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Das Gute zum Wochenende:Nachhaltigkeit kommt in Mode
von Sina Schwerdt
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Guten Morgen,
glitzernde Kettenhemden, Maxikleider aus Tüll und Lederjacken mit Hörnern an den Schultern - modisch gesehen war in Berlin in den letzten Tagen einiges geboten. Denn diese Woche trafen sich in der Hauptstadt Designerinnen, Modeschöpfer, Models und Modebegeisterte zur Fashion Week.
11.07.2023 | 10:29 min
Der schöne Schein von schicken Kleidern und stylischen Accessoires wirft auch viel Schatten, darunter auch jede Menge unnötiger Müll. Denn Mode ist eine Riesenindustrie, die gerade mit ihrem Trend zu immer schnelleren Kollektionswechseln stetig mehr Abfall nach sich zieht. Allein in deutschen Haushalten werden jährlich rund 1,3 Millionen Tonnen Kleidungsstücke entsorgt. Es muss sich also dringend etwas ändern im System Fashion.
Beim Marktanteil nachhaltiger Mode ist noch Luft nach oben, doch viele Labels schlagen neue Wege ein. So stellte sich auch Künstlerin All Hamin nach ihrem Job in einem Sneakerladen die Frage: Wieso muss man eigentlich immer neue Dinge herstellen, wenn man Benutztes weiterverwenden kann?
Kurzerhand gründete sie 2019 ein Modelabel, das alten Sneakern ein neues Leben schenkt - und zwar als Handtasche oder Korsage. Mit ihren Kreationen machte sie auf der Eröffnungsveranstaltung im Berliner Salon ordentlich Furore.
Handtasche aus alten Sneakern: Künstlerin All Hamin
Wem ein alter Adidas-Turnschuh am Handgelenk nun zu experimentell erscheint, der konnte auf der Fashion Week aber auch andere Formen der Nachhaltigkeit entdecken. So präsentierte das Design-Team um Natascha von Hirschhausen eine Kollektion, die nicht nur aus nachhaltigen Materialien besteht, sondern auch abfallfrei produziert wird.
Denn bereits bei der Herstellung der Kleidung entstehen bis zu 20 Prozent Stoffreste und diese vermeidet Hirschhausen durch ein eigens erarbeitetes Zero-Waste-Schnittmuster, mit dem nur weniger als ein Prozent Material verloren gehen. Für diese konsequenten Einsparungen wurde das Label auf der Modewoche mit einem Preis ausgezeichnet.
Aber auch abseits von Laufstegen und Boutiquen kann man Modekonsum nachhaltig gestalten. In Frankreich verkündete die Regierung vor wenigen Tagen, dass alle Bürger und Bürgerinnen ab Oktober staatliche Förderung erhalten, wenn sie Schuhe und Kleidung flicken lassen, anstatt sie wegzuschmeißen. Die finanzielle Unterstützung wird zwischen sechs und 25 Euro liegen. Die französische Regierung will auf diesem Weg die Textilindustrie reformieren und gleichzeitig Reparaturbetriebe stärken.
Ein langes Leben für Kleidung ist wichtig und manchmal geht es auch noch in die zweite Runde: Wenn man das alte Lieblingskleid oder den zu eng gewordenen Mantel auf einer Second-Hand-Plattform verkauft. Gebrauchtes zu kaufen, das soll das neue "Normal" werden, findet Evoléna de Wilde.
Deshalb hat die Gründerin das Online-Tool "Faircado" ins Leben gerufen. Wer sich die kostenlose Browsererweiterung herunterlädt, erhält beim Onlineshoppen automatisch Second-Hand-Alternativen auf dem Bildschirm angezeigt. Denn "Faircado" ist mit 55 Secondhandplattformen vernetzt und greift so auf zehn Millionen gebrauchte Gegenstände zu.
Damit lassen sich im Vergleich zu Neuware bis zu 90 Prozent CO2 sparen. Das ist doch ein wirklich gutes Argument, um mal wieder an den Kleiderschrank zu gehen und ordentlich auszusortieren.
In diesem Sinne wünsche ich Ihnen viel Spaß beim Ausmisten und ein schönes Wochenende.
Ihre Sina Schwerdt, stellvertretende Redaktionsleiterin plan b
Was noch gut war diese Woche
Wiederherstellung von geschädigten Ökosystemen in der EU: Das EU-Parlament hat am Mittwoch für das Renaturierungsgesetz gestimmt. Damit sollen in den kommenden Jahrzehnten beispielsweise Flüssen mehr Raum gegeben, Moore vernässt und alte Wälder erhalten werden. Ziel ist es, dabei mehr Kohlenstoff in der Natur zu speichern und dadurch Hitzewellen, Dürren, Starkregenereignisse und Überschwemmungen abzumildern.
Unabhängige Stelle für Gewalt im Sport: Seit dieser Woche können sich von sexualisierter, psychischer und physischer Gewalt betroffene Sportler und Sportlerinnen sowie deren Angehörige, aber auch Zeuginnen und Zeugen bei der bundesweit unabhängigen Anlaufstelle "Safe Sport" melden. Die Beratungsstelle ist unabhängig vom organisierten Sport und wird von Bund und Ländern finanziert.
Ihre Portion Konstruktives am Wochenende
Alte Auto-Batterien landen eigentlich auf dem Müll. Doch Roman Alberti, David Oudsandji und Afshin Doostdar bauen daraus neue Speichersysteme für Strom aus Photovoltaikanlagen. Abnehmer für ihre großen, günstigen Speicher sind Unternehmen, Hotels oder Supermärkte. Die neue plan-b-Dokumentation zeigt, dass Wiederverwenden statt Wegwerfen viele Ressourcen spart und die Umwelt schont.
plan b: Secondhand als erste Wahl20.07.2023 | 29:45 min
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Zusammengestellt von Sina Schwerdt und Greta-Carlotta Lenhartz.
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