27-jähriger Eritreer verurteilt:Illerkirchberg: Lebenslang nach Messerattacke
von Eva Schiller
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Im Dezember kommt es in Illerkirchberg zu einer Messerattacke. Die 14-jährige Ece stirbt, ihre Freundin überlebt schwer verletzt. Nun hat das Landgericht Ulm ein Urteil gesprochen.
Im Mordprozess um den Messerangriff von Illerkirchberg ist ein Urteil gefallen: lebenslange Haft. Wie hat die Tat den Ort verändert - und wie lief der Prozess ab? Die Hintergründe.04.07.2023 | 10:21 min
Die Frage nach dem Warum, sie bleibt unbeantwortet - auch, wenn die Richter am Landgericht Ulm heute ihr Urteil gefällt haben: lebenslange Freiheitsstrafe für den 27-jährigen Täter aus Eritrea wegen Mordes und versuchten Mordes mit gefährlicher Körperverletzung. Er hat in Illerkirchberg nahe Ulm die 14-jährige Ece getötet, ihre 13-jährige Freundin schwer verletzt.
Darüber hinaus hat das Gericht die besondere Schwere der Schuld festgestellt und ist damit den Anträgen von Staatsanwaltschaft und Nebenklage gefolgt.
Tweet des ZDF-Studios Baden-Württemberg
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Messerattacke in Illerkirchberg: Was ist passiert?
Im Dezember 2022 macht sich die 14-jährige Ece mit ihrer Freundin auf den Weg zum Schulbus - gefolgt vom Blick der Mutter. Die beiden Mädchen gehen wie jeden Tag an der Flüchtlingsunterkunft vorbei.
Plötzlich läuft ein Mann auf sie zu. Er grüßt kurz - und sticht dann völlig unvermittelt auf die Mädchen ein. Die 13-Jährige kann nach dem ersten Stich flüchten - daraufhin attackiert der Mann Ece mit dem Messer. Sticht mehrmals auf sie ein. Dann läuft er weg.
"Die Mädchen waren einfach zur falschen Zeit am falschen Ort", so banal erklärt Staatsanwältin Nadine Schmelzer die schreckliche Tat. Er habe gedacht, die Mädchen hätten sein Messer bemerkt - sagt der Täter aus Eritrea später in der polizeilichen Vernehmung aus.
Eigentlich wollte er mit dem Messer auf das Landratsamt, dort mit Gewalt einen Pass erzwingen. Ece stirbt in der Klinik an den tiefen Stichwunden, ihre Freundin überlebt schwer verletzt.
Illerkirchberg: So hat die Tat den Ort verändert
Schon kurz nach der Messerattacke treffen wir den Kreisrat Masallah Dumlu (Grüne) in Illerkirchberg. Gegenüber ZDFheute erzählt er, wie der Mord politisch instrumentalisiert wurde, wie sich spontan Rechtsradikale unter die Trauernden mischen und Ausländerhass schüren.
Eces Eltern, sagt er, hatten die Größe, in einem offenen Brief vor Hass und Hetze zu warnen. Auch ihnen schulde man Aufarbeitung, die Probleme müssten auf den Tisch. Dumlu wirft die Frage auf:
Weiter erklärt er: "Ich denke, es würde ja schon gut tun, wenn man professionelle Unterstützung hätte in Form von Sozialarbeitern." Wie an vielen Orten lastet die Betreuung Geflüchteter hauptsächlich auf den Schultern von Ehrenamtlichen.
Die Flüchtlingshelfer und auch der Bürgermeister wurden nach der Tat bedroht, die Gemeinde ist vom Medienrummel überfordert. Bei einem Bürgerdialog im Januar wollen die Behörden den Einwohnern die Möglichkeit geben, über ihre Gefühle zu sprechen.
Da ist Wut, Angst, Unsicherheit. Nicht das erste Mal - hallt es uns entgegen. 2019 hat im Ort eine Gruppe Geflüchteter ein Mädchen vergewaltigt. Ein Täter wurde nach seiner Haft jetzt wieder hier untergebracht. Das verstehen viele nicht. Eine Einwohnerin aus Illerkirchberg erklärt:
Zudem heißt es von einer anderen Einwohnerin: "Es ist eine tiefe Enttäuschung, man hat sich hier wohl gefühlt und dass so was passieren kann, hätte ich nicht gedacht".
Prozess in Ulm: Menschen erhoffen sich Antworten
Die Menschen erhoffen sich Antworten, als dann am 2. Juni der Prozess beginnt. Der Geflüchtete aus Eritrea ist geständig, will im Prozess aber nicht aussagen. Die Eltern beider Mädchen treten als Nebenkläger auf.
"Der Prozess war von Anfang an extrem emotional", so ZDF-Reporterin Anna Gürth.
Die verletzte 13-Jährige hat einen Brief vorlesen lassen, darin schreibt sie über Ece: "Ich bin froh, dass sie meine allerbeste Freundin war" und fordert eine harte Strafe für den Täter.
Aber auch wenn der 27-jährige Geflüchtete jetzt eine lange Haftstrafe verbüßen muss, für Illerkirchberg setzt der Prozess keinen Schlusspunkt. Aber es sei wichtig, die Tat nicht zu verdrängen, sondern daraus zu lernen, findet Mashallah Dumlu. Er erklärt:
Eces Eltern haben sich gewünscht, dass die Flüchtlingsunterkunft, in der der Täter lebte, abgerissen wird. Das ist mittlerweile passiert. Dort wo Ece sterben musste, wächst jetzt eine Wiese - für alle Kinder des Ortes und Eces Geschwister.