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Das Gute zum Wochenende:Obdachlose: Kleines Häuschen, große Wirkung
von Christian Dezer
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Guten Morgen,
wenn eine Idee eine große Wirkung hat und der Einsatz der Mittel eher gering ist, dann kann man wohl von einer guten Lösung sprechen. Gemeint sind sogenannte Little Homes oder Tiny Houses für obdachlose Menschen. In Deutschland leben zwischen 260.000 bis zu knapp 400.000 Wohnungslose. Viele kommen privat oder in öffentlichen Noteinrichtungen unter, aber fast 40.000 leben tatsächlich auf der Straße. Und dann gibt es noch die Zahl der verdeckt Wohnungslosen, die nicht erfasst sind.
Für all jene könnten diese Kleinst-Häuser nicht nur eine Überlebenshilfe sein, sondern vielmehr möglicher Startpunkt für einen Neuanfang. Was vor fünf Jahren in Köln mit dem Verein Little Homes begann, zieht nun in Deutschland immer weitere Kreise. Little Homes e.V. baut mobile Wohnboxen aus Holz. Drinnen gibt es eine Matratze, ein Erste-Hilfe-Set, einen Feuerlöscher, ein Regal und eine Campingtoilette. Größe: 3,2 Quadratmeter. 303 dieser Mini-Häuser sind bereits gebaut, in Köln, Berlin und München. Und zahlreiche Obdachlose haben es so geschafft, raus aus der Obdachlosigkeit, in Arbeit und in eine richtige Wohnung zu kommen.
In Gelsenkirchen-Hassel geht die Idee noch etwas weiter. Hier bauen Langzeitarbeitslose Tiny Houses für Obdachlose. Arbeit für die einen, ein Zuhause für die anderen. Die Aufbaugilde Heilbronn, ein diakonisches Sozialunternehmen, stellt für Obdachlose sogar kleine Modulhäuser bereit, mit elf Quadratmetern und voll ausgestattet. Fünf gibt es schon, für zwei weitere läuft der Bauantrag.
In der kanadischen Provinz New Brunswick wurde jetzt gerade sogar eine ganze Siedlung mit 99 Tiny Houses für Obdachlose gebaut. Jedes Haus mit Küche, Wohn- und Schlafraum. Das Mini-Quartier bekommt sogar ein eigenes Firmencenter, um dort Arbeitsplätze schaffen.
US-Metropolen wie Los Angeles, Dallas oder Salt Lake City haben oder planen solche Mini-Haus-Siedlungen für mehrere hundert Menschen. Viele von ihnen sind obdachlose Veteranen. Ein von beiden Parteien im Kongress eingebrachter Gesetzentwurf sieht eine Finanzierung von knapp 100 Millionen Dollar für solche Tiny-House-Dörfer vor.
Little Home statt obdachlos21.01.2023 | 4:38 min
Housing First, also zuerst ein Zuhause, ist eine Initiative aus der US-amerikanischen Sozialpolitik, die inzwischen in vielen europäischen Ländern, auch in Deutschland erprobt wird. Das Ziel: Obdachlose sollen aus der Notunterkunft oder der vorübergehenden Unterbringung in eigene Wohnungen kommen.
Als absolutes Musterbeispiel gilt Finnland. Dort haben Stiftungen Wohnungen gekauft oder gebaut und stellen sie Obdachlosen zur Verfügung. Die sind die Mieter, aber der Staat zahlt die Miete. Sozialarbeiter helfen bei Behördengängen und der Bewältigung von Alltagsproblemen. Der größte finnische Anbieter von Housing-First-Angeboten verfügt über mehr als 10.000 Wohnungen. Studien bestätigen den Finnen eine hohe Erfolgsquote. Zwischen 75 und 90 Prozent der Obdachlosen schaffen es, den Wohnraum dauerhaft zu halten.
Tiny Houses sind eine großartige Idee und eine gute Lösung. Doch letztendlich können sie nur der Anfang sein, um Menschen zunächst ein Mindestmaß an Schutz und Würde zu geben. Das Grundrecht auf Wohnen verlangt eigentlich andere Anstrengungen und größere Lösungen.
Ich wünsche Ihnen viel Zuversicht und ein gutes Wochenende
Ihr Christian Dezer, Redaktionsleiter plan b
Was noch gut war diese Woche
Bus-Stopp per Zuruf: In Paris stoppen Busse nachts jetzt auf Zuruf. Diese Maßnahme sorgt dafür, den Nachhauseweg zu verkürzen, damit sich vor allem Frauen sicherer fühlen. Passagiere können kurz vorher angeben, wo sie aussteigen wollen, dann hält der Bus auch außerhalb der regulären Haltestellen. Die Maßnahme gilt täglich ab 22 Uhr im Pariser Stadtbereich. Auch in deutschen Städten wie Hannover, Leipzig oder in Bonn kann man abends zwischen den Haltestellen aussteigen.
Weltweit größter Solar-Ladepark: Vor den Toren Ulms, in Merklingen, wurde nach Betreiberangaben einer der größten Ladeparks der Welt in Betrieb genommen. Der Strom kommt von einer Photovoltaikanlage auf dem Dach und kann 259 Autos gleichzeitig aufladen. Überschüssiger Strom wird ins Netz eingespeist. Merklingen schlägt damit den bisherigen Spitzenreiter, die chinesische Stadt Shenzen, bei der Ladekapazität um ein Auto.
Impfstoff gegen Kokainsucht: Forschende aus Brasilien haben einen Impfstoff entwickelt, der Kokain- und Cracksüchtigen helfen soll, den Konsum zu stoppen. Der Impfstoff liefert Kokain-Antikörper, die Rauschmittelmoleküle im Blutkreislauf abfangen. Dadurch wird verhindert, dass sie das Belohnungszentrum im Gehirn erreichen, wo die Drogen Botenstoffe freisetzen, die Glücksgefühle auslösen. Nach erfolgreichen Tierversuchen wird der Wirkstoff jetzt an Menschen getestet.
Ihre Portion Konstruktives am Wochenende
"An apple a day …" - dass der Apfel den Doktor überflüssig macht, das wissen wir alle. Was aber viele nicht wissen: Äpfel werden oft nicht gerade umweltfreundlich und nachhaltig angebaut. Unsere aktuelle plan b-Dokumentation "Apfel der Zukunft" stellt Visionäre vor, die einen anderen Anbau verfolgen und auf alte Sorten setzen.
plan b: Apfel der Zukunft23.11.2023 | 29:46 min
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Zusammengestellt von Christian Dezer und Julia Michelle Metz.
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