60 Prozent der Opfer noch Kinder:Stündlich acht Vergewaltigungen in Brasilien
|
74.930 Vergewaltigungen wurden im vergangenen Jahr in Brasilien gezählt. Die meisten Opfer waren Frauen oder Mädchen, mehr als die Hälfte von ihnen noch Kinder.
Maas und Scholz warnen vor zunehmender Gewalt an Frauen.
Quelle: Maurizio Gambarini/dpa/Symbolbild/Archiv
In Brasilien sind im vergangenen Jahr durchschnittlich mehr als acht Frauen pro Stunde vergewaltigt worden. Wie das Brasilianische Forum für Öffentliche Sicherheit (Institut Forum Brasileiro de Seguranca Publica, kurz FBSP) mitteilte, wurden 2022 insgesamt 74.930 Vergewaltigungen in dem Land gemeldet - eine Steigerung von 8,2 Prozent im Vergleich zu 2021. Das ist die höchste Zahl seit Beginn der Datenerhebung im Jahr 2011.
Viele Minderjährige betroffen, auch Kleinkinder
Acht von zehn Vergewaltigungen betreffen den Angaben zufolge Minderjährige, 61,4 Prozent gar Minderjährige bis zum 13. Lebensjahr: Rund zehn Prozent der Fälle betreffen Kinder im Alter bis vier Jahre, etwa 18 Prozent Kinder von fünf bis neun Jahren und 33 Prozent Kinder und Jugendliche von 10 bis 13 Jahren. Rund 89 Prozent der Opfer sind Frauen oder Mädchen.
FBSP erstellte den Bericht mit Daten aus Polizeiregistern und anderen offiziellen Dokumenten. Rund 83 Prozent der Delikte seien durch dem Opfer bekannte Personen begangen worden, rund 68 Prozent im Zuhause des Opfers.
Corona hat viele Opfer und Täter eingeschlossen
Laut FBSP-Koordinatorin Juliania Martins hatte der Anstieg der Vergewaltigungen auch mit Corona zu tun. "Während der Covid-19-Pandemie blieben die Schulen für eine lange Zeit geschlossen und Opfer wurden mit ihren Angreifern eingeschlossen", sagte sie. Gezählt wurden die den Behörden angezeigten Fälle. Da sehr viele Vergewaltigungen gar nicht erst gemeldet würden, sei es "sehr gut möglich, dass die Situation sogar noch schlimmer ist".
Dass die Dunkelziffer um ein Vielfaches höher ist, nimmt auch die Wissenschaftlerin Juliana Brandao an. Eine Untersuchung des staatlichen Wirtschaftsforschungsinstituts Ipea hatte zuletzt ergeben, dass nur 8,5 Prozent aller Vergewaltigungen der Polizei gemeldet werden.
Auch deutlich mehr Femizide
Laut der NGO gab es im vergangenen Jahr außerdem 1.437 Femizide in Brasilien, eine Steigerung von 6,1 Prozent gegenüber 2021.
Jeden dritten Tag bringt ein Mann in Deutschland seine Partnerin oder Ex-Partnerin um. Femizid heißt das Phänomen, wenn Frauen aufgrund ihres Geschlechts getötet werden.15.11.2021 | 89:38 min
Quelle: KNA, AFP
Frauen weltweit
6:38 min
Politik | auslandsjournal:Kampf gegen Vergewaltigung
von Normen Odenthal
"Alarmierende Rückschritte":Stiftung beklagt mangelnde Gleichstellung
9:58 min