Das Luftwaffenmanöver "Air Defender 23" hat nach Einschätzung der Bundeswehr kaum zu Störungen im zivilen Flugverkehr geführt. Die zehntägige Übung mit 250 Flugzeugen aus 25 Ländern sei "absolut reibungslos" verlaufen, sagte der Inspekteur der Luftwaffe, Generalleutnant Ingo Gerhartz, an diesem Freitag auf dem Luftwaffenstützpunkt Jagel in Schleswig-Holstein.
Dank der guten Planung der Deutschen Flugsicherung habe es im zivilen Luftverkehr "keinerlei Flugausfälle" gegeben, Verspätungen hätten sich dort nur "im geringen Minutenbereich" bewegt. Die von der Europäischen Organisation zur Sicherung der Luftfahrt Eurocontrol prognostizierten 55.000 Verspätungsminuten pro Tag wurden deutlich unterschritten, so die Deutsche Flugsicherung.
90 Prozent der geplanten Militärflüge starteten
Insgesamt sei das Manöver "ein voller Erfolg" gewesen, sagte Gerhartz. Es habe belegt, dass die Verbündeten in der Lage seien, innerhalb weniger Tage große Mengen an militärischem Material zu verlegen und eine zweiwöchige Großübung dann auch durchhalten könnten. Deutschland habe dabei von den Verbündeten viel Lob für die Organisation des Manövers erhalten.
Von 2.000 geplanten Flügen hätten letztlich 1.800 tatsächlich stattgefunden, sagte der Luftwaffen-Inspekteur. An einem Tag seien die Maschinen wegen Gewittern sicherheitshalber am Boden geblieben. "Eine Erfüllung von 90 Prozent ist immer noch bei solchen Großübungen ein Spitzenwert", sagte Gerhartz. Im Ernstfall würden die Maschinen natürlich auch bei Gewittern fliegen.
Einige Schwierigkeiten am Anfang
Ein wichtiges Ziel der Übung sei es auch gewesen, die Maschinen und Systeme unterschiedlicher Luftwaffen in einem Datenverbund zusammenzuschließen, sagte Gerhartz. Dies sei noch nicht "am ersten Tag" gelungen, habe aber dann funktioniert. Auch in anderen Bereichen der Zusammenarbeit habe es im Laufe der Übung eine "steile Lernkurve" gegeben.
Die Vorsitzende des Verteidigungsausschusses im Bundestag, Marie-Agnes Strack-Zimmermann, bezeichnete das Großmanöver als exemplarisch für die Zukunft der
Nato.
Strack-Zimmermann: Weitere Übungen nötig
Nötig seien weitere gemeinsame Übungen, um zu trainieren, wie das eigene Territorium gegen mögliche Angriffe Russlands oder anderer Aggressoren zu verteidigen sei, forderte die FDP-Politikerin am Freitag. Die Rolle, die Deutschland als Initiator des Manövers gespielt habe, sei von allen Partnern als äußerst positiv empfunden worden.
Kampfjets, Tornados, Jagdbomber – durch das Air Defender Manöver ist im Luftraum über Deutschland derzeit einiges los. Das macht auch Lärm, doch die Anwohner sind eher begeistert, statt genervt.13.06.2023 | 1:47 min
"Deutschland hat seiner geografischen Lage und seiner wirtschaftlichen Kraft entsprechend geführt und gezeigt, dass es Fähigkeiten besitzt, auf die auch die Partner zurückgreifen können", sagte Strack-Zimmermann weiter.
Lob kam auch aus der Opposition: "Deutschland hat eine Führungsrolle eingenommen und hat bewiesen, dass Deutschland führen kann", sagte der verteidigungspolitische Vertreter der Unionsfraktion, Henning Otte (CDU), im Deutschlandfunk. Das Manöver habe deutlich gemacht, dass die Nato-Verbündeten "auch unter einer Bedrohungskulisse Russlands" Großübungen abhalten könne und das Bündnis seinem Abschreckungsauftrag gerecht werde.
Quelle: AFP, dpa