Scholz erinnert Trump an Unverletztlichkeit von Grenzen

    Nach Trump-Äußerung zu Grönland:Scholz: Grenzen dürfen nicht verschoben werden

    |

    US-Präsident Donald Trump droht damit, Grönland annektieren zu wollen. Kanzler Scholz erinnert daran, dass das Prinzip der Unverletzlichkeit von Grenzen für jedes Land gelte.

    German Chancellor Olaf Scholz gives a statement at the chancellery in Berlin, Germany, Wednesday, Jan. 8, 2025.
    Donald Trump denkt über Fusionen von Kanada und Grönland mit der USA nach. Die betroffenen Länder reagieren scharf ablehnend, Kanzler Scholz erinnert an die Unverletzlichkeit von Grenzen.08.01.2025 | 1:38 min
    Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hat angesichts der jüngsten Äußerungen des designierten US-Präsidenten Donald Trump zu US-Ansprüchen auf Grönland an das Prinzip der Unverletzlichkeit von Grenzen erinnert. Scholz sagte am Mittwoch in einem kurzfristig anberaumten Pressestatement in Berlin.

    Das Prinzip der Unverletzlichkeit von Grenzen gilt für jedes Land - egal ob es im Osten von uns liegt oder im Westen.

    Olaf Scholz (SPD), Bundeskanzler

    Scholz nennt Trump nicht direkt

    Er habe sich mit europäischen Kolleginnen und Kollegen über das Thema ausgetauscht, dabei sei "ein gewisses Unverständnis deutlich geworden, was aktuelle Äußerungen aus den USA angeht". Scholz nannte US-Präsident Trump nicht direkt in seiner Erklärung.
    SGS Zimmermann
    Noch vor seiner Amtseinführung sorgt Donald Trump mit Äußerungen für Verärgerung. Wie die Reaktion des Kanzlers einzuschätzen ist, berichtet Diana Zimmermann.08.01.2025 | 1:07 min
    "Die Unverletzlichkeit von Grenzen ist ein Grundprinzip des Völkerrechts", sagte Scholz. Er verwies dazu auf den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine. "Grenzen dürfen nicht mit Gewalt verschoben werden."
    Trump hatte am Dienstag seine Drohungen bekräftigt, den Panamakanal und das rohstoffreiche Grönland zu annektieren; ein militärisches Vorgehen wollte er dabei nicht ausschließen. "Es kann sein, dass man etwas tun muss", sagte er.
    Politikwissenschaftler Michael Paul
    Donald Trump könne nicht über die Zukunft Grönlands entscheiden, sagt Politikwissenschaftler Michael Paul. Ein Kauf der Insel würde einem neuen Kolonialismus gleichkommen.07.01.2025 | 9:14 min

    Grönländischer Regierungschef äußert sich klar

    Auch der grönländische Regierungschef Múte B. Egede hat seine Sicht der Dinge klargemacht. Dem dänischen Rundfunksender DR sagte er:

    Grönland gehört den Grönländern. Das möchte ich einfach wiederholen.

    Múte B. Egede, Regierungschef Grönlands

    Mette Frederiksen, Ministerpräsidentin von Dänemark, schloss sich ihm an und sagte dem Sender TV2, sie habe nicht die Fantasie, sich vorzustellen, dass Trumps Pläne für Grönland jemals umgesetzt werden könnten. Sie erinnerte ebenfalls daran, dass "Grönland den Grönländern gehört".
    Nicole Diekmann
    Donald Trump hat die Nato-Partner aufgefordert, ihre Verteidigungsausgaben stark zu erhöhen. Nicole Diekmann über die Reaktionen der Bundesregierung.08.01.2025 | 1:08 min

    EU: Verteidigungsklausel würde bei Angriff auf Grönland greifen

    Die Europäische Kommission wies Trumps Drohungen als "sehr hypothetisch" zurück. "Es geht glücklicherweise um eine sehr hypothetische Frage", sagte die Kommissionssprecherin Paula Pinho am Mittwoch vor Journalisten in Brüssel.
    Sie stellte allerdings klar, dass auch im Falle eines Angriffs auf Grönland eine gegenseitige Verteidigungsklausel der 27 Mitgliedsländer der Europäischen Union greifen würde. "Für uns ist klar, dass die Souveränität der Staaten respektiert werden muss", fügte die für Außenpolitik zuständige Sprecherin Anitta Hipper hinzu.

    Barrot: Ära, in der das Recht des Stärkeren gilt

    "Es steht außer Frage, dass die EU es zulässt, dass andere Nationen der Welt, egal wer sie sind, ihre souveränen Grenzen angreifen", sagte der französische Außenminister Jean-Noël Barrot dem Sender France Inter. "Wenn Sie mich fragen, ob ich denke, dass die USA Grönland erobern werden, lautet die Antwort nein." Und weiter:

    Sind wir in eine Ära eingetreten, in der wieder das Recht des Stärkeren gilt? Ja.

    Jean-Noël Barrot, Außenminister Frankreichs

    Man müsse aufwachen und sich auf eine Welt vorbereiten, in der das Recht des Stärkeren gilt.
    Quelle: AFP, dpa, ZDF

    Mehr zu Trumps Forderungen