Baerbock besucht Südafrika: Werbung für den Westen

    Diplomatie mit Samthandschuhen:Baerbock in Südafrika: Werbung für den Westen

    von Susann von Lojewski
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    Wenn Annalena Baerbock am Sonntag nach Kapstadt und Pretoria fliegt, dann dient das vor allem einem Ziel: Die Regierung Südafrikas wieder stärker an den Westen zu binden.

    Außenministerin Annalena Baerbock
    Annalena Baerbock hat es in Südafrika mit einem Partner Russlands zu tun.
    Quelle: dpa

    Der Bundeskanzler war schon da und auch der Bundeswirtschaftminister. Deutsche Spitzenpolitiker geben sich derzeit in Südafrika die Klinke in die Hand. Es geht dabei um Energie und um wirtschaftliche Zusammenarbeit, aber im Kern geht es auch bei dem Besuch Annalena Baerbocks vor allem um eines: Die Regierung von Präsident Cyril Ramaphosa politisch nicht zu verlieren und sie zu umwerben.
    Die Zuwendung Südafrikas zu Russland hat in den letzten Monaten zu erheblichen Irritationen im Westen geführt. Erst vor wenigen Tagen führte Ramaphosa eine Delegation afrikanischer Präsidenten nach Kiew und Moskau an, um im Krieg zwischen Russland und Ukraine zu vermitteln. Allein - ohne irgendein spürbares Ergebnis.

    Südafrika: An der Seite Russlands

    Ende August wird Präsident Wladimir Putin zum BRICS-Gipfeltreffe in Durban erwartet. Die Konferenz des Staatenbundes zwischen Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika steht unter politischer Immunität. Nur so konnte verhindert werden, dass Wladimir Putin, gegen den ein internationaler Haftbefehl vorliegt, verhaftet wird. Warum aber sieht Südafrika sich so sehr an der Seite Russlands?
    "Die langjährige Regierungspartei ANC verfolgt mit der Bindung verschiedene Interessen," sagt Inge Herbert, Regionalbüroleiterin Subsahara Afrika der Friedrich-Naumann-Stiftung in Johannesburg. "Zum einen erhält der regierende ANC hohe Geldsummen von einem Putin-nahen russischen Oligarchen. Zum anderen sind viele Parteimitglieder der Sowjetunion und ihrem Nachfolgestaat Russland noch immer ideologisch eng verbunden."
    Xi Jingping Chinas Präsident
    Trotz des Ukraine-Kriegs stehen viele Länder an Russlands Seite. Die ZDF-Korrespondenten wollen herausfinden, warum. Eine Spurensuche in China, Brasilien, Südafrika und Thailand.22.02.2023 | 62:37 min
    Tatsächlich wurden viele ANC-Kämpfer im Kampf gegen das weiße Apartheid-Regime in der früheren Sowjetunion ausgebildet. In Moskau, aber auch in Kiew - nur möchte man in Pretoria gerne vergessen, dass auch die Ukraine einmal Teil der Sowjetunion war.
    Thami Ntenteni war selbst als junger ANC-Mann in beiden Städten und sympathisiert immer noch mit der Politik Putins: "Auch wenn es jetzt Russland ist, und auch wenn es jetzt diese Implosion gibt, betrachten wir die Russen immer noch als die, die uns geholfen haben - und die an unserer Seite standen in den schwierigsten Zeiten. Das können wir nicht einfach ignorieren."

    Deutschland ist wichtiger Handelspartner

    Wirtschaftlich kommt Russland nicht annähernd an die Wirkkraft Deutschlands in Südafrika heran. Die Bundesrepublik ist drittgrößter Handelspartner, viele mittlere Unternehmen, aber auch Großkonzerne wie Siemens oder BMW haben Werke am Kap. Gleichzeitig ist die Infrastruktur des Landes marode - akute Stromkrisen, Wasserausfall sowie Kriminalität beherrschen den Alltag.
    Gerade in Sachen Energie sieht der Forscher Gustavo de Carvalho vom South African Institute for international affairs eine Chance für die deutsch-südafrikanischen Beziehungen: "Auch wenn die Länder in bestimmten Fragen unterschiedlicher Meinung sind, müssen die Beziehungen in erster Linie positiv bleiben. Die anhaltende Stromkrise hat unsere Wirtschaft stark beeinträchtigt. Dennoch hat sie auch Investitionen in grüne Energie angeregt, ein Sektor, in dem Deutschland ein führender Akteur ist."

    Baerbock hat strategische Interessen

    Auf dem Programm der Bundesaußenministerin stehen jetzt eher "softe" Themen: der Besuch einer Ausstellung, Treffen mit der LGBTQI-Community. Baerbocks Interesse ist vor allem ein strategisches: Südafrika nicht an die Russen zu verlieren und deutsche Außenpolitik gleichzeitig für die Zukunft aufzustellen.
    Nächstes Jahr sind im Land am Kap Wahlen. Dann könnte der alleinregierende ANC seine Macht verlieren. "Eine neue Koalitionsregierung könnte versuchen, die Scherben aufzusammeln und das Land Stück für Stück wiederaufzubauen", so Inge Herbert von der Naumann-Stiftung, "Mit transparenter und effizienter Regierungsführung könnten die großen Potentiale des Landes endlich genutzt werden."