Weltfahrradtag: Warum ist die Rad-Infrastruktur so schlecht?
Weltfahrradtag:Warum ist die Rad-Infrastruktur so schlecht?
von Markus Aust
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Zu schmale Radwege, zu lückenhaftes Netz: Wer in Deutschland mit dem Fahrrad von A nach B will, hat es nicht leicht. Woran das liegt - und was dagegen getan werden kann.
Die Fahrradmobilität ist vielerorts nicht zufriendenstellend.
Quelle: dpa
In einem Moment sind sie noch da, dann verschwinden sie plötzlich ohne Vorankündigung: Sichere Fahrradwege sind in Deutschland nicht selbstverständlich. Wenig überraschend: Die Bevölkerung ist unzufrieden mit der Fahrrad-Infrastruktur in Deutschland.
Der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club (ADFC) erhebt alle zwei Jahre die wahrgenommene Zufriedenheit mit dem Rad-Angebot in der heimischen Kommune. Seit zehn Jahren sind die Deutschen konstant unzufrieden mit der Vor-Ort-Infrastruktur. Ergebnis für 2022: Schulnote 4,0.
ADFC NRW-Landesvorsitzender Axel Fell sieht Nachholbedarf:
Wettringen im Münsterland gilt als Vorreiter in Sachen Fahrradinfrastruktur. Köln hat hingegen noch aufzuholen und will bis 2035 fahrradfreundlicher werden. Der ADFC hat die besten Fahrradstädte ausgezeichnet.24.04.2023 | 1:43 min
Der Ausbau der Fahrradwege ist jahrelang verschlafen worden
Die Gründe dafür sind vielfältig. Thorsten Koska, Verkehrsforscher am Wuppertal Institut, erklärt: "
Um diese Löcher zu stopfen, bedarf es Planer in den Kommunen. Jedoch werden diese in fast allen Behörden händeringend gesucht. "In den vergangenen Jahrzehnten ist in den Ämtern sehr viel Personal abgebaut worden. Das rächt sich jetzt", so Koska weiter.
Um die niedrigen Standards anzuheben, müssten Radwege unter anderem breiter gebaut werden. Dabei ist der Platz in den Innenstädten knapp. Auch der Fachkräftemangel in den Planungsstellen wird die Verantwortlichen noch länger begleiten.
Die StVO ist ein Stolperstein
Allerdings existieren auch Probleme, die mit einfachen politischen Maßnahmen gelöst werden könnten, sogenannte low-hanging fruits. Eine davon bildet die Straßenverkehrsordnung (StVO). Denn: Sie priorisiert das Auto.
Jeder Radweg wird dabei als Eingriff in den "fließenden Verkehr" betrachtet. Verkehr meint dabei ausschließlich Autoverkehr, Fahrräder behindern nur. Um einen Eingriff rechtfertigen zu können, muss eine "Gefahr für die Sicherheit" vorliegen.
Kommunen müssen dabei aufwendige Verkehrszählungen durchführen oder Unfallstatistiken vorlegen. Kritiker bemängeln vor allem letzteres: Erst müsse es krachen, bevor sich etwas ändert.
"Wir brauchen ein modernes Straßenverkehrsgesetz"
"Die Straßenverkehrsordnung muss reformiert werden. Wir brauchen ein modernes Straßenverkehrsgesetz", fordert ADFC NRW-Landesvorsitzender Axel Fell. Die Ampel-Regierung hält im Koalitionsvertrag fest, dass sie die Straßenverkehrsordnung anpassen wolle, um "Kommunen Entscheidungsspielräume zu eröffnen."
Auch eine Senkung der erlaubten Höchstgeschwindigkeit von 50 auf 30 Kilometer pro Stunde könnte für Radfahrer Abhilfe leisten. "Durch Tempo 30 steigt nicht nur die Sicherheit an sich, sondern auch das Sicherheitsgefühl der Radfahrer. Das schafft einen Anreiz auf das Rad zu umzusteigen", so Axel Fell weiter. Auch dafür bedarf es einer Änderung der StVO.