Trump stoppt Auslandshilfe der USA im Kampf gegen HIV
Trump friert HIV-Hilfe ein:Angst in Südafrika wegen Medikamentenstopp
von Verena Garrett, Johannesburg
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Die US-Regierung hat ihre Ausgaben im Kampf gegen Aids in ärmeren Ländern gestoppt. Auch vorrätige Medikamente sollen nicht mehr ausgegeben werden. Für Betroffene eine Katastrophe.
Die Trump-Regierung hat ihre HIV-Hilfe in ärmere Länder eingestellt. Auch Südafrika ist betroffen: HIV-positiven Menschen fehlen jetzt lebenswichtige Medikamente.
Quelle: AP
"Damit hätte ich nie gerechnet, ich weiß nicht, was ich sagen soll", Mpho Mbeki sitzt auf dem Sofa und kann ihre Tränen nicht zurückhalten. Die 36-jährige ist HIV-positiv, sie engagiert sich als Aids-Aktivistin in einer Kleinstadt im Osten Südafrikas.
Es sind hauptsächlich junge Mädchen und Frauen aus den Armenvierteln, um die sie sich kümmert - die, die in Südafrika am meisten von der Gefahr einer HIV-Infektion betroffen sind. Mpho lebt seit 17 Jahren mit dem Virus und mit antiretroviralen Medikamenten, die das Virus unterdrücken.
Sie hätte keinen HIV-negativen Ehemann, und sie hätte keine Kinder, die HIV-negativ sind, sagt Mpho:" Mit antiretroviralen Medikamenten können wir die Krankheit in Schach halten und garantieren, dass wir sie nicht auf andere übertragen."
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Eine HIV-Infektion wird in der Regel mit einer Kombinationstherapie, bestehend aus mehreren "antiretroviralen" Medikamenten, behandelt – die sogenannte antiretrovirale Therapie (ART). Antiretroviral heißt, dass das Medikament gegen das "Retrovirus" HIV wirkt. Meist wird mit Kombinationen von drei, manchmal auch nur zwei Wirkstoffen behandelt, um das Virus davon abzuhalten, sich zu vermehren und eine Resistenzentwicklung der Viren zu vermeiden.
Finanzierungspause bringt Millionen Menschen in Gefahr
Trump hatte am Tag seiner Vereidigung eine 90-tägige Pause für ausländische Entwicklungshilfe angeordnet, um deren Effizienz und Übereinstimmung mit der US-Außenpolitik zu überprüfen. Davon betroffen ist auch der Kampf gegen HIV.
Die USA engagieren sich bereits seit 2003 in großem Maßstab gegen Aids. Damals initiierte US-Präsident George W. Bush das Programm PEPFAR - den "President’s Emergency Plan for AIDS Relief". 110 Milliarden US-Dollar sind seither in das Programm geflossen, Schätzungen zufolge hat es 26 Millionen Leben gerettet. Doch nun dürfen lokale Organisationen offenbar nicht einmal mehr die bereits vorliegenden Aids-Medikamente ausgeben, die mit US-Geldern beschafft wurden.
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Die Finanzierungspause werde "Millionen von Leben in Gefahr bringen", hatte die International Aids Society (IAS) bereits in der vergangenen Woche gewarnt.
Am 27. Mai 2003 wurde der United States Leadership Against Global HIV/AIDS, Tuberculosis, and Malaria Act of 2003 in Kraft gesetzt. Damit wurde der President’s Emergency Plan for AIDS Relief (PEPFAR) ins Leben gerufen - das weltweit größte Gesundheitsprogramm für eine einzelne Krankheit. In 55 Ländern unterstützt PEPFAR die lebensrettende antiretrovirale Therapie für 20,6 Millionen Menschen, darunter 566.000 Kinder mit HIV (Stand: 30. September 2024).
Südafrika: Höchste HIV-Rate weltweit
Südafrika ist das Land mit der weltweit höchsten Zahl von Menschen, die mit HIV infiziert sind. Im Jahr 2023 lebten in dem Land rund 7,5 Millionen Menschen im Alter von über 15 Jahren mit dem Virus; 4,9 Millionen von ihnen waren Frauen, das sind 65 Prozent. Junge Frauen und Mädchen im Alter zwischen 15 und 24 Jahren sind laut UNAids - dem gemeinsamen UN-Programm zur Bekämpfung von HIV/Aids - unverhältnismäßig stark betroffen.
Viele HIV-Infizierte rechnen jetzt mit einer abrupten Unterbrechung ihrer Behandlung - obwohl die lebenswichtigen Medikamente auf sie warten. Mpho Mbeki hat ihren nächsten Termin in der Klinik nächsten Monat - im Februar -, um ihre Medikamente abzuholen:
Ohne Behandlung steigt die Viruskonzentration bei HIV-Infizierten schnell an, wodurch das Immunsystem geschwächt wird und die Wahrscheinlichkeit steigt, dass sie das Virus auf andere übertragen. Jede dritte Schwangere dürfte HIV an ihr Kind und damit in die nächste Generation übertragen.
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Gesundheitsprogramme stoppen Arbeit
Es sind nicht nur Einzelpersonen, die abrupte Einstellung der Auslandshilfe aus den USA könnte verheerende Auswirkungen auf die südafrikanischen Gesundheitsdienste haben, insbesondere auf die Behandlung und Unterstützung von HIV-Infizierten in ländlichen Gegenden. Mehrere südafrikanische Gesundheitsprogramme haben angekündigt, dass sie ihre Dienste aufgrund der von den US-Geldgebern verhängten Arbeitsstopps einstellen müssen, darunter das Wits Reproductive, Health and HIV Institute's (RHI) Key Populations Programme und Engage Men's Health in Johannesburg.
Viele HIV-Patienten laufen Gefahr, von der lebensrettenden Versorgung abgeschnitten zu werden.
Die USA wollen künftig nur noch Auslandshilfen freigeben, die im Einklang mit der Agenda von Präsident Trump stehen. Berichte dazu bestätigte nun das US-Außenministerium.
mit Video
Trump hatte bei Amtsantritt angekündigt, die USA wollten "nicht mehr blind Geld verteilen". Die Ausgaben der US-Regierung sollten vielmehr daran bemessen werden, ob sie Amerika "sicherer, stärker und reicher" machten.
Mpho Mbeki hofft auf eine schnelle Lösung: "Trump ist so weit weg und ich glaube nicht, dass er sich darum kümmert, dass es all diese einzelnen Menschen gibt, die von seinen Entscheidungen betroffen sein werden."
Sie hat große Angst vor der Zukunft.
Verena Garrett ist Korrespondentin im südlichen Afrika und Studioleiterin im Auslandsstudio Johannesburg.
Quelle: dpa
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