Zeuge filmte Festnahme:Neuschwanstein: Ermittler suchen Bildmaterial
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Nach der tödlichen Attacke auf Touristinnen bei Schloss Neuschwanstein wird weiter über die Tatumstände gerätselt. Die Polizei hofft auf Videos - ZDF sprach mit einem Augenzeugen.
Ein Mann soll zwei Touristinnen in die Pöllatschlucht bei Schloss Neuschwanstein gestoßen haben.
Quelle: reuters
Die Ermittler hoffen nach dem tödlichen Angriff nahe Schloss Neuschwanstein auf zahlreiche Fotos und Videos aus der Umgebung des Tatorts. Diese könnten in einem speziellen Portal hochgeladen werden, teilte die Polizei mit. Auch wenn der mutmaßliche Täter oder die beiden angegriffenen Frauen nur zufällig auf dem Material zu sehen seien, könne dies bei den Ermittlungen helfen.
Darüber hinaus würden die Ermittler vor allem Spuren vom Tatort auswerten und einordnen, sagte der Polizeisprecher. Vor Ort nahe der bei Touristen beliebten Marienbrücke in Schwangau seien vorerst keine weiteren Ermittlungen geplant. Die Brücke und ihre Umgebung seien schon kurz nach dem Vorfall wieder für Besucher freigegeben worden.
Verdächtiger unter Mordverdacht in Untersuchungshaft
Nach dem Angriff war ein 30 Jahre alter Tourist aus den USA festgenommen worden. Er sitzt aktuell laut Polizei unter anderem wegen Mordverdachts in Untersuchungshaft. Er wird verdächtigt, zwei 21 und 22 Jahre alte Frauen in die Pöllatschlucht nahe dem Schloss gestoßen zu haben, nachdem er die jüngere der beiden angegriffen haben soll. Die Ermittler vermuteten, ein versuchtes Sexualdelikt könne das Motiv für den Angriff gewesen sein.
Die 21-Jährige starb nach Polizeiangaben in der Nacht nach dem Angriff im Krankenhaus an ihren schweren Verletzungen, ihre 22 Jahre alte Begleiterin wurde laut einem Polizeisprecher leicht verletzt. Der Verdächtige habe sich bei der Vorführung beim Haftrichter zwar geäußert, sagte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft. Über den Inhalt der Aussage des Mannes machte er zunächst aber keine Angaben.
Augenzeuge: Festgenommener mit Kratzern im Gesicht
Der 21-Jährige US-Student Eric Abneri, der zur Tatzeit ebenfalls im Gebiet rund um Schloss Neuschwanstein unterwegs war, konnte beobachten, wie Rettungskräfte die verletzten Touristinnen mit dem Helikopter bargen. Zunächst habe er gedacht, es handle sich um einen Kletterunfall. Doch eine "große Polizeipräsenz" auf der Brücke beim Schloss machte Abneri stutzig.
Die Polizei habe dann einen Mann mit Handschellen an ihm und seiner Reisegruppe vorbei abgeführt, woraufhin Abneri sein Smartphone zückte und die Szene filmte. Im Gesicht und am Nacken des mutmaßlichen Täters seien ihm "tiefe Kratzer" aufgefallen, sagt Eric Abneri im ZDF-Interview.
Teile des Augenzeugen-Berichts im Video:
Polizei kann mutmaßlichen Täter nach Flucht stellen
Der mutmaßliche Täter konnte nach der Tat flüchten. Die Polizei leitete eine umfangreiche Fahndung rund um das Schloss ein. Beamte aus mehreren Orten fuhren zum Einsatzort, ein Spürhund und ein Polizeihubschrauber unterstützten die Suche. Der 30-Jährige konnte kurze Zeit später in der Nähe festgenommen werden. Er blieb einen Tag in Gewahrsam, ehe Haftbefehl gegen ihn erlassen wurde.
Das US-Außenministerium erklärte, Kenntnis über den Fall zu haben. Das US-Konsulat in München beobachte die Situation genau und stehe in Kontakt mit den zuständigen Behörden, sagte Sprecher Matthew Miller in Washington. Aus Datenschutzgründen könne er aber keine weiteren Angaben machen.
Schloss Neuschwanstein zählt zu den berühmtesten und meist besuchten Sehenswürdigkeiten Deutschlands. In der Vergangenheit kamen mitunter fast eineinhalb Millionen Besucher pro Jahr zu der Sehenswürdigkeit. Im Sommer würden sich im Durchschnitt täglich mehr als 6.000 Besucher durch Räume des Schlosses drängen, berichtet die Bayerische Schlösserverwaltung.
Quelle: dpa, ZDF