Mit 94 Jahren: Tschechischer Autor Milan Kundera ist tot

    Mit 94 Jahren:Autor Milan Kundera ist tot

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    Als sein erfolgreichstes Werk gilt "Die unerträgliche Leichtigkeit des Seins". Mit 94 Jahren ist der tschechische Autor Milan Kundera nun nach langer Krankheit gestorben.

    Milan Kundera
    Galt lange Jahre als heißer Anwärter auf den Nobelpreis für Literatur: Milan Kundera.
    Quelle: AFP

    Der tschechische Schriftsteller Milan Kundera ist tot. Der 94-Jährige sei nach langer Krankheit gestorben, sagte die Sprecherin der Milan-Kundera-Bibliothek in seinem Geburtsort Brünn (Brno), Anna Mrazova, der Nachrichtenagentur AFP.

    "Unerträgliche Leichtigkeit des Seins" später verfilmt

    Kundera war im Jahr 1984 mit dem Roman "Die unerträgliche Leichtigkeit des Seins" weltberühmt geworden. Das Buch über eine Ménage à trois vor dem Hintergrund des Prager Frühlings 1968 wurde später mit den Filmstars Daniel Day-Lewis und Juliette Binoche verfilmt.
    Nach der blutigen Niederschlagung der Demokratiebewegung "Prager Frühling" war Kundera mit seiner Ehefrau, der Fernsehansagerin Vera, nach Frankreich emigriert. Von den Behörden der damaligen CSSR wurde er ausgebürgert. Ein Erfolg auch im Westen wurde das "Buch der lächerlichen Liebe" (deutsch 1986) über sieben Metamorphosen von Liebe und Sexualität. Es besiegelte den Ruf Kunderas als eines Schriftstellers, der vom Persönlichsten ausgeht, ohne dabei die großen Zeitläufe aus dem Blick zu verlieren.

    Autoren-Kollegen loben "Klarheit der Prosa"

    Kollegen wie der Schriftsteller Jaroslav Rudis bewunderten noch Jahre später die Klarheit seiner Prosa: "Bei Kundera ist unheimlich spannend, dass bei ihm kein Wort überflüssig ist." Der Verfasser von Bestsellern wie "Das Leben ist anderswo" widmete sich in zahlreichen Aufsätzen auch der Literaturtheorie. Die Existenzberechtigung des Romans umschrieb er einmal so: "Das einzige, was uns angesichts dieser unausweichlichen Niederlage, die man Leben nennt, bleibt, ist der Versuch, es zu verstehen."
    Über den Menschen hinter dem Schriftsteller Kundera ist indes nur wenig bekannt, obwohl er jahrzehntelang im Herzen von Paris wohnte. Der Romanautor sei derjenige, der "hinter seinem eigenen Werk zu verschwinden sucht", merkte er einmal an. Interviews gab er kaum. Jugendfreunde aus Brünner Tagen besuchte er nur inkognito - mit falschem Bart und Sonnenbrille. Er untersagte ihnen, mit den Medien zu sprechen. Jan Novak, der Autor einer neuen kritischen Biografie, griff auf Geheimdienstakten zurück, um die Lücken zu füllen.

    Verriet Kundera einen Westspion an Behörden?

    Bereits Ende 2008 waren Prager Zeitungen mit der Enthüllung herausgekommen, Kundera habe als Student 1950 einen Westspion an die kommunistische Polizei verraten. In einer seltenen Stellungnahme sprach Kundera von einem "Attentat auf einen Autor".
    Das Verhältnis des Schriftstellers zu seiner tschechischen Heimat galt da schon als zerrüttet. Das Gefühl des Emigranten, nicht mehr dazuzugehören, machte Kundera in "Die Unwissenheit" (2001) zum Thema. "Nostalgie ist also das von dem unerfüllten Wunsch zurückzukehren verursachte Leiden", heißt es da.
    Umso größer die Überraschung, als Kundera Ende 2019 die tschechische Staatsbürgerschaft annahm. Die Initiative ging freilich nicht von ihm selbst aus, sondern vom damaligen frankophilen Regierungschef Andrej Babis. Denn Kundera wollte nie nur als tschechischer Exil-Dichter wahrgenommen werden, der mit dem Ende des Ost-West-Konflikts an Bedeutung verloren hätte.

    Lange Jahre heißer Favorit für Literatur-Nobelpeis

    Oft wurde er als Kandidat für den Literaturnobelpreis gehandelt, doch kam es nie dazu.
    Quelle: dpa, AFP