Rapid Viking 2023: Warum die Luftwaffe in Island trainiert

    Rapid Viking 2023:Warum die Luftwaffe in Island trainiert

    Jan Schneider
    von Jan Schneider
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    Die Bundeswehr trainiert das schnelle Verlegen von Soldaten und Kampfjets nach Island. Warum die Arktis immer stärker in den Fokus der Nato rückt.

    Rapid-Viking-Übung der deutschen Luftwaffe
    Ein Eurofighter fliegt bei der Übung "Rapid Viking 2023" über Island.
    Quelle: dpa

    Was machen sechs deutsche Eurofighter-Jets und 30 Soldaten der Luftwaffe auf einem militärischen Stützpunkt in Island? Was die Bundeswehr gerade abhält, nennt sich "Rapid Viking 2023" und ist eine zweiwöchige Übung, bei der gezeigt werden soll, wie schnell Truppen in Island einsatzbereit sein können. Zum ersten Mal seit mehr als zehn Jahren trainiert die Luftwaffe damit wieder in Island.

    Was passiert bei "Rapid Viking 2023"?

    Mit der Übung soll gezeigt werden, wie schnell die deutsche Luftwaffe in Island handlungsfähig sein kann. Innerhalb einer Woche wurde die gesamte für die Übung benötigte Ausrüstung zusammen mit Personal und Waffensystemen verpackt und nach Reykjavík geflogen. Zwei A400M-Flugzeuge brachten so 25 Tonnen Material und Personal nach Island.
    Ziel ist es, mit möglichst wenig Personal und Ressourcen maximal effektiv zu sein. Bei anderen Übungen werden laut der Bundeswehr "zwischen 130 und 150 Tonnen Material transportiert". Das entspricht einem Materialwert von bis zu 20 Millionen Euro. Bei "Rapid Viking" ist nur Material im Wert von bis zu zwei Millionen Euro involviert.
    Verlegeplan "Rapid Viking 2023"
    Verlegeplan der Übung "Rapid Viking 2023".
    Quelle: Bundeswehr/Kristin Schönbeck

    Die Rapid-Viking-Übung sei eine Gelegenheit für die Luftwaffe, zu demonstrieren, wie sie "mit Überschallgeschwindigkeit" nach Reykjavik vordringen könne, sagte Generalleutnant Ingo Gerhartz, der Stabschef des Dienstes. Vor Ort sollen die Staffeln des taktischen Luftwaffengeschwaders 73 "Steinhoff", die vom Fliegerhorst Laage südlich von Rostock nach Island verlegt wurden, mehrere Übungsflüge durchführen.

    Island ist seit 1949 (Gründungs-)Mitglied der Nato. Als einziges Nato-Mitglied besitzt Island aber bis heute keine Streitkräfte. Neben der Küstenwache gibt es lediglich eine kleine Einheit für Kriseneinsätze. Als Beitrag zum Verteidigungsbündnis stellte Island im Kalten Krieg Gebiete zur militärischen Nutzung zur Verfügung. Nach Ende des Kalten Krieges wurde die Militärpräsenz der Nato in Island auf ein Minimum reduziert. Die Bundeswehr hatte bis dato zweimal (2010 und 2012) je sechs Jagdflugzeuge des Typs "Phantom F-4F" in Island stationiert.

    Quelle: Bundeswehr

    Warum engagiert sich die Nato im arktischen Raum?

    Island ist für die Nato von großer geostrategischer Bedeutung für den Einfluss im arktischen Raum. Ein Gebiet, das die Bundesregierung als "eine Schlüsselregion der Weltpolitik" bezeichnet, deren "ökologische, ökonomische und politische Bedeutung für die internationale Gemeinschaft" stetig steige. Ein Grund dafür: Der Klimawandel. Das Abschmelzen der Eiskappen verändert die geopolitische Situation in der Arktis enorm.

