"Den nächsten Krieg verhindern":Militärexperte warnt vor Putins Plänen
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Inmitten des Ukraine-Kriegs fürchten viele bereits neue Pläne des russischen Präsidenten. Im ZDF erklärt Militärexperte Mölling, wie Putin versuchen könnte, die Nato zu spalten.
Der Analyse zufolge gehen Experten davon aus, dass Russland sechs bis zehn Jahre brauchen würde, um seine Armee so weit wiederaufzubauen, dass es einen Angriff auf die Nato wagen könnte. Die Uhr werde zu ticken beginnen, sobald die heftigen Kämpfe in der Ukraine zum Stillstand kämen. Im Gespräch mit ZDFheute live erklärt Mölling die Einzelheiten.
Sehen Sie das Interview mit Christian Mölling in voller Länge oben im Video und lesen Sie hier Auszüge. Das sagt der Militärexperte ...
... über die Hintergründe eines solchen Szenarios:
"Wir haben zwei Faktoren, die diese Kriegsgefahr ausmachen", erklärt Mölling. Zum einen liege Russlands Motivation im Ende des Kalten Krieges:
Es gibt sehr frühe Einlassungen von Putin, in denen er sich traurig zeigte, dass man durch das Ende der Sowjetunion viele Russen jetzt quasi im Ausland leben hat.
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Christian Mölling, Militärexperte
Zu der Intention, dass alte russische Imperium wiederherzustellen, komme die zunehmende Fähigkeit Russlands, industriell "nachzuziehen" und Produktionskapazitäten weiter aufzubauen.
Zurzeit stelle das zwar noch keine Bedrohung dar, da das Material im Zuge des Ukraine-Krieges verbraucht würde. Aber mit dem Ende der Kämpfe hätte Russland die neue Möglichkeit, das, was in hohem und zunehmendem Maße produziert werde, "dann wieder zu nutzen, um seine eigenen Streitkräfte wieder aufzubauen".
… dazu, woher der Kreml die Ressourcen nehmen will:
"Russland ist auf der einen Seite zurzeit ja noch in der Lage, viel Geld zu generieren aus den Einnahmen von Öl und Gas, auch wenn Europa das nicht mehr abnimmt", meint Mölling und ergänzt:
Der Rest der Welt nimmt es ab und auch zu höheren Preisen. Denn ein Effekt des Krieges ist ja, dass die Preise zwischenzeitlich gestiegen waren.
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Christian Mölling, Militärexperte
Russland könne seine Einnahmen "in einem erträglichen Rahmen halten" und sei außerdem bereit, auf Wohlstand zu verzichten, erklärt der Militärexperte. Russland könne so viel Geld in die Kriegswirtschaft stecken. Dazu käme, dass Russland in der Lage sei, pro Jahr zweimal 140.000 Rekruten auszubilden. Allein in einem Jahr rekrutiere man also 280.000 Menschen, die an Waffen ausgebildet würden, so Mölling.
… über die mögliche Strategie Russlands:
"Es geht, glaube ich, in der russischen Strategie nicht darum, die Nato quasi territorial zu schlagen", sagt Mölling und ergänzt:
Es geht darum, der Nato einen ersten Verlust zuzufügen.
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Christian Mölling, Militärexperte
Dann gehe es im Grunde darum, darauf zu warten, dass sich die Nato über die Frage spalte, ob man verteidigen werde oder aber "ein Angebot des Kremls annehmen" müsse und auf einen Teil des Gebietes verzichte. Beispielhaft führt Mölling hier das Baltikum auf. Tritt dieser oder ein ähnlicher Fall ein, sieht Mölling die Nato ernsthaft bedroht:
Wenn das passieren würde, würde über die politische Debatte die Nato möglicherweise auseinanderbrechen.
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Christian Mölling, Militärexperte
Russland müsste so, erklärt Mölling, nicht mehr militärisch gewinnen, "sondern die Nato, die zurzeit militärisch noch ein Problem für Russland darstellt, würde quasi zerfallen und man hätte es mit vielen Einzelstaaten zu tun". Das sei das größte Risiko.
Quelle: DGAP
... ist Forschungsdirektor der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik (DGAP) in Berlin und leitet dort das Programm Sicherheit, Verteidigung und Rüstung. Er forscht und publiziert seit über 20 Jahren zu den Themenkomplexen Sicherheit und Verteidigung, Rüstung und Technologie, Stabilisierung und Krisenmanagement. Für ZDFheute analysiert er regelmäßig die militärischen Entwicklungen im Ukraine-Konflikt.
… über die Verteidigungsfähigkeit der Nato:
Zurzeit sei es noch so, dass große, wichtige Staaten in Europa, die vor allem in Westeuropa liegen, die schnellen und hohen Investitionen scheuten, so Mölling.
Das, was an "Kriegsniveau, Kriegsfähigkeit oder Verteidigungsfähigkeit" notwendig sei, um Russland von einem Angriff abzuhalten oder im Angriffsfall bereits an der Nato-Grenze stoppen zu können, sei zurzeit nicht gegeben. Es fehle an Material, Soldaten und vielen Kleinigkeiten, so Mölling.
Europa ist also insgesamt nur auf einem sehr niedrigen Niveau derzeit verteidigungsfähig.
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