Ingeborg-Bachmann-Preis 2023:Autorin Valeria Gordeev erhält Auszeichnung
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Die Tübinger Autorin Valeria Gordeev gewinnt Ingeborg-Bachmann-Preis 2023. Sie überzeugte die Jury mit einer Putz-Neurose.
Die Autorin und Illustratorin Valeria Gordeev
Quelle: dpa
Valeria Gordeev hat den diesjährigen Ingeborg-Bachmann-Preis gewonnen. Mit ihrem äußerst genau beobachteten und gestalteten Text eines Mannes mit Putz-Neurose setzte sich die aus Tübingen stammende Autorin am Sonntag gegen 11 Mitbewerber bei den 47. Tagen der deutschsprachigen Literatur im österreichischen Klagenfurt durch.
Bei dem Wettlesen überzeugte Gordeev die Jury mit ihrer Kurzgeschichte "Er putzt". Darin seziert sie sprachlich die Putz-Neurose eines Mannes, stellt ihn jedoch nicht als klinischen Fall dar, sondern als hingebungsvollen Menschen, der sich um seine Mutter und seine Schwester sorgt.
Gordeev-Text verändert Blickwinkel auf Alltag
So mancher werde nach der Lesung seine Wohnung nicht mehr mit demselben Blick sehen, hieß es in der Jurydiskussion. Als "Plädoyer für die Empfindlichkeit" lobte Jury-Vorsitzende Insa Wilke den Text am Sonntag.
Jury-Vorsitzende Insa Wilke über die Bedeutung des Ingeborg-Bachmann-Preises für den deutschsprachigen Literaturbetrieb.22.06.2022 | 4:13 min
In ihrer Laudatio sagte Wilke weiter, es sei ein Text, der Belastung begegne und sich weite, ohne beliebig zu sein: Die Autorin habe Humor und liebe, was sie tue. Aber sie wisse um ethische Grenzen. Sie lasse ihren Text sprechen, er vermittle, was Oberflächenspannung bedeute.
Debütroman über russische Gegenwart in Arbeit
Gordeev arbeitet seit einigen Jahren an ihrem Debütroman, der sich unter anderem mit der russischen Gegenwart auseinandersetzt. Ihre Eltern wanderten Ende der 1970er Jahre aus der Sowjetunion aus, Gordeev wurde 1986 in Tübingen geboren. Die Autorin ist auch als Illustratorin und Liedtexterin tätig.
Bei dem Literaturwettstreit lasen 12 Autorinnen und Autoren aus Deutschland, Österreich und der Schweiz von Donnerstag bis Samstag ihre Texte vor. In der siebenköpfigen Jury saßen diesmal zwei neue Mitglieder: Die deutsche Kulturwissenschaftlerin, Journalistin und Autorin Mithu Sanyal ("Identitti") und der Schweizer Literaturwissenschaftler Thomas Strässle.
Ingeborg-Bachmann-Preis für deutschsprachige Literatur
Der renommierte Literaturpreis, der an die österreichische Schriftstellerin Ingeborg Bachmann (1926-73) erinnert, ist mit 25.000 Euro dotiert und wird von der Stadt Klagenfurt vergeben. Voriges Jahr gewann ihn die aus Slowenien stammende und bei Wien lebende Ana Marwan.
Quelle: dpa