Hacker-Angriffe: Intimer Einbruch, der jeden treffen kann

    Hacker-Angriffe:Intimer Einbruch, der jeden treffen kann

    |

    Smartphone, Smarthome: Im digitalen Zeitalter nehmen Cyberangriffe zu. Jeden kann es treffen, auch Unternehmen, wichtige Infrastruktur. Pro Tag entsteht jede Menge Schadsoftware.

    Hand an der Tastatur eines Laptops
    Wer ein Smartphone nutzt oder Zugang zum Internet hat, ist verwundbar. (Symbolbild)
    Quelle: dpa

    Unser Leben spielt sich immer mehr in der digitalen Welt ab: Handys wissen mittlerweile mehr über uns als die besten Freunde, Smarthomes machen unser Privatleben angenehm, ganze Infrastrukturen sind digitalisiert. Doch Unternehmen wie Privatpersonen sind täglich Hacker-Angriffen ausgesetzt. Es kann jeden und jede treffen. Wer ein Smartphone nutzt oder Zugang zum Internet hat, ist verwundbar.

    Die Doku von WissenHoch2 können Sie am 15. Juni um 20:15 Uhr in 3sat sehen. Oder ab 12. Juni jederzeit in der ZDF-Mediathek.

    Hackerangriff als sehr intimer Einbruch

    Jürgen Resch, Geschäftsführer der Deutschen Umwelthilfe, ist einer von über 1.500 prominenten Personen, die 2018 einem Hackerangriff zum Opfer fielen. Er erinnert sich noch an sein Gefühl:

    Im ersten Moment versucht man das zu rationalisieren, möchte das irgendwie verstehen. Was ist es? Und dann kommt aber so eine Ohnmacht, dass da sehr intim bei einem eingebrochen wurde.

    Jürgen Resch, Geschäftsführer der Deutschen Umwelthilfe

    In diesem Fall der Täter: ein Teenager. Auf einer Webseite kaufte er Passwörter von 12 Milliarden Onlinekonten - im Abo für zwei Euro pro Tag. Die Staatsanwaltschaft bescheinigte dem 19-Jährigen keine besonderen technischen Fähigkeiten. Sogleich kommt die Frage auf, zu welchen Aktionen dann Experten in der Lage sind.
    Hand tippt auf Laptop-Tastatur
    Unternehmen und Privatpersonen werden täglich von Cyberangriffen bedroht. Die Vernetzung der zahlreichen Smartgeräte bietet dabei immer mehr Angriffsfläche.10.05.2023 | 4:59 min

    Smartgeräte werden zu Bot-Netzwerken

    Die Völkerrechtlerin Lisa Cohen vom Institut für Friedenssicherungsrecht der Ruhr-Universität Bochum erklärt:

    Jeden Tag werden Cyberangriffe gestartet und ausgeführt. Und es ist so wahnsinnig schwierig, sich zu verteidigen, weil wir einfach immer mehr Angriffsfläche bieten.

    Völkerrechtlerin Lisa Cohen, Institut für Friedenssicherungsrecht der Ruhr-Universität Bochum

    Etwa zuhause: fernsteuerbare Waschmaschinen, Saugroboter, Kaffeemaschinen, Thermostate oder Leuchtmittel - Smart Home Geräte sind nichts anderes als kleine Computer. Und die Hacker können sie leicht infizieren. Anschließend koppeln sie die Rechenleistung der Geräte zu sogenannten Bot-Netzwerken zusammen. Die Kaffeemaschine kocht jetzt nicht nur Kaffee - parallel attackiert sie auf Befehl der Hacker große Ziele.
    Wer in ein Smarthome investiert, sollte den gleichen Aufwand auch für den Schutz dieses System aufbringen. Dazu gehören starke Passwörter, die regelmäßig geändert werden und im besten Fall eine sogenannte Zwei-Faktor-Authentifizierung einschließen, sowie gute Phishing- und Virenabwehrsoftware mit einer starken Firewall und regelmäßige Updates, um das Heimnetzwerk vor Angriffen zu schützen.

    Forscher: Cyberattacken kosten mehr als Naturkatastrophen

    Forschende schätzen, dass die jährlichen Schäden von Cyberattacken mittlerweile deutlich mehr kosten als die von Naturkatastrophen.
    Durch die Netzknoten der Deutschen Telekom laufen zehn Prozent des weltweiten Internetverkehrs. Hier zeigt sich, wie aktiv die Hacker sind. Zwischen 30.000 und 70.000 Angriffe pro Minute sind normal. Und das sind nur Attacken auf sogenannte Honeypots. Diese "Honigtöpfe" sind Fallen, die extra für die Hacker aufgestellt werden. An ihnen können die Sicherheitsexperten sehen, wann, wo und wie die Cyberkriminellen gerade arbeiten.
    Martin Straßmann vom Cyber Defense Center Deutsche Telekom sagt dazu:

    Ganz extrem ist bei uns der Verkehr bei den Botnetzen. Das heißt, da sehen wir jeden Tag tausende Kundinnen und Kunden, die entweder sich eine Schadsoftware runterladen wollen und Teil eines Botnetzes werden oder die bereits infiziert sind.

    Martin Straßmann, Cyber Defense Center Deutsche Telekom

    Kommunikationsfähigkeit wird zur Angriffsfläche

    Wenn solche Schwachstellen Teil einer kritischen Infrastruktur sind, können die Cyberkriminellen die Versorgung einer Gesellschaft angreifen. Denn fast alles ist mittlerweile vom Internet abhängig.
    Beispielsweise Lebensmittel: Von der Warenbestellung bis zum Bezahlen läuft alles über das Netz. Auch Banken wären ohne Internet schon nach wenigen Minuten betriebsunfähig. Ob Rettungsdienste, Energieversorgung oder Wasserwerke: Alles ist digital und vernetzt. In den USA kam es vor Jahren schon zu einem erfolgreichen Angriff auf die Zusammensetzung des Trinkwassers.
    Pro Tag entstehen rund 270.000 Schadsoftware-Varianten. Rund um die Uhr werden neue Schwachstellen entdeckt. Für kritische Infrastrukturen gibt es daher in Deutschland besondere Sicherheitsauflagen, aber keine Struktur lässt sich zu 100 Prozent schützen. Das Problem liegt auch in der Natur von IT-Systemen. Denn um reibungslos zu laufen, muss jedes System mit unzähligen anderen kommunizieren - und das bietet mehr Angriffsfläche.
     Kriegsführung am PC - zwei Hände liegen auf einer Tastatur und im Display ist ein weißer Totenkopf auf rotem Untergrund sichtbar
    Es ist ein Krieg, den es offiziell gar nicht gibt: Im Schattenkrieg werden Konflikte ausgetragen, in denen Söldner, Hacker und Drohnen an die Stelle regulärer Armeen treten.09.12.2021 | 43:30 min
    Quelle: ZDF
    Thema

    Mehr zum Thema