Waldbrände in Kanada:Wie es der Rauch bis zu uns geschafft hat
von Leonie Georg und Laura Hoffman
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Waldbrände in Kanada verursachen eine Rauchwolke, die über den Atlantik nach Europa zieht. Klima-Forschende erklären die Ursachen und Folgen - und nennen den Klimawandel als Grund.
Seit Monaten wüten in Kanada schwere Waldbrände und noch immer sind viele Feuer nicht gelöscht. Die Auswirkungen der Brände sind aber längst kein regionales Problem mehr: Die von den Bränden ausgelöste Rauchwolke hat den Atlantik überquert und Europa erreicht.
Das der Rauch aus Kanada "wandert" und was das bedeutet, spürten die USA bereits im Juni. Städte wie New York und Washington D.C. verschwanden in orangefarbenem Smog - inklusive Rekordwerten bei der Luftverschmutzung. Garima Raheja, Doktorandin an der Columbia University in New York, die sich mit den Auswirkungen und Gesundheitsrisiken der Luftverschmutzung beschäftigt, sagt:
Rauch zieht nach Europa
Dass sich so eine gewaltige Wolke bilden konnte, die erst Nachbarstaaten und sogar Europa erreichte, war laut Raheja einem bestimmten Wettermuster geschuldet: dem Omega-Block. Luftmassen verharren an Ort und Stelle, sodass es dort heißer wird, was die Waldbrände intensivierte. Gleichzeitig konnte die Rauchwolke vom Wind nicht zerstreut werden, weswegen sie sich langsam nach Süden in die USA ausbreiten konnte. Dort erreichte die Wolke sogar Bodennähe und war somit deutlich spürbar.
In Europa bleibt die Wolke in einer höheren Atmosphäre, was laut Raheja nicht immer so sein muss. Luftbewegung sei unvorhersehbar. Grundsätzlich sei es nicht ungewöhnlich, dass verschmutzte Luft weite Strecken zurücklegt und sich auch in anderen Ländern bemerkbar macht. Raheja betont jedoch, dass solche Phänomene wie der Omega-Block eine Folge des Klimawandels sind und lokale massivste Verschmutzungen künftig häufiger und heftiger andere Orte erreichen können - auch Europa.
Riesige Rauchschwaden der Waldbrände in Kanada ziehen über den Nordatlantik nach Europa:
Herausforderungen für Klimapolitik
Auch Klimapolitik-Experte Barry Rabe erkennt in der Rauchwolke eine klare Konsequenz des Klimawandels, die Staaten vor erhebliche Herausforderungen stelle. Ein solches Problem fordere laut Rabe globale Maßnahmen und könne nicht auf lokaler Ebene gelöst werden. Das habe die Politik nun zwar begriffen, jetzt ginge es allerdings darum, zu handeln. Und dabei müsse man zusammenhalten:
Verschmutzung muss also Geld kosten. Die Vereinigten Staaten und Kanada seien große Verursacher von Treibhausgasen. Sie würden eine Menge fossiler Brennstoffe produzieren und verbrauchen. In beiden Ländern wurden laut Rabe in den letzten Jahren zwar wichtige klimapolitische Schritte unternommen, diese müssen nun aber beschleunigt werden.
Montreal hatte im Juni die schlechtesten Luftwerte weltweit:
Europa würde mit gutem Beispiel vorangehen. "Wir sehen, dass die Europäische Union beginnt, etwa im Bereich Methan eine Führungsrolle zu übernehmen", sagt Rabe. Im Gegensatz zu den Vereinigten Staaten, die zu spät und zu langsam reagiert haben, hätte Europa bereits umfassende Maßnahmen ergriffen. Beim Kohlendioxid sehe es ähnlich aus.
Zukunftsausblick
Durch Brände ausgelöste Rauchwolken, die Tausende Kilometer zurücklegen, könnten im Zuge des Klimawandels also in Zukunft häufiger auftreten. Sie verlieren auf der Reise zwar auch einen Teil der Schadstoff-Konzentration.
Doch sie bleiben ein potentielles Risiko: Sobald man mit körperlichen Symptomen wie Husten auf die Luftverschmutzung reagiert, ist laut Garima Raheja eine gesundheitliche Belastung da. Egal, wie viel Schadstoffe in der Luft sind.