Obdachlose in Paris: Verdrängung für Olymische Spiele 2024

Die Olympischen Sommerspiele - ein Fest für Paris. Aber nicht für alle: Obdachlose passten damals nicht ins Stadtbild. Daouda Sangaré bekam eine Notunterkunft der Stadt. "Während der Spiele konnten wir in einer Turnhalle schlafen", sagt er. "Aber danach hat man uns rausgeworfen, zurück auf die Straße."

Während der Sommerspiele bemühte sich Paris, die Obdachlosigkeit in der Stadt weniger sichtbar zu machen. Nun ist Olympia vorbei, die Temperaturen fallen. Hat sich die Situation für Wohnungslose in Paris verbessert?

Sangaré sagt, er schlafe aktuell unter einer Brücke mit anderen Obdachlosen. Regelmäßig, behauptet er, löse die Polizei das Camp auf. Wie jeden Mittwoch kommt er in einen kleinen Park im Osten von Paris, wo humanitäre Organisationen eine mobile Hilfsstation betreiben. Obdachlose, darunter viele Geflüchtete, werden hier medizinisch beraten, erhalten Lebensmittel und Kleidung. Paul Alauzy von der Organisation "Ärzte der Welt" leitet das Projekt. Er kritisiert die sozialen Folgen der Sommerspiele:

Dabei ist das Phänomen nicht neu. "Während Olympia soll das beste Bild eines Landes gezeigt werden", sagt der Historiker Fabien Archambault. Er ist Dozent an der Universität Panthéon-Sorbonne und hat die Geschichte der Olympischen Spiele erforscht. Probleme wie Obdachlosigkeit würden da nicht ins Bild passen. So ließe sich immer wieder beobachten, dass die Gastgeberländer versuchen, soziale Spannungen zu verdecken.

Archambault erinnert an die Olympischen Sommerspiele von 1980: "Das sowjetische Regime wollte Moskau als ideale Stadt zeigen, als Umsetzung der kommunistischen Utopie." Das sei auch mit dem Aufstieg von Olympia zu einer globalisierten Massenveranstaltung verknüpft: Die Kameras der ganzen Welt richten sich auf ein Land.

Im Vorfeld der Spiele in Paris in diesem Jahr waren Lager von Obdachlosen aufgelöst worden. Mehrere Tausend wurden in Unterkünfte in der Vorstadt oder in der Provinz geschickt. Die Regierung hatte einen Zusammenhang mit den Spielen immer wieder abgestritten; sie verweist auf die langfristige Strategie, Hilfsbedürftige auf das Land zu verteilen.

Aber einige, die kurzfristig ins Umland gebracht wurden, kommen nun offenbar zurück nach Paris. Léa Filoche von der linken Partei Génération.s ist im rot-grünen Rathaus zuständig für Notunterbringungen.

Genaue Zahlen gebe es nicht. Die Situation in Paris ist schwierig, das links-grüne Rathaus weist die Verantwortung von sich. Die Stadt bringe einige hundert Obdachlose in Notunterkünften unter, auf eigene Kosten.

Aber die Möglichkeiten seien begrenzt, vor allem finanziell. Filoche sieht die Verantwortung auf nationaler Ebene. Rechtlich ist die französische Regierung verpflichtet, allen obdachlosen Menschen in Not eine Unterkunft zu bieten. Die Regierung reagiert auf Anfrage des ZDF nicht.