Welternährung: Immer mehr Menschen von Hunger bedroht

    Wird die Welt zukünftig satt? :Immer mehr Menschen sind von Hunger bedroht

    von Torsten Mehltretter
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    Kriege, politische Krisen und der Klimawandel gefährden die Ernährung der Weltbevölkerung. Obwohl genug Nahrungsmittel vorhanden sind.

    "planet e.: Kriegsfolge Hunger - Wenn die Welternährung an Grenzen stößt": Mehrere Menschen stehen auf einem Platz, eine Frau beugt sich über einen Säck mit Lebensmitteln.
    Der Klimawandel, anfällige Handelsketten und jetzt der Krieg in der Ukraine – jede Krise verstärkt den Hunger in der Welt. Hat die globale Landwirtschaft ihre Grenzen erreicht?11.06.2023 | 28:29 min
    Erst am 24. Mai sammelte die UN Zusagen für eine zusätzliche finanzielle Unterstützung für die Sicherung der Welternährung in Höhe von etwa 2,4 Milliarden Dollar ein, um den Hunger am Horn von Afrika gezielt zu bekämpfen. Davon sollen 210 Millionen Euro aus Deutschland kommen.
    Das Geld ist nötig, weil Kriege, Krisen und der Klimawandel die Versorgung der Weltbevölkerung mit Grundnahrungsmitteln gefährden. Dabei ist die weltweit zur Verfügung stehende Menge der Nahrungsmittel ausreichend, gestiegene Preise und die unsichere Verfügbarkeit von Weizen, Mais oder Sonnenblumenöl werden aber zum Problem.

    Krieg in Europa - Krise auf dem Weltmarkt

    Der russische Angriffskrieg auf die Ukraine hat deutlich gemacht, wie krisenanfällig das System der globalen Verteilung von Weizen und Mais ist. Rund ein Viertel der weltweiten Weizenexporte kamen vor Kriegsbeginn aus Russland und der Ukraine.
    Nach Kriegsbeginn war lange unklar, ob die Nahrungsmittel aus den Kriegsländern dem Weltmarkt zur Verfügung stehen würden.
    Die Preise stiegen. Leidtragende waren in erster Linie Länder, die Grundnahrungsmittel am Weltmarkt kaufen müssen. Besonders hart hat es die Länder getroffen, die ihr Getreide direkt aus der Ukraine und Russland bezogen haben. Mit Anfang des Krieges blieben die Lieferungen aus. Ägypten etwa, Somalia oder auch Kenia mussten nach Alternativen suchen, bei gestiegenen Preisen.

    Problem Klimawandel

    Am Horn von Afrika herrscht die schlimmste Dürre seit 40 Jahren. Betroffen sind vor allem Nomadenstämme und Kleinbauern in Kenia, Somalia und Äthiopien. Viele leben vom Viehhandel. Ihre Tiere fressen das Gras der Savanne. Durch Dürre vertrocknet es und das Vieh verhungert. Die Menschen verlieren ihre Lebensgrundlage. Sie sind zunehmend angewiesen auf Nahrungsmittelspenden der Hilfsorganisationen.
    Doch ausgerechnet das World Food Programme, die Hilfsorganisation der Vereinten Nationen, war ebenfalls direkt durch die Folgen des Krieges betroffen. Auch die Vereinten Nationen haben einen Großteil der Nahrungsmittel aus Russland und der Ukraine bezogen.
    So ist die Zahl der durch den Krieg akut von Hunger betroffenen Menschen von 283 Millionen im Januar 2022 auf 345 Millionen im Januar 2023 gestiegen.
    Der kenianische Ökonom Ken Gichinga erwartet daher ein Umdenken in der globalen Nahrungsmittelverteilung.

    Wir hier erleben mit den Nahrungsmitteln jetzt ähnliches wie Europa bei der Energie. Die Abhängigkeit von einer Region, egal ob im Energiesektor oder bei Nahrungsmitteln, wird zum Problem.

    Ken Gichinga

    "Wir sehen jetzt, wie wichtig es ist, die eigene Landwirtschaft zu stärken", so Gichinga.

    Wie könnte die Welternährung sicherer werden?

    In Deutschland analysiert Wirtschaftswissenschaftler Lukas Kornher von der Universität Bonn die Situation der globalen Ernährungssicherheit. Um die Lebensmittelversorgung auf künftige Krisen und den Klimawandel vorzubereiten, braucht es laut Kornher ein Umdenken:

    Wir müssen die Landwirtschaft in produktionsschwachen Ländern fördern, wir dürfen nicht mehr so viele Lebensmittel verschwenden und wir müssen uns überlegen, wie viel der zur Verfügung stehenden Flächen wir wirklich für die direkte Erzeugung von Lebensmitteln nutzen wollen.

    Lukas Kornher, Wirtschaftswissenschaftler Universität Bonn

    Und wie sinnvoll es in dem Zusammenhang sei, Flächen für die Erzeugung von Bioenergie oder Fleisch zu nutzen, denn nur ein höheres Angebot an Grundnahrungsmitteln kann die Welternährung sicherer machen, sagt der Wirtschaftswissenschaftler.
    Er befürchtet, dass Krisen, die die Welternährung gefährden, in Zukunft eher verstärkt auftreten. Für die Bekämpfung des Hungers ist das eine schlechte Prognose.