Schweiz vor der Wahl:Das Erfolgsrezept der Rechtspopulisten
von Eva Schiller
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Die Schweiz vor einem Mini-Rechtsruck: Umfragen zufolge wird die SVP ihren Vorsprung ausbauen. Seit 2003 sind die Rechtspopulisten stärkste Kraft. Was ist ihr Erfolgsrezept?
Reich und ungeniert: SVP-Patriarch Christoph Blocher
Quelle: dpa
Mit übergroßen Kuhglocken auf den Schultern laufen SVP-Anhänger in die Sportarena, überall wehen Schweiz-Fahnen, dazu klingt Aperschnalzen, das rhythmische Knallen von Peitschen: Mit einer folkloristischen XXL-Wahlkampfshow feiern die Schweizer Rechtspopulisten sich selbst.
Dabei Ehrengäste: der volksnahe Patriarch der Partei und Ideengeber Christoph Blocher mit seine Tochter Magdalena. Blocher hat die Partei geprägt wie kein anderer, stellt quasi Teil 1 des SVP-Erfolgsrezepts dar.
Was macht die SVP so erfolgreich? Drei Gründe für den Erfolg
Schweiz: Der Erfolg der SVP
Am Sonntag wählt die Schweiz ein neues Parlament. Umfragen zufolge dürfte die rechtspopulistische SVP wieder mal gewinnen, diesmal sogar mit Abstand.
18.10.2023 | 2:14 min
1. Der Patriarch Christoph Blocher
Der 82-jährige Blocher ist einer der reichsten Schweizer, ein hemdsärmeliger Pastorensohn, der für jede Zielgruppe die richtigen Worte findet. Er gilt als Anwalt der Schweizer Urwerte: Unabhängigkeit; Neutralität und direkte Demokratie.
Und er hat den Schwenk der SVP eingeleitet: von einer Bauern- zur nationalkonservativen Protestpartei, die bis in die bürgerliche Mitte reicht. Und nicht zuletzt finanziert er auch diesmal den Wahlkampf.
2. Oppositions-Krawall trotz Regierungsverantwortung
Schon seit 2003 ist die SVP stärkste Kraft in der Schweiz und schafft dabei einen Spagat - Teil 2 des Erfolgsrezepts: Sie regiert zwar mit, schlüpft im Wahlkampf aber in die Oppositionsrolle, baut auf Hass und Hetze gegen Einwanderer.
Auf Wahlwerbung tropft von einem Messer Blut, dazu die Headline: "Neue Normalität: Eritreer ersticht unschuldigen Mann". Nach diesem Prinzip werden alle Nationalitäten, auch deutsche Einwanderer, kriminalisiert. Dazu das SVP-Motto des Wahlkampfs: "Keine Zehn-Millionen-Schweiz!" Die Regierung müsse handeln gegen Masseneinwanderung - dabei ist die SVP selbst Teil der Regierung.
"Wenn wir den Wahlkampf anschauen, dann klingt die SVP sehr ähnlich wie die deutsche AfD" sagt Politikwissenschaftler Michael Hermann. "Wenn wir aber die Regierungspolitik anschauen, dann klingt das doch ganz anders, dann klingt die SVP eher wie die CSU. Das hat mit dem System zu tun, man muss in der Schweiz konsensfähig sein, um zu regieren. Die SVP ist geübt in dieser Doppelrolle."
3. Anders als die AfD: Mit Volksabstimmmungen zur Volkspartei
Dazu - Teil 3 der Erfolgsstrategie: Anders als die AfD ist die SVP über Jahrzehnte gewachsen zu einer Volkspartei.
Sie lanciert in der Regierung die meisten Volksabstimmungen, vermittelt so den Eindruck, zu handeln. Oft drehen sich die Referenden um das Thema Migration. Was rechtspopulistische Parolen angeht, haben die Schweizer anders als Deutsche keinerlei Berührungsängste, kennen kaum Tabus. Das rührt auch aus der Geschichte: Die NS-Zeit wurde und wird in der Schweiz deutlich weniger aufgearbeitet beziehungsweise thematisiert. Eins vermeiden die SVP-Spitzen tunlichst: sich öffentlich mit anderen Rechtspopulisten, wie der AfD, verbünden.
Ein Insel-Phänomen bleiben - das so nur in der Schweiz funktioniert - das gehört zum Selbstverständnis der Partei.
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