Kalifornien: Giftige Alge tötet wohl Seelöwen und Delfine

    Extremereignis in Kalifornien:Giftige Algenblüte tötet Seelöwen und Delfine

    von Anna Luca Kirchhoff
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    Hunderte Seelöwen und Delfine wurden in den letzten Wochen an den südlichen Küsten Kaliforniens angespült - viele von ihnen schwerkrank oder tot. Grund soll eine giftige Alge sein.

    Das Bild zeigt einen toten Delfin am Strand von Santa Barbara.
    Ein toter Delfin am Strand von Santa Barbara.
    Quelle: AP

    An den Stränden Südkaliforniens ereignet sich laut Meeresbiologen ein Extremereignis. Täglich werden kranke oder bereits tote Seelöwen und Delfine an die Küstenlinie von Santa Barbara bis San Luis gespült. Die Naturschutzorganisationen versuchen zu helfen, aber sind überlastet. Die Zahl an erkrankten und toten Tieren sei viel höher als in den Jahren zuvor.

    "Pseudo-Nitzschia"-Alge schadet Delfinen und Seelöwen

    Eine Plage von Algen namens "Pseudo-Nitzschia" produziert das Nervengift "Domoinsäure". Dieses gelangt durch die Nahrungskette von Fischen zu Delfinen und Seelöwen. Es kann bei ihnen unter anderem zu Desorientierung, Erbrechen oder Krampfanfälle führen, welche in schweren Fällen den Tod verursachen.
    Das Nervengift wird jedoch jeden Frühling von den Algen produziert, erklärt die Biologin Michelle Kowalewski dem ZDF. Sie ist die Direktorin des Channel Islands Cetacean Research Unit, einer gemeinnützigen Organisation, die sich um gestrandete Tiere kümmert.
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    Biologin: Wetterveränderungen führen höherer Giftkonzentration

    Allerdings habe sie bereits vermutet, dass es dieses Jahr zu einer höheren Konzentration des Giftes führen könnte. Denn ein starker Sturm und auch der viele Regen im letzten Winter hätten zur Folge, dass deutlich mehr Nährstoffe von den Algen aufgenommen und diese wiederum von Tieren gefressen wurden.
    Zusätzlich sei das Rekordhoch des weltweiten CO2-Gehalts ein wichtiger Faktor. "All dieses CO2 erhöht die eigentliche Algenproduktion, denn Algen verwenden CO2 als Nährstoff. Je mehr CO2 also vorhanden ist, desto mehr Nahrung können die Algen produzieren, was wiederum zu mehr Algen führt."

    Giftstoff Domoinsäure kann sich in Muscheln und Krabben befinden

    Die Domoinsäure wirkt sich auf den menschlichen Körper nicht aus, solange sie nicht über verseuchte Meerestiere, wie Muscheln oder Krabben, aufgenommen wird. Die kalifornische Gesundheitsbehörde überwacht die Fischereien auf Giftstoffe und schließt diese dann gelegentlich.
    Vorletzte Woche warnten sie bereits vor dem Verzehr von verschiedenen Muscheln aus Santa Barbara, da sie in den Schalentieren gefährliche Mengen an Domoinsäure festgestellt hatten. Im gesamten kalifornischen Küstengebiet ist für diese Muscheln bereits eine Quarantäne in Kraft.

    Forscherin: Solch ein Delfinsterben noch nicht erlebt

    Die Algen produzieren die Säure normalerweise in den letzten zwei Wochen ihrer Lebenszeit. "Und an diesem Punkt sind wir gerade. Es werden kaum noch Tiere angespült, die noch leben oder frisch gestorben sind. Vieles deutet also darauf hin, dass die Tiere, die wir jetzt finden, schon seit mindestens ein paar Tagen bis zu einer Woche tot sind", erläutert Michelle Kowalewski.
    Trotzdem betont sie, dass sie sowas noch nie erlebt habe. Normalerweise verzeichne sie in ihrem Bereich höchstens 30 bis 40 Delfine im Jahr. Aber alleine durch die giftigen Algen seien nun in den letzten zwei Wochen 110 gestorben.

    Zukünftig auch andere Tiere betroffen?

    Wenn die Algen in den nächsten Jahren noch giftiger werden, könne es auch Auswirkungen für weitere Tiere haben:

    Es scheint, dass die Toxizität der Algen jedes Jahr zunimmt. Und wenn das der Fall ist, dann könnte das ein sehr großes Problem für mehrere Populationen sein, nicht nur für Seelöwen und Delfine, sondern auch für Vögel, Fische und andere Organismen.

    Michelle Kowalewski

    Aus Sicht der Biologin ist es zwar nicht möglich, solche Vorfälle zu vermeiden, aber es sei eine Chance mehr über die Tiere zu lernen, die sie normalerweise nur schwer erforschen könne. "Bedauerlicherweise werden wir die Sterblichkeit in der Wildpopulation nicht aufhalten können, aber wir können viel von den Tieren lernen."
    Für Strandbesucher gebe es momentan nur eine Möglichkeit zu helfen: sie sollen weiterhin die gestrandeten Tiere melden. "Bitte melden Sie weiterhin alle kranken und verletzten Meeressäuger, denn wir versuchen jeden Tag so viele Tiere wie möglich, so schnell wie möglich zu erreichen," sagt Ruth Dover vom Channel Islands Marine & Wildlife Institute.
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