Mit Animatroniks auch im Ozean spionieren | Terra-X-Kolumne
Terra X - die Wissens-Kolumne:Mit Animatroniks auch im Ozean spionieren
von John Downer
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Animatroniks, täuschend echt wirkende Tier-Attrappen mit Kameras, liefern erstaunliche Aufnahmen von ihren lebenden Vorbildern - mit neuen Erkenntnissen zum Verhalten der Tiere.
Wir haben schon mehrere Staffeln von "Spione im Tierreich" gedreht. Die haben an Land gespielt, und das war schon sehr schwer. Aber Animatroniks unter Wasser einzusetzen, ist etwas ganz anderes. Sie müssen wasserdicht sein, aber auch ab- und auftauchen können.
In der Terra-X-Kolumne auf ZDFheute beschäftigen sich ZDF-Wissenschaftsjournalistinnen und -journalisten wie Harald Lesch, Mirko Drotschmann und Jasmina Neudecker sowie Gastexpert*innen jeden Sonntag mit großen Fragen der Wissenschaft - und welche Antworten die Forschung auf die Herausforderungen unserer Zeit bietet.
Pottwal-Mutter kommuniziert mit Walkalb-Spion
Schwierig ist die Kommunikation mit den Spionen. Normaler Funk reicht nicht weit im Wasser. Daher haben wir Sound-Modems eingesetzt oder die Roboter so programmiert, dass einige von ihnen in Grenzen autonom agieren konnten.
Wir wollten authentisches Verhalten dokumentieren. Daher haben wir die Tiere niemals bedrängt oder verfolgt. Wir haben die Spione so programmiert, dass sie sich den echten Vorbildern nähern oder diese zu ihnen kommen konnten. Für einige Arten haben wir Jungtier-Doubles gebaut. Das ergab positive Reaktionen. Zum Beispiel hat sich eine Pottwal-Mutter sehr für unseren Walkalb-Spion interessiert und sogar begonnen, mit ihm zu kommunizieren.
Mit Animatronics natürliches Tier-Verhalten aufnehmen
Natürliches Verhalten kann man nur aufnehmen, wenn das Filmen nicht stört. Sobald ein Mensch im Wasser zu nah an der Szene ist, beeinflusst er die Tiere. Wir aber wollten ganz eng bei ihnen sein, um zu beobachten, wie sie untereinander interagieren, wie sie fühlen und denken. Das geht nur mit filmenden Attrappen, die von den Tieren als nicht störend oder sogar als Ihresgleichen empfunden werden. Am besten funktioniert es, wenn die Tiere von sich aus mit den Spionen Kontakt aufnehmen.
Beim herkömmlichen Unterwasser-Dreh kommen die Kameraleute nur selten so nah an die Tiere heran, ohne sie dabei zu stören. Oft schwimmen sie ihnen hinterher oder müssen warten und hoffen, dass beispielsweise Wale an ihnen vorbeikommen. Das war bei den Pottwalen anfangs ähnlich. Doch dann kehrte die Wal-Mutter mit ihrem Kalb um und nahm Kontakt mit unserem Animatronik auf. Dann kam ein weiterer Wal als Babysitter dazu. Das waren magische Momente. Wir waren so glücklich. Unsere Methode hatte sich bewährt.
In der Antarktis auf Kameras in Tier-Atrappen gekommen
Wir hatten stets mehrere Kameras im Einsatz: neben dem Spion auch Taucher, aber manchmal auch ferngesteuerte Kameras oder stationäre - je nach Situation und Tierart. Die Taucher mussten größtmöglichen Abstand halten, um nicht zu stören. Sie sollten die Aktionen der Spione und die Szenerie mit den Tieren filmen, aber im Notfall auch den Verlust der wertvollen Animatroniks verhindern. Und wir nutzten sehr kleine Unterwasser-Fahrzeuge, sogenannte Submersibles. Die erzeugen zwar Geräusche, stören jedoch erfahrungsgemäß die Tiere weniger als Taucher.
Als wir vor Jahren mit Pinguinen begannen, waren wir mit einem Wissenschaftler auf einer französischen Basis in der Antarktis. Man musste 30 Meter Abstand halten, um den Tieren Stress zu ersparen. Da kamen wir auf die Idee mit der Spionagekreatur, weil die Vögel auf die Attrappen nicht negativ reagierten. Und dann wurde daraus noch viel mehr …
Emotionale Verbindung für Wertschätzung von Tieren
Es war unser Ziel, durch die unmittelbare Nähe zu den Tieren das Publikum emotional Anteil daran nehmen zu lassen, dass sie in ihrer Umgebung vor den gleichen Herausforderungen stehen wie wir. Die Menschen sollen die Gefühle der Tiere in sich selbst erkennen und sehen, dass die Tiere wie wir sind - weil wir Tiere sind.
Sie haben ein Familienleben, Emotionen und Intelligenz in unterschiedlichen Formen. Wir wollen die Menschen dazu bringen, sich darin einzufühlen. Wenn sie eine emotionale Verbindung spüren, werden sie die anderen Tiere wertschätzen.
Im Tierreich finden wir Rekorde der Superlative, von denen wir Menschen nur träumen können.12.07.2023 | 6:55 min
Alle sind Teil eines größeren Ganzen
Wir alle sind Teil eines viel größeren Ganzen, wir sind Teil einer Welt, in der alles Leben auf vielfältige Weise miteinander verbunden ist. Sehen wir uns irgendwelche Individuen ganz genau an, was wir mit den Spionen versuchen, erkennen wir, wie ähnlich uns diese Tiere sind.
Es wäre schrecklich, wenn wir sie verlieren würden. Wir möchten, dass sich die Menschen emotional mit diesen Tieren verbunden fühlen, damit sie erfassen, was wir verlieren könnten und was für eine Katastrophe das wäre.
... ist ein preisgekrönter Regisseur und Tierfilmproduzent aus England, der vor allem für den raffinierten Einsatz von Technik bei seinen Filmen bekannt ist. Besonders erfolgreich war er mit Tierrobotern, die unter ihren lebenden Vorbildern mit Kameras "spionieren" und viele überraschende Erkenntnisse zum Verhalten der Tiere geliefert haben. Er ist Biologe und leitet John Downer Productions.
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