Merkel zu Erdogan: "Deren Bundeskanzlerin bin ich"

    Exklusiv

    Merkel in Gesprächen mit Erdogan:"Pass auf, deren Bundeskanzlerin bin ich"

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    "Deutschland umfasst alle", sagt Angela Merkel im ZDF zur Deutschen Einheit. Die Ex-Kanzlerin über Zuwanderung, AfD-Wähler und den Umgang mit ihrer ostdeutschen Vergangenheit.

    Angela Merkel in ihrem Büro im Bundeskanzleramt in Berlin (Archiv 2021)
    Jedes Jahr feiern wir am 3. Oktober die Deutsche Einheit. Brauchen wir eine neue Erzählung der Einheit, die auch Zugewanderte einschließt? Eine der Fragen im ZDF-Interview mit Angela Merkel.02.10.2023 | 3:21 min
    Ex-Kanzlerin Angela Merkel (CDU) hat betont, dass sie Bundeskanzlerin aller Menschen war, die dauerhaft in Deutschland leben. "Ich habe darüber auch mit dem türkischen Präsidenten Erdogan sehr häufig gesprochen", sagte sie dem ZDF im ersten TV-Interview nach ihrer Kanzlerschaft. Es sei um die Frage gegangen, wer verantwortlich sei für türkischstämmige Menschen, die hier in zweiter oder dritter Generation wohnen.

    Und ich habe immer gesagt: 'Pass auf, deren Bundeskanzlerin bin ich.'

    Angela Merkel

    Deutschland umfasse alle. "Da wir ja jetzt auch in den letzten Jahren sehr viele Menschen haben, die dauerhaft in unserem Land leben und noch nicht immer hier gelebt haben, ist das wieder eine neue Aufgabe, dass wir sie mit aufnehmen."

    Das komplette Interview mit Angela Merkel finden Sie ab heute Abend um 19 Uhr auf ZDFheute. Auch die komplette Dokumentation "Am Puls mit Mitri Sirin" ist dann online verfügbar. Im ZDF wird die Sendung am morgigen Dienstag um 19:20 Uhr ausgestrahlt.

    Merkel: Kein Verständnis für AfD-Wähler

    Merkel äußerte sich in der Dokumentation "Am Puls mit Mitri Sirin", die am Einheitsfeiertag an diesem Dienstag im ZDF ausgestrahlt wird. Dort sprach sie auch davon, dass sie kein Verständnis dafür habe, wenn Menschen die AfD wählten.

    Wenn man sich sozusagen auf Kosten anderer Menschen, auch anders aussehender Menschen und Menschen mit anderer Biografie profiliert, dann ist das nichts, wofür ich Verständnis habe.

    Angela Merkel

    Sie verstehe, dass man über manches verärgert sei. Aber sie sei nicht bereit zu akzeptieren, dass man deshalb Ideen und Gedankengut unterstütze, die für sie nichts mit Toleranz zu tun hätten. "Da würde ich immer dagegen argumentieren und würde sagen, man kann in dieser demokratischen Gesellschaft auch anders seine Kritik und seinen Ärger zum Ausdruck bringen."
    Bundeskanzlerin Angela Merkel lässt sich 2015, nach dem Besuch einer Erstaufnahmeeinrichtung für Asylbewerber, für ein Selfie zusammen mit einem Flüchtling fotografieren.
    Rückblick auf die Merkel-Jahre: 2013 bis 2017. Angela Merkel bleibt Bundeskanzlerin. Während der dritten Amtszeit fällt ihr historischer Satz "Wir schaffen das".15.09.2021 | 22:13 min

    "Wie so ein kleiner Schlag in die Magengrube"

    Im ZDF-Interview erläuterte Merkel ihre generelle Zurückhaltung bei Äußerungen zu ihrer ostdeutschen Prägung während ihrer Regierungszeit. Mit Blick auf ihre Rede zum Tag der Deutschen Einheit 2021 in Halle an der Saale sagte sie dem ZDF: "Ich hätte so eine persönliche Bemerkung in meiner Amtszeit, wenn es da nicht zum Ende hin gegangen wäre, wahrscheinlich nicht gemacht, weil ich mich immer als Kanzlerin aller Deutschen verstanden habe."
    In der Rede kurz vor dem Ende ihrer Kanzlerschaft hatte Merkel am 3. Oktober 2021 von Erfahrungen gesprochen, bei denen ihre ostdeutsche Vergangenheit als "Ballast" ausgelegt worden sei. Über dieses Erlebnis sagte Merkel im ZDF:

    Es war wie so ein kleiner Schlag in die Magengrube, muss ich ganz ehrlich sagen.

    Angela Merkel

    Merkel wurde in Hamburg geboren, wuchs dann aber in der DDR auf. Beim Mauerfall war sie 35 Jahre alt.
    Deutsche Einheit: "Es gibt noch Unterschiede"
    Das Thema der Deutschen Einheit würde "immer wieder neu hochkommen“ , so Marianne Birthler, ehemalige Bundesbeauftragte der Stasi-Unterlagenbehörde.02.10.2023 | 10:39 min

    Merkel: Menschen teils "sehr wütend auf mich"

    Auf eine Frage zu Missmut ihr gegenüber in Ostdeutschland sagte sie im ZDF-Interview: "Es gab einen Teil der Menschen, die sehr wütend auf mich waren. Das hat begonnen während der Zeit, als der Euro in Schwierigkeiten kam." Die Lage habe sich polarisiert, "als sehr viele Flüchtlinge zu uns kamen". Doch es sei "eine sehr radikale und auch laute und intolerante Gruppe" gewesen.

    Aber sehr, sehr viele Menschen haben das natürlich ganz anders gesehen. Und es ist auch etwas Bekümmerliches fast, dass sozusagen der Lauteste den letzten Eindruck hinterlässt.

    Angela Merkel

    Erstes TV-Interview nach dem Amt
    :Angela Merkel: "Deutschland umfasst alle"

    In ihrem ersten TV-Interview nach ihrer Zeit als Bundeskanzlerin blickt Angela Merkel auf den Zustand der Deutschen Einheit. Und sieht auch heute noch Aufgaben bei der Integration.
    Bundeskanzlerin Angela Merkel bei einem Besuch in Templin.
    Quelle: dpa, ZDF