Konflikt im Sudan:UN finden Massengrab mit 87 Leichen in Darfur
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Die Gewalt im Sudan nimmt nicht ab. Im Gegenteil. Jetzt haben die UN in einem Massengrab in der sudanesischen Provinz West-Darfur dutzende Leichen entdeckt.
Menschen fliehen vor der Gewalt im Sudan ins Flüchtlingslager Zabout in Goz Beida.
Quelle: AP
Das UN-Menschenrechtsbüro wirft der RSF-Miliz im Sudan vor, 87 Menschen getötet und in einem Massengrab verscharrt zu haben.
In einer Mitteilung des UN-Menschenrechtsbüro hieß es, die Personen seien zwischen dem 13. und 21. Juni in Al-Dschunaina, der Hauptstadt des Bundesstaats West-Darfur, getötet worden. Bei einigen der Opfer handele es sich um Angehörige der nicht-arabischen Volksgruppe der Masalit.
Das Büro berief sich auf Berichte von Angehörigen der Opfer. Die Leichen von mindestens 87 Menschen seien "glaubwürdigen Informationen" zufolge in zwei flachen Gräbern in der Nähe der Stadt Geinina verscharrt worden.
Präsident und Vizepräsident im Machtkampf
Im Sudan war der Machtkampf zwischen Armee und RSF-Miliz im April im Zusammenhang mit einem international unterstützten Plan für den Übergang zu einer Zivilregierung eskaliert. Seitdem spitzt sich die Gewalt zu. Die Armee kämpft gegen die RSF-Miliz des ehemaligen Vizepräsidenten Mohammed Hamdan Daglo.
Karte des Sudan mit der Hauptstadt Khartum
Quelle: ZDF
Präsident Abdel Fattah Al-Burhan und Daglo hatten 2019 noch gemeinsam die Langzeitherrschaft von Diktator Omar al-Baschir beendet. Den versprochenen Übergang zur Demokratie zögerten beide allerdings hinaus.
Neben der Hauptstadt Khartum ist insbesondere die Region Darfur im Westen des Landes von Kampfhandlungen betroffen. Die seit Jahrzehnten schwelenden Konflikte zwischen ethnischen Minderheiten in der Region wie den Masalit und der Zentralregierung sind durch den Machtkampf seit April erneut eskaliert. Knapp drei Millionen Sudanesen wurden seitdem vertrieben, über 700.000 von ihnen flohen in Nachbarländer.
Die sudanesische Armee und die RSF-Miliz
Das Forschungsinstitut IISS schätzt die Stärke der Armee auf 100.000 und die der paramilitärischen Miliz Rapid Support Forces (RSF) auf 40.000 Mann. Andere Experten gehen von 100.000 Paramilitärs aus, halten jedoch die Armee ebenfalls für zahlenmäßig stärker. Bei den Kämpfen zeichnet sich bislang noch keine Überlegenheit einer der beiden Seiten ab.
Der Konflikt entzündete sich am Streit darüber, wie die Miliz in die regulären Truppen integriert werden soll. Armeechef Al-Burhan wollte die Eingliederung binnen zwei Jahren abschließen und den Paramilitärs die Rekrutierungskriterien der Armee auferlegen. Milizenchef Daglo forderte zehn Jahre Zeit für die Integration und dass seine Leute ihre Ränge behalten. Der RSF-Miliz gehören tausende Kämpfer an, die an Kriegsverbrechen in Darfur unter der Herrschaft von Ex-Diktator Omar al-Baschir beteiligt gewesen sein sollen.
Der Konflikt entzündete sich am Streit darüber, wie die Miliz in die regulären Truppen integriert werden soll. Armeechef Al-Burhan wollte die Eingliederung binnen zwei Jahren abschließen und den Paramilitärs die Rekrutierungskriterien der Armee auferlegen. Milizenchef Daglo forderte zehn Jahre Zeit für die Integration und dass seine Leute ihre Ränge behalten. Der RSF-Miliz gehören tausende Kämpfer an, die an Kriegsverbrechen in Darfur unter der Herrschaft von Ex-Diktator Omar al-Baschir beteiligt gewesen sein sollen.
