Antibabypille in den USA ab 2024 rezeptfrei

    Meilenstein bei Verhütung:Antibabypille in den USA ab 2024 rezeptfrei

    von Leonie Georg, Washington
    |

    Das Abtreibungsverbot in den USA war für viele Amerikaner ein Schock. Nun gibt es Hoffnung: Die US-Gesundheitsbehörde FDA hat die frei verkäufliche Antibabypille "Opill" genehmigt.

    Antibabypille
    Antibabypille ohne Rezept? Das soll ab dem kommenden Jahr in den USA möglich sein. Wie teuer das Verhütungsmittel wird, ist aber noch unklar.
    Quelle: dpa

    Die US-Gesundheitsbehörde FDA hat zum ersten Mal in den Vereinigten Staaten eine rezeptfreie Antibabypille zugelassen - ein Meilenstein, vor allem vor dem Hintergrund der Abtreibungsverbote in den USA. Das neu zugelassene Medikament mit dem Namen "Opill" wird die erste hormonelle, nicht verschreibungspflichtige Verhütungsmethode auf dem Markt sein. "Dies ist einfach ein unglaublicher Moment", sagt Kelly Blanchard, Präsidentin der "Ibis Reproductive Health", eine amerikanische Non-Profit-Organisation, die sich für die Genehmigung eingesetzt hat.
    Rezeptfreie Antibabypillen sind bereits in vielen Ländern zugelassen. In Deutschland sind sie bisher nicht genehmigt. Und auch in den USA war die Pille bisher verschreibungspflichtig. Andere nicht-hormonelle Verhütungsmethoden sind dafür bereits in den US-Apotheken freiverkäuflich. Die Antibabypille ist jedoch die populärste Verhütungsmethode in den USA unter Frauen.
    Ein Mann liegt auf einer Liege, man sieht seinen Oberkörper und sein Gesicht, sein Unterkörper wird verdeckt durch einen Mann in OP-Kleidung, der sich über den Mann auf der Liege beugt.
    Abzutreiben wird in den USA rechtlich immer schwieriger. Viele Männer entscheiden sich daher für eine Vasektomie. Wir sind unterwegs mit einem Urologen und seiner mobilen Klinik.07.06.2023 | 5:47 min
    Viele Männer entscheiden sich in den USA inzwischen für eine Vasektomie:
    Blanchard erwartet, dass diese Entwicklung den Zugang zu Verhütungsmitteln erheblich verbessern wird, insbesondere für junge Frauen, Teenager und Personen, für die die Beschaffung eines Rezepts mit zeitlichen, finanziellen oder logistischen Schwierigkeiten verbunden ist: "Wir wissen, dass diese Hürden Teil der systemischen Barrieren sind, mit denen viele Menschen in diesem Land konfrontiert sind, wenn sie Zugang zur Gesundheitsversorgung suchen. Und wir sind besonders zuversichtlich, dass es den Zugang für diese Menschen verändern wird."

    Abtreibungsverbote in den USA

    Diese Zugänglichkeit von Verhütungsmitteln ist seit dem vergangenen Jahr ein immer dringlicheres Thema geworden, nachdem der Supreme Court das nationale Recht auf Abtreibung gekippt hatte. Shoshana Ungerleider, eine amerikanische Ärztin für Innere Medizin, ist erleichtert: "Ich denke, dies kommt zu einem wirklich entscheidenden Zeitpunkt für unser Land."
    Nach Angaben der FDA sind fast die Hälfte der 6,1 Millionen Schwangerschaften in den USA pro Jahr ungewollt. In einer Erklärung der FDA heißt es, dass die Verfügbarkeit von "Opill" dazu beitragen kann, die Zahl der ungewollten Schwangerschaften zu verringern. Befürworter hoffen, dass die Entscheidung nun den Weg für mehr rezeptfreie Verhütungsmethoden und schließlich auch für Abtreibungspillen ebnen wird.
    Im April entschied der Oberste Gerichtshof der USA, dass der Zugang zum Abtreibungsmittel Mifepriston vorerst erhalten bleibt.
    Der in Dublin ansässige Hersteller "Perrigo" hat angekündigt, dass "Opill" ab Anfang 2024 in Einzelhandelsgeschäften und im Online-Handel erhältlich sein wird. Einen Preis gab Perrigo noch nicht bekannt. Rezeptfreie Arzneimittel sind in der Regel billiger als verschreibungspflichtige, aber sie werden nicht von der Versicherung übernommen. Ob diese bei "Opill" eine Ausnahme machen, ist noch unklar. Wenn nicht, könnte das eine finanzielle Hürde werden.

    Jahrelange Untersuchungen

    Um zu belegen, dass Frauen die Anweisungen zur Einnahme der Pille ohne eine ärztliche Beratung verstehen und befolgen können, hatte Perrigo der FDA jahrelang Untersuchungen vorgelegt. Die Zulassung erfolgte nun trotz einiger Bedenken der FDA-Wissenschaftler hinsichtlich der Ergebnisse des Unternehmens. Es sei unklar, ob Frauen mit bestimmten Grunderkrankungen verstehen würden, dass sie das Medikament nicht nehmen sollten.
    Aber auch Frauen ohne Vorerkrankungen drohen Nebenwirkungen - egal, welche Antibabypille sie nehmen. Shoshana Ungerleider betont aber, dass "Opill" nicht wie die meisten Hormonpillen aus einer Kombination von synthetischem Östrogen und Proin bestehe. Während das zu mehr Nebenwirkungen führen könne, sei "Opill" eine synthetische Form des Hormons Progesteron und berge daher weniger Risiken.
    Thema

    Mehr zur Verhütung