Ausbau der ehemaligen Eisenerzmine ist nach Angaben der BGE inzwischen abgeschlossen. Es stehen aber noch umfangreiche Arbeiten etwa an den Schachtanlagen und im überirdischen Bereich der künftigen Anlage an.
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Schacht Konrad sollte schon 2022 fertig sein
Laut ursprünglichen Planungen sollte Schacht Konrad bereits im Jahr 2022 fertiggestellt werden. Die BGE gab aber 2018 bekannt, dass dieser Zeitplan nicht zu halten sei, und verlegte den voraussichtlichen Zeitpunkt der Fertigstellung um viereinhalb Jahre auf 2027.
Schacht Konrad soll rund 300.000 Kubikmeter schwach- und mittelradioaktiven Abfall aufnehmen, für weitaus stärker strahlenden hochradioaktiven Müll ist die unterirdische Anlage aber weder ausgelegt noch zugelassen.
Die Planungen für ein Endlager für hochradioaktiven Müll befinden sich noch in einer sehr frühen Phase. Derzeit wird in einem Auswahlverfahren nach einem geeigneten Standort gesucht. Jahrzehntelang galt das niedersächsischen Gorleben als Kandidat, 2013 wurde die Endlagersuche allerdings komplett neu gestartet.
Quelle: AFP, dpa
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