Zu wenig Plätze: Frauenhäuser am Limit

    Zu wenig Plätze:Frauenhäuser am Limit

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    von Ina Baltes
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    Immer mehr Frauen, die Gewalt erfahren, suchen Schutz. Aber sie finden in Deutschland oft keine Zuflucht. Frauenhäuser sind meist voll belegt, rund 14.000 Plätze fehlen.

    Eine Frau sitzt in einem Schlafzimmer eines Frauenhauses, zu sehen sind nur ihre blonden Locken von hinten; Oberhausen; 20.11.2016
    In Deutschland mangelt es an Plätzen in Frauenhäusern. Symbolbild.
    Quelle: dpa

    Karima ist Marokkanerin und zum Studium nach Deutschland gekommen. Kurz nach der Ankunft lernt sie einen attraktiven Mann kennen. Sie heiraten nach islamischem Recht und bekommen schnell eine kleine Tochter.
    Schon vor der Geburt schlägt er sie, nennt sie "seine Sklavin" und behandelt sie auch so. Da sie finanziell von ihm abhängig ist, kann sie sich lange nicht lösen. Sie weiß einfach nicht, wohin sie gehen soll. Sie erinnert sich:

    Ich hatte immer solche Angst, wenn er nach Hause kam.

    Karima

    Irgendwann geht sie zur Polizei, die sie in ein Frauenhaus in ihrer Stadt bringt. Doch da könnte ihr Mann sie finden, also zieht sie Hals über Kopf nach Solingen, hunderte Kilometer weit weg, weil dort zufällig ein Platz in einem Frauenhaus frei wird.
    Zettel mit Aufschrift: Hilfetelefon Gewalt gegen Frauen 0800 116016
    Viel Gewalt und zu wenig Plätze05.06.2023 | 4:03 min

    Frauenhäuser: Bedarf an Plätzen ist groß

    Ein Glücksfall. Denn es gibt viel zu wenige Frauenhäuser in Deutschland. Martina Zsack-Möllmann, die Leiterin des Hauses in Solingen berichtet, dass meist nach wenigen Stunden schon ein leerer Platz wieder besetzt wird. Der Bedarf werde immer größer, weil Frauen zunehmend besser ihre Rechte kennen und sich zur Wehr setzen gegen Gewalt.



    In rund 77 Prozent der Fälle ist der Ehemann oder Partner der Täter, nach wie vor dominieren eindeutig die Fälle von männlicher Gewalt in heterosexuellen Partnerschaften.
    Viele Frauen kommen mit ihren Kindern, so dass auch die im Frauenhaus untergebracht und betreut werden müssen. Der Bedarf an verschiedensten Sozialarbeiterinnen und Betreuerinnen ist derzeit für die Frauenhäuser wegen des Fachkräftemangels schwierig zu decken – ein weiteres Problem.
    Gewalt gegen Frauen und Kinder
    Warum Frauen und Kinder noch immer nicht gut genug geschützt sind. 08.03.2023 | 12:34 min

    Mindestens 14.000 Frauenhaus-Plätze fehlen

    In Solingen jedenfalls fühlt sich Karima jetzt sicher. Zum ersten Mal, so sagt sie, habe sie hier im Frauenhaus ein zu Hause in Deutschland – ein kleines Zimmer für sich und ihre Tochter. Sie bekommt psychologische und auch ganz praktische Hilfe bei Behördengängen und schließlich auch beim Start in ihr neues Leben. Denn einen Kita-Platz, einen Job und eine Wohnung zu finden, ist für Karima eine große Herausforderung.
    Solche Hilfe wird nicht jeder Frau zuteil, die in Deutschland Gewalt erlebt. 2018 ist Deutschland der Istanbul-Konvention beigetreten. Ein bindender völkerrechtlicher Vertrag zur Verhütung und Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen und Mädchen.
    Doch die Bundesregierung kann den Standard, der dort vorgeschrieben ist, bei weitem nicht erfüllen. Rund 6.800 Frauenhaus-Plätze gibt es hierzulande, es fehlen - je nach Lesart - mindestens weitere 14.000.

    Problem ist Politik bekannt

    Die Bundesfamilienministerin kennt das Problem. Mit dem ZDF darüber sprechen möchte sie nicht. Im Koalitionsvertrag der jetzigen Regierung ist eigentlich festgehalten, dass der Bund einen einheitlichen Rechtsrahmen sichern und in die Finanzierung der Frauenhäuser einsteigen soll – bisher ist die Frauenhaus-Finanzierung ein Flickenteppich - eigentlich Sache der Länder und Kommunen und überall anders geregelt oder auch gar nicht.
    Doch jetzt erst - eineinhalb Jahre nach dem Start der Regierung Scholz - beginnen so langsam die Verhandlungen. Nicht einmal der Finanzbedarf zur Erfüllung der Istanbul-Konvention ist derzeit ermittelt.
    Hoffnung, dass in dieser Legislaturperiode eine durchgreifende Veränderung eintritt, gibt es kaum.
    Anmerkung der Redaktion: Eine frühere Version des Texts enthielt ein falsch zugeschriebenes Zitat. Der Fehler wurde korrigiert und das Zitat entfernt.

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