Immobilien und Steuern: Wie Dubai Finanzkriminalität anzieht
Immobilien- und Steuerparadies:Warum Dubai Finanzkriminalität anzieht
von K. Belousova, C. Huppertz, M. Orosz
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Immer wieder enthüllen Leaks, wie Kriminelle in Dubai leben und dort ihr Vermögen investieren - zuletzt "Dubai unlocked". Warum führt die Spur immer wieder in das Emirat?
Giltzer, Gangster, Geldwäsche: Kriminelle aus aller Welt investieren im Glitzer-Emirat Dubai Millionenbeträge dubioser Herkunft, um Strafverfolgung und Sanktionen zu entgehen.25.09.2024 | 12:51 min
Glänzende Fassaden, feine Sandstrände, westlicher Luxus: Damit wirbt Dubai weltweit um Touristen und Investoren aus dem Ausland. Und das ziemlich erfolgreich: Unternehmer und Influencer berichten in den sozialen Medien von ihrem Luxusleben in dem Emirat.
Doch Dubais Ruf folgen nicht nur diejenigen, die dort legalen Geschäften nachgehen wollen. Zuletzt gab das Datenleak "Dubai unlocked", an dessen Auswertung auch ZDF frontal beteiligt war, exklusive Einblicke, wie viele Kriminelle - teilweise trotz internationaler Fahndung - unbehelligt in dem Golfstaat leben und Immobiliengeschäfte tätigen.
Warum zieht es sie ausgerechnet nach Dubai?
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Grund 1: Dubai liefert nicht so schnell aus
In Dubai müssen sich Kriminelle weniger Sorgen machen, von den Behörden ausgeliefert zu werden als in manch anderem Staat. Mit Deutschland haben die Vereinigten Arabischen Emirate zum Beispiel kein Auslieferungsabkommen. Das nutzte 2012 etwa ein Hamburger Radiologe. Nachdem er Krankenkassen um mehrere Millionen Euro betrogen haben soll und dies aufflog, floh er nach Dubai. Deutschlands Auslieferungsersuchen blieb erfolglos.
Mehr Erfolg hatte Indien im Jahr 2018: Damals lieferte Dubai den britischen Waffendealer Christian Michel dorthin aus. Er behauptet: Im Gegenzug dafür, dass Indien dem Emir von Dubai geholfen habe, seine geflohene Tochter Prinzessin Latifa zurück ins Emirat zu bringen. Doch solche Auslieferungen bleiben Einzelfälle.
Die ganze Geschichte der Emirate sei dadurch geprägt, unabhängig zu bleiben von den großen Blöcken, dem arabischen Raum, dem westlichen Raum, erklärt dazu Rechtsanwalt und Sanktionsexperte Viktor Winkler, der selbst in den Emiraten gelebt und gearbeitet hat.
"Ich halte es für unwahrscheinlich, dass die Emirate häufiger ausliefern werden oder umgekehrt beide Seiten USA, Deutschland, EU - mit Dubai da eine Lösung finden", sagt Winkler im Gespräch mit ZDF frontal.
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Grund 2: Dubai ist ein Steuerparadies
Einzelpersonen müssen in Dubai null Prozent Einkommenssteuer zahlen, die Mehrwertsteuer beträgt gerade einmal fünf Prozent, die Körperschaftssteuer für Unternehmen liegt bei neun Prozent. Dubai gilt als Steuerparadies und ist dabei - wie andere Steueroasen auch - intransparent. Etwa wenn es um Besitzverhältnisse von Immobilien oder Firmen geht: Die sind nicht öffentlich einsehbar. Auch das macht das Emirat attraktiv für alle jene, die ihr schmutziges Geld unentdeckt in Sicherheit bringen wollen.
Das Konzept geht auf: Im Jahr 2022 erreichte das jährliche Investitionsvolumen in Immobilien in Dubai einen historischen Höchststand von umgerechnet über 200 Milliarden Euro.
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Grund 3: Ein sicherer Hafen für Geldwäsche
"Dubai unlocked" ist das jüngste aus einer Reihe von Datenleaks, die zeigen, dass Dubai ein vergleichsweise sicherer Hafen für schmutziges Geld ist. Die Recherche legt die Besitzverhältnisse von Hunderttausenden Immobilien in Dubai offen. Darunter finden sich Drogenbosse, Waffenhändler und flüchtige Kriminelle.
