US-Institut: Beton, der neue Energiespeicher?

    US-Institut entdeckt Supermix:Schwarzer Beton: der neue Energiespeicher?

    Jenifer Girke
    von Jenifer Girke, Washington
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    US-Forscher haben einen Superkondensator entwickelt, der große Mengen Energie speichern kann. Eingebaut in Häusern, Straßen und Windmühlen soll er die Energiewende voranbringen.

    moma future: Beton als Energiespeicher
    Es sieht aus wie ein Doppel-Keks - ist aber die Zukunft der Energiewende, sagen seine Erfinder vom MIT in Cambridge. Beton, der Energie speichert und das Haus heizt, auch wenn keine Sonne da ist.03.11.2023 | 2:47 min
    Es sieht aus wie ein Doppel-Keks, ist aber die Zukunft der Energiewende, sagen seine Erfinder. Ein sogenannter Superkondensator, der Energie speichern und abgeben kann, und zwar schneller als gewöhnliche Batterien. Außerdem besteht er aus Komponenten, die günstig und weltweit verfügbar sind.  

    Ruß macht den Unterschied 

    Franz-Josef Ulm, Ingenieurwissenschaftler, seit 1999 Professor an dem renommierten Massachusetts Institute of Technology in Cambridge in den USA sagt:

    Beton ist wahrscheinlich das demokratischste Material,das existiert auf der Erde, weil es jeder machen kann, jeder und überall auf der Erde.

    Ingenieurwissenschaftler Franz-Josef Ulm

    Sein Team kam auf die scheinbar banale Idee, aus Zement, Ruß und Wasser einen Energiespeicher herzustellen - eine Art Batterie aus Beton. Der Forscher erklärt: "Zement ist hydrophil, liebt Wasser. Deswegen mischen wir Zement mit Wasser, um Beton herzustellen. Ruß im Gegensatz hasst Wasser, puscht Wasser weg. Das heißt, wenn man Ruß ins Wasser gibt, klumpt er sich zusammen und wird von Kräften aus dem Wasser gehalten."   
    Franz-Josef Ulm mit Laborbrille
    Professor Franz-Josef Ulm forscht seit 1999 am MIT.
    Quelle: ZDF

    Der Prozess läuft so: Die Wissenschaftler geben etwas Ruß zum Zement und mischen es mit Ruß-Wasser. Zement hat eine besondere Eigenschaft: Bei herkömmlichem Betonmischen entstehen viele kleine Hohlräume bzw. Bläschen, wenn Wasser mit Zement in Verbindung kommt. Wenn aber Ruß ins Spiel kommt, füllt dieser die Hohlräume und setzt sich darin zu einer Art aderförmigem Netz zusammen.

    So baut man den Superkondensator 

    Die Masse wird 28 Tage lang in Reagenzgläsern aufbewahrt - danach ist sie erhärtet. Diese Blöcke werden nun zurechtgeschnitten - aus den Scheiben werden sogenannte Supercapacitors, zu Deutsch Superkondensatoren gebaut. 
    Aus den Beton-Blöcken ...
    das erhärtete Material für den Superkondensatoren
    Nach 28 Tagen ist die Zement-Wasser-Ruß-Mischung erhärtet.
    Quelle: ZDF

    ... werden Energiespeicher:
    gebauter superkondensator
    Diese Energiespeicher sollen in Zukunft Häuser, Autos und Windmühlen versorgen.
    Quelle: ZDF

    "Für so einen Supercapacitor braucht man zwei Elektroden: eine, die man positiv lädt, die andere, die man negativ lädt", erläutert der Wissenschaftler. "Dazwischen nimmt man Zeitungspapier, das ist unsere Separator-Membran. Und sandwicht die beiden Elektroden zusammen. Mehr ist nicht zu machen, um Energie zu speichern." 
    Der große Vorteil: Die magischen Doppelkekse können im Gegensatz zu herkömmlichen Batterien schnell Energie speichern und abgeben. Außerdem sind sie beliebig skalierbar. Gestapelt in hohe Rohre bzw. Stützen können die Energiespeicher in Wände und Fundamente von Häusern eingebaut werden.  
    gebauter superkondensator
    Die Superkondensatoren sind beliebig skalierbar.
    Quelle: ZDF

    Das Ziel: ein energieunabhängiges Haus. Tagsüber werden die Superkondensatoren mit grünem Strom, zum Beispiel durch Photovoltaik, aufgeladen und speichern die Energie. Ist keine Sonne mehr da, wird die gespeicherte Energie ins Stromnetz geführt.

    E-Autos beim Fahren durch Straße laden 

    Schon in eineinhalb Jahren könnte es so weit sein. Der Wissenschaftler denkt aber längst schon weiter: Auch Windmühlen könnten mit dieser Erfindung in drei bis vier Jahren weitaus effizienter genutzt werden. Ulms Vision reicht sogar bis in die Elektromobilität: 
    "Stellen Sie sich vor, dass Sie auf einen Parkplatz beim Einkaufen fahren und Ihr Auto während Ihres Einkaufs geladen wird, ohne dass Sie einen Stecker oder eine Ladesäule finden müssen."

    Und hoffentlich eines Tages, wenn wir mit E-Autos entlang einer Straße fahren, wird das Auto während des Fahrens geladen.

    Franz-Josef Ulm, Ingieneurwissenschaftler

    Die neuartige Betonmischung in der Straße würde es ermöglichen, die Batterie eines E-Autos aufzuladen, während es parkt - durch elektromagnetische Induktion. Ähnlich wie beim Aufladen einer elektrischen Zahnbürste.
    Beton neu gedacht - aber: Das bekannte Baumaterial ist zwar leicht verfügbar, seine Herstellung jedoch alles andere als umweltfreundlich. Eine zweite Schwachstelle könnte die geringere Festigkeit des modifizierten Betons - etwa wenn es für Straßen verwendet wird - sein.
    Und doch: Durch den Einsatz der Superkondensatoren will Ulms Team dem Material eine neue Funktion geben. Und so die Energiewende einen entscheidenden Schritt voranbringen.  

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