Funklöcher: So ist die Lage beim Handynetz in Deutschland

    Bundesagentur prüft Handynetz:Funklöcher: Wie ist die Lage in Deutschland?

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    Bis Anfang 2023 sollten Hunderte Funklöcher in Deutschland geschlossen werden. Nun überprüft die Bundesnetzagentur die Arbeit der Netzbetreiber - hat sich der Empfang verbessert?

    Die Aufschrift "Kein Netz" ist auf dem Bildschirm eines Mobiltelefons zu sehen
    Keinen Netzempfang gibt es nach Angaben der Bundesnetzagentur mit Stand April 2023 noch auf 2,6 Prozent der Fläche in Deutschland.
    Quelle: dpa

    Ein früheres Funkloch, in dem der Chef der Bundesnetzagentur unterwegs ist, liegt in einem Landidyll. Doch die entspannte Atmosphäre hatte einen Preis: Bis vor kurzem war in Mehren im Westerwald (Rheinland-Pfalz) noch tote Hose in Sachen Handynetz - auf einer Fläche von drei mal zwei Kilometern gab es keinen 4G-Empfang.
    Inzwischen haben die drei Netzbetreiber gemeldet, dass das Funkloch Geschichte ist. Um das zu überprüfen, hat die Bundesnetzagentur einen Messwagen geschickt, und deren Präsident Klaus Müller ist auf eine Stippvisite vorbeigekommen. Müller sagt mit Blick auf die Angaben der Deutschen Telekom, von Vodafone und Telefónica Deutschland (O2):

    Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser.

    Klaus Müller, Präsident der Bundesnetzagentur

    Pflicht zur Funkloch-Schließung: Anbieter verweisen auf Schwierigkeiten

    Die Anbieter hatten die Pflicht, bis Anfang dieses Jahres 500 4G-Funklöcher zu schließen. Das Dörfchen Mehren ist eins davon. Nur ein Teil der 500 Funklöcher wurde geschlossen, in anderen berufen sich die Firmen auf rechtliche oder tatsächliche Schwierigkeiten - dass beispielsweise kein Grundstückseigentümer zur Vermietung einer Fläche bereit war.
    Olaf Scholz und Li Qiang beim Aufeinandertreffen.
    Teil der Kritischen Infrastruktur ist das deutsche Mobilfunknetz - es gilt als besonders verwundbar. Beim Aufbau moderner 5G-Netze kommt chinesische Technologie zum Einsatz, was für Kritik sorgt.27.06.2023 | 8:55 min
    In Mehren soll es geklappt haben: Das Funkloch ist passé, angeblich. Mitten im Wald wurden Funkmasten errichtet. Nun ist die Frage, ob sie auch gut senden. Der Messingenieur Markus Busch ist vier Tage lang mit einem Kollegen in einem Transporter unterwegs, um die Qualität des Netzes zu analysieren.

    Downloadrate: Mindestens 100 Megabit pro Sekunde gefordert

    Von Mehren geht es nach Ziegenhain und Hahn - eine Route, die im Internet auf Wanderkarten zu finden ist. Auch Wandersleute sollen zumindest mancherorts gutes Netz bekommen in Deutschland - so besagt es eine Auflage, zu der sich die Telekommunikationsanbieter bei der Frequenzauktion im Jahr 2019 verpflichtet haben. Eine Downloadrate von mindestens 100 Megabit pro Sekunde soll auch in 500 bisherigen 4G-Funklöchern ("Weißen Flecken") möglich sein.
    Allerdings ist das quasi ein Idealwert - sind mehrere Menschen in einer Funkzelle unterwegs, teilen sie sich die Netzkapazität. Bei Veranstaltungen, wo viele Menschen hinkommen, kann es aber doch noch hapern, selbst wenn die Ausbauauflage erfüllt wurde. Die Erwartungshaltung in der Bevölkerung steige - "Filme streamen, Handygames spielen und große Dateien runter- oder hochladen, das wollen die Menschen auch unterwegs machen - egal wo", sagt Behördenchef Müller.

    So hat sich der Anteil an Funklöchern verändert

    Das bedeutet aber auch, dass die Telekommunikationsanbieter viel Geld in Sendemasten stecken müssen, die relativ wenig genutzt werden. Ist es sinnvoll, bis an die letzte Milchkanne gutes Netz zu haben? Im Internetzeitalter ja, sagt Müller. "Das ist die Erwartungshaltung der Menschen und der Politik und das streben wir an."
    Laut Zahlen der Bundesnetzagentur waren im April 2023 nur noch 2,6 Prozent der Fläche weiße Flecken, ein Jahr zuvor hatte der Wert noch bei 3,7 Prozent gelegen - dort hatte also keiner der drei Netzbetreiber gesendet.
    Sogenannte graue Flecken - wo also nur einer oder zwei der Netzbetreiber gefunkt haben - waren im April 2023 auf 16,7 Prozent der Landesfläche, ein Jahr zuvor waren es 24,7 Prozent.

    Bundesnetzagentur überprüft Netzbetreiber-Angaben nur stichprobenartig

    Die Zahlen zeigen, dass es besser wird. Das betonen auch die Telekommunikationsfirmen, die auf hohe Investitionen verweisen. Seit der Auktion 2019 habe man rund 2.900 Funkstation-Neubauten und mehr als 3.800 Upgrades auf LTE-Technik angestoßen, heißt es von Vodafone.
    Während es bei den Überprüfungen des Messwagens im Westerwald um Ausbaupflichten von 2019 geht, richtet Behördenchef Müller den Blick nach vorne. Im kommenden Jahr will seine Behörde Auflagen für die nächste Frequenzvergabe festlegen, ein erster Vorschlag hierzu soll in den kommenden Wochen publiziert werden.
    Wie fallen die Ergebnisse der Messwagen-Fahrten im Westerwald aus? Ingenieur Busch lächelt. "Es sieht gut aus: Der weiße Fleck ist nicht mehr weiß und nicht mehr grau - er ist gar kein Fleck mehr." Die Angaben der Netzbetreiber seien richtig gewesen. Ob das in allen angeblich geschlossenen Funklöchern so ist, bleibt allerdings offen - die Behörde macht nur Stichproben-Messungen.
    Quelle: Wolf von Dewitz, dpa

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