Das Leak wurde dem amerikanischen Thinktank Center for Advanced Defense Studies (C4ADS) zugespielt. ZDF frontal wertete die Daten gemeinsam mit Journalisten von 73 Medien aus. Die geleakten Daten geben Einblicke in die Eigentumsverhältnisse von Immobilien im Emirat.
Informationen von öffentlichem Interesse werden unter dem Namen "Dubai unlocked" veröffentlicht. Die Recherche wurde vom Organized Crime and Corruption Reporting Project (OCCRP) und der norwegischen Finanzzeitung E24 koordiniert.
Im Datenleak taucht auch ein Deutscher auf: Eduard Seidel. Er wurde 2008 im Zuge der Siemens-Affäre wegen Bestechung ausländischer Amtsträger zu einer Bewährungs- und Geldstrafe verurteilt. Was die Ermittler damals nicht wussten: Seidel hatte 54 Millionen Franken in der Schweiz gebunkert - das flog erst 2022 durch die Recherchen von Journalisten auf. Seidel bestreitet die Vorwürfe.
Die Staatsanwaltschaft München hat Ermittlungen aufgenommen - sie laufen bis heute. Doch Seidel hat sich längst nach Dubai abgesetzt, besitzt laut "Dubai unlocked" eine Villa auf der berühmten Palmeninsel und verdient Geld durch die Mieteinnahmen zweier Wohnungen in dem Emirat.
Seidels Anwälte teilen auf Anfrage mit, dass die Verwaltung seines Vermögens ein Ergebnis seines erfolgreichen Arbeitslebens darstelle und seine private Angelegenheit sei, zu der ihr Mandant sich öffentlich nicht äußern wird.
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Die Korruptionsexpertin Maíra Martini von Transparency International kritisierte nach Veröffentlichung des Leaks, dass "zwielichtige Personen" offenbar immer noch unbelastet und ohne Ermittlungen Eigentum in den Vereinigten Arabischen Emiraten besitzen.
Der Immobilienmarkt sei der Schlüssel, um zu verstehen, was Dubai so attraktiv macht, ergänzt Winkler. "Für legale Operationen und leider auch für illegale Operationen. Sie können in einen enorm stark wachsenden Immobilienmarkt investieren, mit relativ niedrigen regulatorischen Hürden", sagt er.
Dubai lockt nicht nur Prominente und Vermögende an. Recherchen von ZDF frontal zeigen, wie Serienbetrüger, mutmaßliche Mörder und Steuerflüchtige im Luxus-Emirat investieren.
von C. Huppertz und H. Munzinger
Exklusiv
4. Westlicher Luxus - ohne westliche Sanktionen
Dubai bietet hohe Lebensstandards, eine gute Infrastruktur und westlichen Luxus. Doch es gibt einen wesentlichen Unterschied zu Europa: "Wer eine Weile dort lebt, merkt: Es ist in jeder Hinsicht - im Guten wie im Schlechten - kein westliches Land", sagt Winkler. Und das gilt auch mit Blick auf westliche Sanktionen: Dubai sei bekannt als ein Umgehungsland für EU- oder US-Sanktionen.
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So können zum Beispiel im Westen sanktionierte Russen weiter an ihren Wohnungen in Dubai verdienen: unter anderem Bekkhan Agayev. Der Abgeordnete von "Einiges Russland" wurde im Februar 2022 nach Russlands Invasion in der Ukraine von der EU sanktioniert. Auf die Mieteinnahmen der mehr als 300 Quadratmeter großen Wohnung, die er vor einigen Jahren in Dubai kaufte, hat das keinen Einfluss.
Dubai profitiere enorm vom Westen, folgen aber diesem so wichtigen Projekt Russlandsanktionen des Westens nicht, erklärt Winkler. Und ergänzt: "Das ist - vorsichtig formuliert - schon ein politischer Widerspruch. Aber rechtlich gelten die Sanktionen in Dubai nicht."
Quelle: ZDF
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