Bisher kämpften die beiden Truppen gemeinsam gegen Aufständische in entlegenen Provinzen. Jetzt bekriegen sie sich auf dem für sie unbekannten Terrain der Hauptstadt Khartum gegenseitig. "Weder die Armee noch die RSF haben einen großen Anreiz, sich zurückzuziehen", sagt Aly Verjee von der afrikanischen Organisation Rift Valley Institute.
Die Paramilitärs wollten den Konflikt in die Länge ziehen, um so den Vorteil der Armee durch ihre Luftwaffe zunichte zu machen, meint Verjee. Die Armee versuche mit ihren Kampfflugzeugen, die Miliz schnellstmöglich zu schwächen.
Die Paramilitärs wollten den Konflikt in die Länge ziehen, um so den Vorteil der Armee durch ihre Luftwaffe zunichte zu machen, meint Verjee. Die Armee versuche mit ihren Kampfflugzeugen, die Miliz schnellstmöglich zu schwächen.
Die US-Menschenrechtsanwältin Jehanne Henry, die den Sudan seit Jahren beobachtet, beschreibt mehrere düstere Szenarien: Wenn die Armee gewinnt, "werden Al-Burhan und seine Kumpanen die Islamisten des alten Regimes wieder einsetzen" und den internationalen Druck ignorieren, wie sie es während des jahrzehntelangen internationalen Embargos gegen Al-Baschirs Herrschaft getan hätten. Bestenfalls würden sie einige verbündete Zivilisten ernennen, um den Schein zu wahren, sagt Henry.
Einen Sieg der Paramilitärs hält die Juristin für weniger wahrscheinlich. Die Miliz "könnte den Konflikt in die Länge ziehen, indem sie sich mit anderen bewaffneten Gruppen in entfernten Provinzen verbündet".
Einen Sieg der Paramilitärs hält die Juristin für weniger wahrscheinlich. Die Miliz "könnte den Konflikt in die Länge ziehen, indem sie sich mit anderen bewaffneten Gruppen in entfernten Provinzen verbündet".
Im Norden "unterstützt Ägypten, das gerne Kolonialmacht wäre, die Armee", sagt Henry. Kairo gehe es vor allem um das Nilwasser. Im Süden verfolge Äthiopien "eigene Interessen, auch als Gegengewicht zu Ägypten" - auch hier geht es um das Nilwasser - und könnte sich deshalb auf die Seite der RSF-Miliz stellen, sagt sie.
Die Vereinigten Arabischen Emirate unterstützen - möglicherweise auch mit Waffen - die Paramilitärs, da diese für die von Saudi-Arabien angeführte Koalition im Jemen kämpften. Über die Wüsten des Tschads und Libyens, die an Daglos Hochburg Darfur grenzen, könnten Munition und Söldner zur RSF gelangen.
Das Forschungszentrum International Crisis Group befürchtet, dass sich der Konflikt auf die Nachbarländer ausweitet, weil "ethnische Gruppen, deren Heimat über die Grenzen des Sudan hinausgeht, betroffen sein könnten".
Quelle: AFP
Die Vereinigten Arabischen Emirate unterstützen - möglicherweise auch mit Waffen - die Paramilitärs, da diese für die von Saudi-Arabien angeführte Koalition im Jemen kämpften. Über die Wüsten des Tschads und Libyens, die an Daglos Hochburg Darfur grenzen, könnten Munition und Söldner zur RSF gelangen.
Das Forschungszentrum International Crisis Group befürchtet, dass sich der Konflikt auf die Nachbarländer ausweitet, weil "ethnische Gruppen, deren Heimat über die Grenzen des Sudan hinausgeht, betroffen sein könnten".
Quelle: AFP
Quelle: dpa, afp, reuters
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