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Filmfestspiele in Cannes:Jung. Weiblich. Afrikanisch.
von Luis Nicolas Jachmann
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Zwei Regisseurinnen und eine Schauspielerin aus Afrika sind mit ihren Filmen im Wettbewerb in Cannes vertreten. Ein Schritt hin zu mehr Diversität?
Europa kannte sie nur von Erzählungen. Khady Mane ist gerade in Cannes angekommen. Es ist ihr erstes Mal fernab der Heimat, dem Senegal. In einem langen traditionellen Gewand betritt die Schauspielerin den Roten Teppich. Dutzende Fotografinnen und Fotografen richten ihre Objektive auf die Senegalesin.
2023 konkurrieren 21 Filme um die Goldene Palme in Cannes. Am 27. Mai werden die Preise des wichtigen Filmfestivals vergeben.26.05.2023 | 2:10 min
Mit großem Stolz in Cannes
An ihrer Seite ihr Spielpartner im Film "Banel e Adama", Mamadou Diallo. Sie spenden sich Kraft, haben Lampenfieber. Beim bedeutendsten Filmfestival der Welt. Im ZDF-Interview sagt Khady Mane:
Stolz, es nach Cannes geschafft zu haben: Schauspielerin Khady Mane aus dem Senegal
Auch für die franko-senegalesische Filmemacherin Ramata-Toulaye Sy ist der Rote Teppich an der Côte d’Azur neues Terrain, nicht aber die wundersame Aura, die Filmfestivals innewohnt. Vor zwei Jahren hatte die Regisseurin in Toronto einen Kurzfilm präsentiert, jetzt feiert ihr erster Spielfilm Premiere. Und das im wichtigsten Wettbewerb überhaupt. Dafür hat Ramata-Toulaye Sy mit Laienschauspielern am Set gearbeitet.
Liebe in Afrika - von Dürre bedroht
Ihr Debüt ist eine bildstarke Liebesgeschichte. Banel und Adama sind seit einem Jahr verheiratet. Mit ihrer Sippe leben sie in einem kleinen Dorf im Norden Senegals, das unter einer endlosen Dürre ächzt. Adama soll neues Dorfoberhaupt werden. Doch das Paar hat andere Pläne, möchte sich absondern.
Regisseurin Sy erzählt:
Als Ramata-Toulaye Sy das Drehbuch für ihren Debüt-Spielfilm schrieb, war sie noch an der prestigeträchtigen Filmhochschule "Fémis" in Paris eingeschrieben. Viele ihrer Kommilitonen und Kommilitoninnen konnten sich auf zahlungskräftige Eltern verlassen. Nicht Sy. Die groß gewachsene Drehbuchautorin ist in bescheidenen Verhältnissen aufgewachsen, als Kind nach Frankreich eingewanderter Senegalesen.
Regisseurinnen sind bei den großen Filmfestivals der Welt noch immer unterrepräsentiert. Dass gleich zwei aufstrebende Frauen vom afrikanischen Kontinent in Cannes im Wettbewerb mitmischen, ist ein Novum. Nach Jahren der männlichen Dominanz, meist aus Hollywood und Europa, öffnet sich Cannes allmählich für mehr Diversität.
Experimentalfilm: Im Griff des IS
Für Diversität steht auch der erste tunesische Wettbewerbsbeitrag seit vielen Jahren. Fast ein Jahrzehnt sind von der Idee bis zur Premiere von "Les Filles d’Olfa" verstrichen - so aufwändig war die Umsetzung dieses Experimentalfilms. Kaouther Ben Hania vermischt in ihrem Porträt einer tunesischen Familie Dokumentation und Fiktion.
Die 45-Jährige greift eine Geschichte auf, die das Land nach der Revolution von 2011 tief bewegt hat. Olfas zwei älteste Töchter schließen sich der Terrormiliz IS in Libyen an. Sie sind im Film von zwei Schauspielerinnen besetzt. Olfa und ihre anderen beiden Töchter kommen in der Doku selbst zu Wort.
Die Regisseurin fasst zusammen:
Ben Hania verwebt Interviews und nachgestellte Szenen. Es ist eine Erzählung über Verlust, Radikalisierung und Zusammenhalt. Und ein Spiegelbild einer patriarchalen Gesellschaft, die gerade in Richtung Autokratie schlittert.
"Ich habe alle meine Filme nach der Revolution gedreht. Wir wissen, dass es immer auch Rückschritte gibt", sagt Ben Hania. Neben europäischer Filmförderung hat auch der tunesische Staatsapparat "Les Filles d’Olfa" unterstützt. Der Aufschwung des afrikanischen Films hat so einen faden Beigeschmack.
Luis Jachmann ist Mitarbeiter im ZDF-Studio Paris.
Fimfestspiele in Cannes
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von Thomas Walde