Wege aus der Plage: Neue Heimat für Stadttauben

    Wege aus der Plage:Neue Heimat für Stadttauben

    von Julian Prahl
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    Für viele ein normaler Anblick: verletzte oder tote Stadttauben. Tierschützer wollen das Leid der Tiere nicht mehr hinnehmen und fordern Städte auf, mehr für die Vögel zu tun.

    "planet e.: Streitfall Taube – verjagen oder ertragen?": Eine von Vogelschützern gerettete Taube.
    Tauben gurren laut und machen Dreck. Aber sie sind schlauer, als man denkt. Manche möchten sie gerne loswerden, andere wollen sie schützen.24.09.2023 | 28:41 min
    Anders als streunende Haustiere, für die die Kommunen verantwortlich sind und die als "Fundtiere" in städtische Tierheime gebracht werden, bekommen Stadttauben nur durch ehrenamtliche Tierschützer Hilfe. Dabei sind Stadttauben die Nachkommen ausgesetzter Brief- oder Zuchttauben und damit Haustiere und müssten ebenfalls kommunale Fürsorge erhalten - so zumindest argumentieren Taubenschützer.
    Stadttauben bleiben sich jedoch meist selbst überlassen. Infektionen, Verletzungen durch Verschnürungen oder Durchfall sind die häufigsten Probleme, mit denen die Vögel zu kämpfen haben. Als Futter finden sie vorwiegend Fast Food und Müllreste und scheiden deshalb den sogenannten "Hungerkot" aus. Dadurch kommt es zu großflächigen Verschmutzungen, die wiederum schwierig zu entfernen sind.

    Wohin mit den Tauben?

    Augsburg, Stuttgart, Aachen oder Wiesbaden haben bereits vor Jahren nach dem sogenannten "Augsburger Modell" betreute Taubenschläge eingerichtet, um Tauben von der Straße zu bekommen.
    Als Schläge eignen sich beispielsweise Container, Bauwagen oder Parkhausetagen, die man in der Nähe von Tauben "Hots-Spots" einrichtet. An die Wände werden Regale - sogenannte Nistzellen - gebaut und die Eier durch Attrappen ausgetauscht. Gefüttert wird artgerecht: Mais, Erbsen und Getreide.

    Taubenschläge gegen das Kotproblem

    Insgesamt gibt es über 50 Städte in Deutschland mit betreuten Taubenschlägen. Die Stadt Düsseldorf hat an neun Stellen in der Stadt einen Taubenschlag errichtet. In Augsburg gab es bereits vor mehr als 20 Jahren die ersten Taubenschläge.
    Die zwei Taubentürme und zehn Taubenschläge entlasten das Stadtgebiet. Auch vom Taubenkot: Ca. fünf Tonnen Kot fallen in den Schlägen pro Jahr an. Sie werden regelmäßig gereinigt und desinfiziert. Sabina Gaßner, Geschäftsführerin vom Tierschutzverein und Taubenbeauftragte der Stadt Augsburg, ist optimistisch:

    Die Situation an den Tauben-Brennpunkten hat sich entschärft und es gibt weniger Beschwerden über Stadttauben, zum Beispiel von ansässigen Geschäftsleuten.

    Sabina Gaßner, Geschäftsführerin Tierschutzverein und Taubenbeauftragte, Stadt Augsburg

    Neue Heimat Taubenschlag?

    Tauben sind eigentlich standorttreue Tiere. Brieftauben etwa seien nur bereit, von Ferne bis zu 700 Kilometer in ihren heimischen Schlag zu fliegen, weil sie nach Hause möchten, meinen Experten. Freiwillig würden sie sich nicht von ihrem bekannten Futterplatz entfernen: Das machen sich Taubenschützer zunutze.
    Die Stadttaube hat einen Aktionsradius von nur wenigen hundert Metern. In einem nahe gelegenen Taubenschlag hätten sie tagsüber einen Aufenthaltsort und sorgten für weniger Verunreinigungen in der Stadt. Andrea Scholl vom Hamburger Stadttauben e.V. weiß aus Erfahrung:

    Die Stadttaube hält sich 80 Prozent des Tages in diesem Taubenschlag auf.

    Andrea Scholl, Hamburger Stadttauben e.V.

    Taubenschutz durch Taubensteuer?

    In Hamburg möchte die Linksfraktion sogar zusätzlich zu den Schlägen eine Steuer auf Haus- und Brieftauben einführen, um Taubenschutz zu finanzieren. Taubenhalter sollen als Verursacher der Problematik zur Kasse gebeten werden.

    Das Leid der Stadttauben in Hamburg ist weitgehend menschengemacht und das bisherige Handeln der Stadt kann man nur mit untauglich und ahnungslos beschreiben.

    Stephan Jersch , Tierschutzpolitischer Sprecher, DIE LINKE

    Ob sich die Taubenhalter allerdings verantwortlich fühlen für das Heer der verwilderten Stadttauben, sei dahingestellt. Und ob die Steuereinkünfte reichen würden, ist ebenso ungewiss.

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