Tödliche Attacke auf Jogger:Italien: Bärin Gaia darf vorerst weiterleben
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Die in Norditalien wegen der Tötung eines Joggers eingefangene Bärin Gaia wird vorerst am Leben gelassen. Ein Gericht in Trient setzte den Abschussbefehl vorübergehend aus.
Am 26. Mai entscheidet das Verwaltungsgericht Trient über das Schicksal der Bärin Gaia/JJ4, die im April einen 26-jährigen Jogger tötete.26.05.2023 | 1:41 min
Die Bärin JJ4 - auch Gaia genannt - darf in der norditalienischen Region Trentino-Südtirol vorerst nicht getötet werden. Ein Gericht in Trient hat den Abschussbefehl der Provinzregierung für das Tier - das einen Menschen getötet haben soll - ein weiteres Mal ausgesetzt, zunächst bis 27. Juni.
Tierschützer setzen sich dafür ein, dass Bärin JJ4 umgesiedelt wird.
Quelle: dpa
Es gab damit den Einsprüchen verschiedener Tierschützer, allen voran des Vereins LAV, statt. Die Entscheidung umfasst außerdem den Tötungsbefehl für einen weiteren "Problembären" (MJ5) der nach dem Willen der Provinz ebenso erlegt werden soll.
Gericht: Gefährlichkeit von Bären-Paar ungenügend begründet
Die Richter begründeten ihre Entscheidung unter anderem damit, dass die von der Provinz und den Behörden unterstellte Gefährlichkeit der beiden Tiere - aber vor allem von Gaia - nicht ausreichend belegt sei.
Bis zum 27. Juni - bis dahin ist der Befehl zur Tötung ausgesetzt - können die beteiligten Parteien nun zusätzliche Erklärungen, Beweise oder Einsprüche vorbringen. Eine endgültige Entscheidung in der Sache soll es Mitte Dezember geben. Dann ist eine weitere öffentliche Anhörung vorgesehen.
Befehl zur Tötung von Bärin zuvor bereits ausgesetzt
Die Bärin Gaia (JJ4) hatte laut offiziellen Angaben Anfang April einen 26-jährigen Jogger an einem Forstweg in dem bei Wanderern beliebten Val di Sole im Trentino angegriffen und getötet. Daraufhin erließ Maurizio Fugatti, der Präsident der Region Trentino-Südtirol, ein Dekret zur Tötung der Bärin. Nach einer Klage von Tierschützern setzte ein Gericht diese Anweisung Mitte April bereits vorerst aus.
Auch ein späterer zweiter Tötungsbefehl wurde von der Justiz schnell wieder einkassiert. Gaia, eine Schwester des 2006 in Bayern getöteten "Problembären" Bruno, wurde eingefangen und in ein abgesichertes Wildgehege in der Region gebracht.
Tierschützer hatten Anfang Mai ein Gutachten erstellen lassen, wonach der Jogger nicht von Gaia, sondern von einem ausgewachsenen Bärenmännchen getötet worden sein soll. Dies sei etwa aus dem Abstand der Eckzähne in den Bisswunden ersichtlich.
Tierverein will Bären umsiedeln lassen
Der Tierschutzverein LAV zeigte sich zuversichtlich. "Ein neuer Sieg für LAV! Das Leben der beiden Bären ist vorerst gesichert", hieß es in einer Mitteilung. Die Chancen für eine Umsiedlung der Bären sei nun "real und konkret".
LAV will sich für die Unterbringung der Tiere in einem sicheren Schutzreservat einsetzen und den Behörden einen Projektplan vorlegen. Die Kosten dafür will der Verein tragen. Zuletzt hatte sich ein sogenannter Gnadenhof in Niederbayern bereit erklärt, Gaia bei sich aufzunehmen.
Proteste gegen geplante Tötung
In Italien hatte sich seit dem Tod des Trentiner Joggers die Debatte um das Zusammenleben von Bär und Mensch zugespitzt. Viele Menschen protestierten gegen die Tötung von Gaia.
Auch einige Prominente äußerten sich und forderten, dass die Bärin weiterleben darf. Tierschützer fordern immer wieder, die Bürger für die wilden Tiere zu sensibilisieren oder Wildtierkorridore einzurichten.
Quelle: dpa