Digitales Leben nach dem Tod dank Künstlicher Intelligenz?
Digitales Leben nach dem Tod:Unsterblich dank Künstlicher Intelligenz
von Lisa Jandi
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Der schwerkranke Berliner Michael Bommer will auch nach dem Tod für seine Familie ansprechbar sein. Deshalb hat er einen digitalen Zwilling von sich erstellt.
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Fragen der Enkel oder Urenkel beantworten, seiner Ehefrau eine Geschichte vorlesen - das möchte Michael Bommer, auch, wenn er nicht mehr am Leben ist. Er ist 61 Jahre alt und unheilbar an Krebs erkrankt. Bommer habe vor einigen Monaten mit seiner Frau zusammengesessen, in einem der teilweise traurigen Gespräche über die Zukunft:
Meine Frau sagte, weißt du, eine der Sachen, die ich wirklich vermissen werde, ist, dass ich zu dir kommen und dir eine Frage stellen konnte und du hast dir immer Zeit genommen.
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Michael Bommer
Er liegt auf dem Sofa, angeschlossen an eine Morphium-Pumpe und spricht in seinen Laptop hinein. Bommer, der selbst aus der IT-Branche kommt, trainiert seine KI. Er beantwortet Fragen zu seinem Leben, füttert sie mit seinem Wissen, seinen Erinnerungen, verschiedenen Stimmlagen. "Dazu habe ich ein Skript aus 315 Phrasen, die ich nachspreche. Das sind Sachen wie "Hey, wie geht’s" oder "Gestern haben wir Kuchen gegessen".
Teil der Familie bleiben
"Was war das Wichtigste in deinem Leben?", fragt Bommer testweise seine digitale Kopie. Die Antwort: "Das Wichtigste in meinem Leben war immer meine Familie. Außerdem war es mir immer wichtig, mich für wohltätige Zwecke einzusetzen."
Es klingt noch etwas förmlich, ohne Füllwörter und Denkpausen, doch das Original vor dem Desktop ist zufrieden. "Ich bin vor allem überrascht, wenn ich mit meiner eigenen Stimme etwas höre, was ich so noch nie gesagt habe, aber durchaus hätte so sagen können." Für ihn hat es etwas Tröstendes. Bommer würde sich freuen, wenn er durch die KI weiterhin Teil der Familie im Größeren bleibe.
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Kann KI die Einsamkeit lindern?
Seine Ehefrau Annet Bommer streicht ihrem Mann liebevoll über den Kopf: "Man hat so viele Verluste, die körperliche Nähe, die Einsamkeit, die da kommt, aber ich sage mir, ja mein Gott, vielleicht hilft mir das in manchen Situationen ja auch und die Option zu haben, finde ich okay."
Die Idee entstand, als Michael Bommer seine Freunde über seinen bevorstehenden Tod informierte. Daraufhin kontaktierte ihn ein ehemaliger Kollege aus den USA, der gerade das Start-up "Eternos" aufbaut. Das Versprechen: Weiterleben mit KI. Michael Bommer wurde sein erster Kunde.
KI könnte Trauerprozess verändern
Jessica Heesen forscht an der Uni Tübingen zum "digitalen Weiterleben". Vor allem in den USA, Großbritannien und China beobachte sie die Entwicklung der "Afterlife Industry", die auch die Art zu trauern verändere. Laut Heesen gibt es Vorstellungen von Personen in 3D.
Es könnte den Trauerprozess in der Weise verändern, dass wir ihn nicht abschließen können und dass wir nicht anerkennen können, dass eine Person verstorben ist, sondern sie immer noch weiter an unserem Leben beteiligen.
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Jessica Heesen, Wissenschaftlerin
Der digitale Michael Bommers ist vorerst nur ein Sprachmodell. Aber auch ein Avatar ist möglich, die Video-Aufnahmen dafür hat er schon gemacht.
Seine Frau Annet hat zumindest keine Berührungsängste. Sie ist sich bewusst: "Es wird Momente geben, da werde ich einfach sagen, boah, ich muss jetzt mit ihm reden." Aber sie will bei der Nutzung der KI wachsam bleiben:
Wenn ich merke, dass mir die Nutzung nicht gut tut, dann schiebe ich sofort einen Riegel vor.
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Annet Bommer
Erstmal aber nutzen beide die Zeit, die ihnen gemeinsam bleibt. Michael Bommer hat eine Lebensparty veranstaltet, sich von allen verabschiedet, ein letztes Mal mit seiner Frau getanzt. Er geht mit dem Gefühl, sie nicht ganz allein zu lassen.
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