    Neueste Studien zeigen, dass die Arktis sich rund viermal schneller erwärmt als die Erde im weltweiten Mittel.

    Volker Rachold, Leiter des Deutschen Arktisbüros

    Durch den Klimawandel werde die Arktis also viel leichter zugänglich, erklärt Volker Rachold, Leiter des Deutschen Arktisbüros am Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung. Das Schmelzen des Eises ermöglicht so den Zugang zu wertvollen Ressourcen auf dem Land und im Meeresboden, lukrativen Schifffahrtswegen und neuen Fischfanggebieten.

    Heißhunger auf Bodenschätze am Nordpol

    Die Bodenschätze der Arktis sind einer der Hauptgründe, warum Experten in den nächsten Jahren zunehmende geopolitische Spannungen in der Region erwarten.
    Schätzungen zufolge befinden sich etwa 13 Prozent der weltweiten Erdöl- und etwa 30 Prozent der Erdgasreserven in arktischen Gebieten. In Grönland finden sich außerdem große Mengen an Seltenen Erden - ein Grund, warum Ex-US-Präsident Donald Trump die Insel 2019 von Dänemark abkaufen wollte.
    Auch Russland - das große Teile seines Reichtums den arktischen Bodenschätzen verdankt - will schon lange seinen Anspruch auf die Polarregion geltend machen. Bereits 2007 hatte ein U-Boot eine russische Flagge in 4.000 Meter Tiefe am Meeresboden des Nordpols platziert. Bei der UN haben aktuell neben Russland auch Kanada und Dänemark Anspruch auf den Nordpol angemeldet.
    Eisbär in der Arktis
    Das Eis am Nordpol schmilzt. Das weckt Begehrlichkeiten: riesige Mengen an Bodenschätzen werden zugänglich, neue Handelswege möglich.04.04.2023 | 28:05 min

    China sucht neue Handelsrouten

    Interessant sind auch neue Handelsrouten, die sich durch die Eisschmelze öffnen: Die bislang über einen großen Zeitraum im Jahr nicht passierbaren Seewege in der Arktis werden immer länger befahrbar sein in den kommenden Jahren.

    Möglicherweise gibt es schon in 20 Jahren Tage, an denen gar kein Eis mehr im Arktischen Ozean vorhanden ist. Dadurch wird die Route sehr viel lukrativer.

    Volker Rachold, Leiter des Deutschen Arktisbüros

    Die neue Route ist vor allem in Chinas Fokus, da sie im globalen Handel zwischen Europa und Asien Zeit und Geld sparen würde.
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    Die „neue Seidenstraße“ soll China zur Weltmacht Nummer 1 machen. Über ein globales Handelsnetzwerk entlang 65 Länder können so knapp Zwei Drittel der Weltbevölkerung erreicht werden. Bis 2049 soll die neue Seidenstraße offiziell fertig sein. 20.11.2020 | 1:32 min

    Krieg in der Ukraine verändert die Situation

    Auch der Krieg in der Ukraine hat die Verhältnisse in der Arktis durcheinandergeworfen: Der 1996 gegründete Arktische Rat etwa wurde stets als Musterbeispiel für internationale Zusammenarbeit genannt. Dem Rat gehören neben den fünf arktischen Anrainerstaaten (Dänemark, Kanada, Norwegen, Russische Föderation, Vereinigte Staaten von Amerika) auch Island, Schweden und Finnland an. Seit dem russischen Angriffskrieg in der Ukraine hat der Rat seine Arbeit eingestellt. Auch die wissenschaftlichen Arbeitsgruppen pausieren gerade.
    Die Nato hatte nach Kriegsbeginn angekündigt, künftig stärker in der Arktis aktiv zu werden. Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg hatte damals berichtet, dass Moskau dabei sei, Stützpunkte aus Sowjetzeiten wieder zu öffnen und neue hochmoderne Waffen wie Hyperschallraketen dort zu stationieren.