"Katastrophen-Kapitalismus":Barbuda: Nach dem Sturm kommen die Investoren
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Hurrikan "Irma" hat 2017 in der Karibik gewütet. Auf der Insel Barbuda gab es nach dem Sturm große Bauprojekte mit Luxus-Wohnungen und Golfplätzen. Die Einwohner wehren sich.
Nach dem Hurrikan "Irma" gibt es auf Barbuda umstrittene Bauprojekte.
Quelle: AP
Als Hurrikan "Irma" vor sechs Jahren Barbuda verwüstete, musste die gesamte Bevölkerung der kleinen Karibikinsel weichen. Die rund 1.600 Bewohner wurden vorübergehend evakuiert. Noch bevor der Großteil zurückkehren konnte, hatte die Regierung ausländischen Investoren Land zugesagt. US-Unternehmen erhielten die Erlaubnis, einen Flughafen und ein Luxusressort auf der Insel zu bauen, ohne dass die Bevölkerung zustimmte. Seitdem wehren sich die Inselbewohner juristisch – weitgehend erfolglos.
Letzte Instanz: Privy Council
Jetzt erhoffen sie sich vom Privy Council in London Rückendeckung. Der britische Kronrat ist die letzte Berufungsinstanz für das Commonwealth-Mitglied Antigua und Barbuda. Zwei Vertreter Barbudas kamen in dieser Woche zur Anhörung nach England: die Menschenrechts- und Umweltaktivistin Jacklyn Frank, die früher im Regierungsrat von Barbuda saß, und der Wissenschaftler John Mussington. Sie wollen grünes Licht des Privy Council, die Entscheidung ihrer – auf der Nachbarinsel Antigua sitzenden – Regierung anzufechten und damit letztlich ein Urteil, das den Gemeinden das Recht einräumt, unberührtes Land zu schützen.
Ihr Protest gilt dem Bau des Flughafens auf Barbuda ab September 2017, dem Monat, in dem der verheerende Sturm "Irma" auf die Insel traf. Die rasche Landnutzung internationaler Bauunternehmen unmittelbar in der Notlage nennen Kritiker ein Beispiel für Katastrophen-Kapitalismus. "Was sich auf der Karibikinsel Barbuda abspielt, ist ein Mikrokosmos für das, was in unserer Welt falsch läuft", schrieb UN-Sonderermittler David Boyd im Oktober auf der Plattform X.
Luxuswohnungen, Golfplatz, Beach Club
Das Vorhaben der Unternehmen PLH (Barbuda) Ltd., gegründet vom US-Milliardär John Paul DeJoria, und Discovery Land Co. mit Sitz in den USA umfasst den Flughafen und 495 Luxus-Unterkünfte. Ebenso sollen auf etwa 2,5 Quadratkilometer bislang geschütztem Land ein Golfplatz, ein Beach Club und ein Erdgasspeicher entstehen. Für viele auf Barbuda geht es nicht nur um das Projekt an sich. Sie fühlen sich übergangen und in ihrer Tradition angegriffen. Denn Jahrhunderte lang galt hier, dass das Land allen gehört.
Hurrikan "Irma" zieht im September 2017 auf die Karibik zu. (Satellitenbild, Archiv)
Quelle: reuters
Erst in letzter Zeit gab es Änderungen, die eine Privatisierung von Grund und Boden möglich machten. Aktuell wird das Land für das Flughafen- und Luxusprojekt an die Bauträger verpachtet. Doch die Menschen auf Barbuda fürchten, dass der nächste Schritt folgen könnte. Anwohner auf der noch immer stark ländlich geprägten Insel Barbuda werfen der Regierung Landnahme vor. Die wiederum weist die Kritik zurück.
Bauen ohne Genehmigung und Prüfung?
Mit der Rodung sei ohne eine Prüfung der Umweltverträglichkeit und ohne Genehmigung des Rates von Barbuda begonnen worden, erklärt Gearóid Ó Cuinn, Gründer und Direktor der Menschenrechtsorganisation GLAN in London, die die juristischen Schritte der Einwohner von Barbuda unterstützt.
„Unsere Insel ist nur noch ein Haufen Schutt", sagte der Regierungschef von Barbuda zu den schweren Schäden, die der Hurrikan „Irma“ hinterlassen hat. Fast jedes Gebäude auf der Insel sei beschädigt worden. Mindestens neun Menschen starben.07.09.2017 | 1:51 min
Es habe nicht einmal ordentliche öffentliche Versammlungen gegeben, die über den Bau informiert hätten, ergänzt GLAN-Anwältin Jasmine Rayée. Ein Antrag auf eine Baugenehmigung sei erst im November 2017 eingereicht worden – nachdem der Bau bereits begonnen habe. Zwischenzeitlich meldeten auch die Umweltbehörden von Antigua und Barbuda Bedenken an und warnten vor dem Verlust von archäologischen Stätten, vor hydrogeologischen Problemen und dem Verlust von Ackerland. PLH Ltd. hat betont, es habe gegenüber der Bevölkerung absolute Transparenz gegeben.
Quelle: AP
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