Evangelischer Kirchentag in Nürnberg beginnt

    Motto "Jetzt ist die Zeit":Evangelischer Kirchentag in Nürnberg beginnt

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    Krieg in Europa, Klimakrise, Polarisierung, Verunsicherung: Welche Antworten kann der Evangelische Kirchentag als Glaubenstreffen auf die Herausforderungen der Gegenwart geben?

    Wie Sinnstiftung gelingen könne, wenn Christinnen und Christen in der Minderheit sind – so lautet die Fragestellung für eines der Hauptpodien des Evangelischen Kirchentages in Nürnberg. Nicht einmal mehr die Hälfte der Bevölkerung gehört einer der beiden großen christlichen Kirchen an. Auf ganz Deutschland bezogen sieht die Statistik ähnlich aus.
    Der 38. Evangelische Deutsche Kirchentag, der diesen Mittwoch (7. Juni) in Nürnberg beginnt, thematisiert auch diese Entwicklung. Aber der Kirchentag wäre nicht der Kirchentag, würde er nur darum kreisen.

    De Maizière: Kirchentag als "Plattform"

    Themen gibt es genug: Russlands Angriffskrieg auf die Ukraine, Sorgen ums Klima, die Inflation, gesellschaftliche Spaltung, Polarisierungen in den Debatten, Extremismus. "Traditionellerweise ist der Kirchentag eine Plattform und hat keine eigene Meinung. Aber er ist das größte zivilgesellschaftliche Begegnungsereignis in diesem Land", sagt der frühere Bundesminister und Kirchentagspräsident Thomas de Maizière.
    Man wolle sich nicht thematisch in einer Position verengen, sondern eine breite Plattform sein. Das gelte für alle drei großen Angebote: geistlich, kulturell und gesellschaftspolitisch.

    Öffentliche Wahrnehmung: Interesse für politische Podien

    Trotzdem entwickele sich im Lauf der Tage oft ein Stimmungsbild, sagt de Maizière. Dies sei freilich nicht tagespolitischer Natur. "Ich wäre sehr zufrieden, wenn uns eine gemeinsame Form von Zeitendeutung gelänge." Der Kirchentag wolle zu Lösungen ermutigen und "Zuversicht zeigen angesichts der Probleme".
    Fotomontage Kira Beer und Sebastian Zezulka
    Kira Beer und Sebastian Zezulka - beide sind katholisch erzogen, beide Studierende in Tübingen. Sie bleibt, er hat die katholische Kirche verlassen. 05.02.2021 | 10:15 min
    Zwei junge Menschen, beide katholisch erzogen: Sie bleibt in der katholischen Kirche, er hat sie verlassen. Warum?
    Natürlich stünden in der öffentlichen Wahrnehmung häufig die politischen Podien im Blickpunkt, sagt Heinrich Bedford-Strohm, Bischof der evangelischen Landeskirche in Bayern, der beim Auftaktgottesdient des Kirchentags predigen wird. "Aber jeder, der schon einmal auf dem Kirchentag war, weiß, dass die Spiritualität deutlich zu spüren ist." Es gebe Gottesdienste, Bibelarbeiten und viele geistliche Ausdrucksformen.

    Der gesamte Kirchentag ist geprägt von Spiritualität. Und daraus heraus wenden sich Christinnen und Christen den Fragen der Zeit zu. Und das ist genau richtig so.

    Heinrich Bedford-Strohm, Bischof der evangelischen Landeskirche in Bayern

    Kirchentag: Kleine Rolle der wissenschaftlichen Theologie

    Der Kirchentag mit großen Kulturveranstaltungen und Konzerten, mit intensiven Diskussionen und schließlich mit dem "Markt der Möglichkeiten" als Spiegel des gesellschaftlichen Engagements in Deutschland sei eine in Deutschland einmalige Veranstaltung, sagt Peter Dabrock, Theologie-Professor aus Erlangen und früherer Vorsitzender des Deutschen Ethikrats.

    Das ist ein Hochamt der Zivilgesellschaft. Und das in einer Zeit, in der wir so viel mit Polarisierung und Empörung in öffentlichen Debatten konfrontiert sind, ist das noch immer ein Alleinstellungsmerkmal des Kirchentags.

    Peter Dabrock, Theologie-Professor und früherer Vorsitzender des Deutschen Ethikrates

    Allerdings bedauert es Dabrock, dass die wissenschaftliche Theologie kaum eine Rolle spiele. In der Geschichte des Kirchentags sei das nachvollziehbar gewesen, da sich die Veranstaltung als Gegengewicht zur Amtskirche gebildet hatte. Doch das sei längst überwunden.
    Grafik Christentum
    Eine Gruppe guter Freunde hat damit zu tun.05.06.2022 | 2:25 min
    Wie ist das Christentum entstanden?

    Erster Kirchentag nach Corona-Einschränkungen

    Es ist nach Dortmund 2019 der erste Evangelische Kirchentag nach den Einschränkungen der Corona-Pandemie. Zugesagt hat eine Menge Prominenz aus dem politischen Berlin, angeführt von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD).
    Kritik im Vorfeld freilich blieb auch nicht aus. Dass der Kirchentag aus öffentlichem Geld - konkret vom Freistaat Bayern und der Stadt Nürnberg - mitfinanziert wird, missfällt etwa der Humanistischen Union (HU). Bundesgeschäftsführer Philip Dingeldey sagte kürzlich der "Nürnberger Zeitung":

    Zahlt Euren Kirchentag selbst, dann haben wir auch gar nichts dagegen, dass er veranstaltet wird.

    Philip Dingeldey, Bundesgeschäftsführer Humanistische Union

    Die pazifistische Martin-Niemöller-Stiftung kritisierte, dass der Kirchentag "friedensethisch vorfestgelegt" sei.
    Friedenpolitische Veranstaltungen etwa mit Margot Käßmann seien abgelehnt worden, hieß es. Die ehemalige EKD-Vorsitzende fordert einen Waffenstillstand in der Ukraine und wendet sich gegen deutsche Waffenlieferungen an Kiew.
    Der Journalist und langjährige Unterstützer der Friedensbewegung Franz Alt mit seiner Sicht zu "Real-Pazifismus":
    Quelle: Kathrin Zeilmann, dpa

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