Belarusischer Oppositioneller:Tichanowskaja: Inhaftierter Mann wohl tot
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In einem anonymen Schreiben erhielt die belarussische Oppositionelle Swetlana Tichanowskaja die Mitteilung, ihr Mann sei in Haft gestorben. Einen Beweis dafür gibt es jedoch nicht.
Tichanowskaja erhielt nach eigenen Angaben eine Nachricht über den Tod ihres Mannes.
Quelle: dpa
Die im Exil lebende belarussische Oppositionsführerin Swetlana Tichanowskaja hat nach eigenen Angaben eine anonyme Nachricht erhalten, dass ihr Mann im Gefängnis gestorben sei.
Der 44-jährige Sergej Tichanowski, ein bekannter Blogger und oppositioneller Aktivist, wurde im Jahr 2020 in Belarus verhaftet, nachdem er Pläne verkündet hatte, bei den Präsidentschaftswahlen gegen Staatschef Alexander Lukaschenko anzutreten.
Anschließend entschloss sich seine Frau, Lukaschenko an seiner statt bei den Wahlen die Stirn zu bieten - und brachte große Menschenmengen auf die Straßen, die ihre Bewerbung unterstützten.
Viele glauben an gefälschtes Wahlergebnis
Das offizielle Ergebnis bescherte Lukaschenko eine sechste Amtszeit. Von der Opposition und dem Westen wurde es als gefälscht zurückgewiesen. Nach den Wahlen brachen beispiellose Massenproteste aus. Unter dem Druck der Behörden verließ Tichanowskaja das Land. Ihr Mann wurde später zu 19 Jahren und sechs Monaten Haft verurteilt.
Vorgeworfen wurde ihm die Organisation von Massenunruhen. Der Nachrichtenagentur AP sagte Tichanowskaja, sie habe seit März keine Nachricht von ihrem Mann erhalten. Briefe an ihn würden nicht mehr zugestellt und sein Anwalt habe ihn nicht sehen dürfen. Sie teilte schriftlich mit:
Tichanowskaja fordert Lebenszeichen ihres Mannes
Sie habe keinen Beleg, dass der Inhalt des anonymen Schreibens der Wahrheit entspreche, sagte sie, forderte aber die Behörden auf, "Beweise zu erbringen, dass Sergej am Leben ist, und ihn zu zeigen".
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Schicksale weiterer Oppositioneller unbekannt
Tichanowski ist nicht der einzige eingesperrte Oppositionelle, dessen Schicksal unbekannt ist. Fast 70 Tage sind vergangen, seit jemand zuletzt von Viktar Babaryka hörte, einem früheren Banker, der ebenfalls plante, bei den Präsidentschaftswahlen 2020 anzutreten.
Auch über Maria Kolesnikowa, Babarykas Wahlkampfleiterin, gab es seit fünf Monaten keine Neuigkeiten mehr. Nach Angaben der belarusischen Menschenrechtsgruppe Wjasna befinden sich derzeit 1.501 politische Gefangene in dem Land hinter Gittern.
Quelle: AP
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