Personalmangel in Freibädern:Wie die Badesaison gerettet werden kann
von Markus Aust
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Bademeister, Rettungsschwimmer, Servicekräfte: Wie in vielen Branchen mangelt es auch im Schwimmbetrieb an Personal. Mit welchen Strategien Bäder die Engpässe lösen wollen.
Auch wenn der Sommer offiziell erst am 21. Juni beginnt, ist die Badesaison schon längst eingeläutet. Strahlendes Wetter lockte in den letzten Tagen zahlreiche Besucher in die bundesweit rund 6.000 Bäder.
Im Freibad Bad Honnef begrüßt man in der Hochsaison täglich bis zu 1.000 Badegäste. Vor allem samstags und sonntags ist das Bad grundsätzlich gut ausgelastet. Dennoch wird hier an zwei Wochenenden im Juni nicht geschwommen. "Wir müssen das Arbeitsrecht einhalten und sind verpflichtet, dass die Mitarbeiter alle 14 Tage ein freies Wochenende kriegen", so Betriebsleiter Hans-Joachim Lampe-Booms.
Da wir aktuell nicht über ausreichend Fachpersonal verfügen, können wir keinen Schichtbetrieb durchführen. Deswegen bleibt das Bad an zwei Juni-Wochenenden zu.
Hans-Joachim Lampe-Booms
Deutschlandweit fehlen 3.000 Schwimmmeister
Eingeschränkter Betrieb aufgrund des Personalmangels: Bad Honnef ist kein Einzelfall. Der Bundesverband Deutscher Schwimmmeister verzeichnet ca. 3.000 fehlende Bademeister. Vor allem während der Corona-Pandemie haben Fachkräfte dem Schwimmbetrieb den Rücken gekehrt.
Auch Rettungsschwimmer werden händeringend gesucht. Viele Bäder müssen die Öffnungszeiten anpassen. Als Konsequenz fällt beispielsweise das Frühschwimmen aus.
Online-Anwerbung von Fachkräften und Quereinsteigern
In vielen Bädern bedarf es neuer Mitarbeiter. Das AGGUA Bad Troisdorf setzt zur Personalgewinnung auf eine breite Online-Präsenz. Auf der eigenen Webseite und in den sozialen Medien wird offensiv geworben und zu Recruiting-Tagen eingeladen, um sich ein Bild vom Schwimmbad und dem Team machen zu können. "Das hat insgesamt gut geklappt", resümiert Bad-Leiter Achim Kronberg.
Vor einigen Wochen hatten wir noch Schwierigkeiten, Personen in Schlüsselpositionen zu besetzen. Jetzt sind wir mit neuen Minijobbern, Teilzeit- und Vollzeitkräften gewappnet für die Freibad-Saison. Zu viele krankheitsbedingte Ausfälle sollte es aber dennoch nicht geben.
AGGUA-Betriebsleiter Achim Kronberg
In Troisdorf sind auch Quereinsteiger willkommen: Das AGGUA Bad übernimmt die Kosten für die Weiterbildung zum Rettungsschwimmer. "Wir arbeiten eng mit den DLRG-Ortsgruppen zusammen und bieten regelmäßig Seminare an", führt Kronberg fort.
Ehrenamtliche engagieren sich bei der Badeaufsicht
Das Duisburger Freibad Kruppsee, das von dem Schwimmverein Rheinhausen 1913 e.V. betrieben wird, musste bereits in der vergangenen Bade-Saison mit einer angespannten Personaldecke auskommen. Um in diesem Jahr besser aufgestellt zu sein, hat sich die Vereinsführung frühzeitig Gedanken gemacht. Der Vorstand schlug den Weg einer vereinsinternen Lösung ein.
"In unserem Verein sind mehrere Schwimmer- und Wasserballmannschaften aktiv. Irgendjemand kam dann auf die Idee, wir können doch auf unsere aktiven Sportler zugehen. Schließlich muss man denen das Schwimmen nicht mehr beibringen. Die bringen somit beste Voraussetzungen für den Job am Beckenrand mit", berichtet der 2. Vorstandsvorsitzende Claus Eilers.
Knapp 20 Schwimmer und Wasserballer haben sich umgehend gemeldet und ihre Bereitschaft signalisiert - vollkommen ohne Lohn auf ehrenamtlicher Basis. Für Jens Goldbaum, Trainer der Wasserballer, eine Selbstverständlichkeit:
Wir sind hier alle miteinander ein richtiger Verein und hier steht jeder für den anderen ein. Deswegen haben wir natürlich gesagt, dass wir den Verein in dieser Notsituation nicht hängen lassen.
Jens Goldbaum, Wasserball-Trainer
Langfristig, so die Betroffenen, bedarf es auch eines besseren Berufsimages. Fachkräfte in Bäderbetrieben zeichnet heute weit mehr aus als Goldkette und Trillerpfeife.
Markus Aust ist Reporter im ZDF-Landesstudio NRW.