Montabaur: Drei Tote bei Gewalttat - Ermittlungen laufen
Staatsanwaltschaft ermittelt:Drei Tote bei Gewalttat in Montabaur
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In einem Wohnhaus im rheinland-pfälzischen Montabaur sind drei Tote entdeckt worden, darunter ein Kind. Die Polizei spricht von einem "Familiendrama".
Großeinsatz der Polizei im rheinland-pfälzischen Montabaur. In einem psychischen Ausnahmezustand soll ein Mann dort mehrere Menschen getötet haben.25.01.2024 | 1:31 min
Bei einer Gewalttat in einem Wohngebiet in Montabaur sind nach Angaben von Polizei und Staatsanwaltschaft drei Menschen getötet worden, darunter ein Kind. Einsatzkräfte entdeckten außerdem den mutmaßlichen 37-jährigen Täter schwer verletzt, nachdem sie das Gebäude betreten hatten.
Polizei spricht von "Familiendrama"
Die Staatsanwaltschaft Koblenz hat ein Ermittlungsverfahren gegen den Beschuldigten eingeleitet - wegen des dringenden Verdachts des Totschlags in drei Fällen. Ihm wird zur Last gelegt, seinen 68-jährigen Vater sowie dessen 39-jährige Frau und deren dreijährigen gemeinsamen Sohn getötet zu haben, hieß es laut Mitteilung. Nach bisherigem Kenntnisstand geht die Staatsanwaltschaft von "familiären Streitigkeiten" als Hintergrund für die Tat aus. Täter und Opfer wohnten wohl im selben Gebäude. Ein Polizeisprecher sprach zuvor von einem "Familiendrama".
Die Begriffe "Beziehungstat" und "Familiendrama" sind in der Wissenschaft und in der öffentlichen Debatte umstritten. Die Deutsche Presse-Agentur (dpa) verzichtet seit Ende 2019 in ihrer Berichterstattung auf die Begriffe als eigene Formulierung. Sie würden gezielte und oft tödliche Gewalt verharmlosen, die sich vor allem gegen Frauen und teilweise gegen Kinder richtet. Zudem würden die Taten "in die Nähe eines schicksalhaften Geschehens" gerückt, wie aus der Begründung hervorgeht.
Eine Ausnahme liegt laut der dpa vor, wenn die Polizei in Mitteilungen diese Begriffe selbst verwendet. Dann müsse man die Zitate übernehmen.
Quelle: dpa
Die Lebensgefährtin des Beschuldigten habe die Polizei verständigt, nachdem dieser die Tat ihr gegenüber in einem Telefongespräch gestanden habe. Der leitende Oberstaatsanwalt teilte mit:
Mutmaßlicher Täter schießt sich in den Kopf
Hinweise darauf, dass noch weitere Menschen an der Tat beteiligt waren, gebe es derzeit nicht. Nach Eintreffen der Einsatzkräfte habe sich der bewaffnete Mann am Tatort verschanzt. Um eine Gefahr für Dritte auszuschließen, wurde der Bereich weiträumig abgesperrt. Nach mehreren Stunden Verhandlung mit der Polizei habe sich der Mann gegen Mittag in mutmaßlich "suizidaler Absicht" in den Kopf geschossen, hieß es. Er wurde schwer verletzt in ein Krankenhaus gebracht. Dort sei später der Hirntod festgestellt worden.
Derzeit steht "die Spuren- und Beweissicherung am Tatort durch Beamte der Kriminaldirektion Koblenz im Vordergrund, um den Tatablauf möglichst genau rekonstruieren zu können", erläuterte Oberstaatsanwalt Mannweiler zum derzeitigen Ermittlungsstand.
Polizei: Person in "psychischem Ausnahmezustand"
Die Polizei hatte am Morgen von einem Menschen gesprochen, der wegen eines "psychischen Ausnahmezustands" eine Gefahr für sich und andere darstellte. Eine Gefahr für Unbeteiligte schlossen die Beamten aber aus. Sie dementierte auch Gerüchte, dass weitere Bereiche der Stadt betroffen seien.
Zwischenzeitlich sei die Lage jedoch statisch gewesen. Die Polizei habe versucht, mit dem Mann eine Lösung zu finden. In einem nahen Supermarkt wurde zunächst eine Anlaufstelle für Anwohner und Schüler geschaffen. Spezialeinsatzkräfte hätten das Haus schließlich betreten und die drei Toten gefunden. Der Einsatz war nach Angaben der Polizei am Nachmittag größtenteils beendet.
In St. Leon-Rot im Rhein-Neckar-Kreis ist nach Angaben der Polizei eine Schülerin getötet worden. Der Tatverdächtige, ebenfalls ein Schüler, wurde inzwischen festgenommen.