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Das Gute zum Wochenende:Unsere Zukunft wird anders schmecken
von Christian Dezer
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Guten Morgen,
beim Essen und seinem Geschmack kochen die Gemüter bekanntlich schnell hoch. Jüngst lösten "Veggie-Day" und vegane Burger noch Empörung oder Lacher aus. Jetzt zeigt der aktuelle Ernährungsreport, dass es mit der Fleischeslust der Deutschen bergab geht: Nur noch 20 Prozent essen täglich Fleisch, 2015 waren es noch 34 Prozent. Immer mehr Menschen, vor allem die 14 bis 29-Jährigen, suchen pflanzenbasierte Alternativen. Und diese veganen Produkte haben inzwischen sogar Preisvorteile gegenüber der sogenannten omnivoren Ernährung, die aus Pflanzen und Fleisch besteht.
Eine Studie der Universität Oxford hat ergeben, dass die Ausgaben für eine nachhaltige, rein pflanzlich ausgerichtete Ernährung in Industrieländern 17 bis 34 Prozent niedriger sind als bei einer Ernährung mit Fleischprodukten.
Unsere Essgewohnheiten verändern sich offenbar. Aber was werden wir künftig essen? Und wie wird es produziert? Fragen, die in dieser Woche bei der Berliner "New Food Conference" und auch beim Welternährungsausschuss der Vereinten Nationen in Rom eine Rolle spielten. Experten sind sich längst einig: Überbevölkerung und Klimawandel bestimmen künftig die Menus auf unseren Tellern, jenseits aller ideologischen Pros und Contras.
Zum Alltag werden dann neben pflanzenbasierten Nahrungsmitteln auch alternative Fleisch-, Fisch- und Käseprodukte gehören. In Heidelberg hat ein Unternehmen gerade als erstes in der EU eine Zulassung für Fleisch aus dem Labor beantragt. 90 Prozent der weltweiten Fischbestände sind durch Überfischung gefährdet. Der Markt für Fisch, der nicht mehr aus dem Meer, sondern aus dem Bio-Reaktor kommt, wird enorm wachsen. Und Quallen, Algen, Salzpflanzen und Insekten werden wohl ebenso auf den Speiseplänen landen. In diese Richtung gehen die Forschungsansätze beim Projekt "food4future," das vom Berliner Ministerium für Bildung und Forschung gefördert wird.
Glaubt man den Food-Forschenden, werden sich auch die Orte der Lebensmittelproduktion verändern. Sie werden näher an und in die Städte rücken, um Transportwege zu sparen. "Urban Gardening", öffentliches Gärtnern kennen wir längst, ebenso wie das Indoor-Farming, das international immer populärer wird.
Aber auch bisher ungenutzte Flächen, Gebäude und Räume, wie stillgelegte Tunnel und U-Bahntrassen rücken in den Fokus. "Growing underground", das ist die erste "Untergrund-Farm" der Welt, 33 Meter unter der Erde, in einem Londoner Luftschutztunnel. Hier wachsen bereits seit einigen Jahren Kräuter und Sprossen mit Biogütesiegel und pestizidfrei. Es gibt viele Visionen zum Thema Essen in der Zukunft. Auch wenn manches noch utopisch klingt: unsere Zukunft wird anders schmecken.
Ich wünsche Ihnen guten Appetit und ein schönes Wochenende
Ihr Christian Dezer, Redaktionsleiter plan b
Was noch gut war diese Woche
Rekordweite von Elektroauto: Studierende der Technischen Universität München haben das weltweit reichweitenstärkste Elektro-Auto entwickelt und einen neuen Weltrekord aufgestellt. Sechs Tage lang dauerte der Versuch in einem Münchner Flughafenhangar, bei dem das Fahrzeug am Ende 2.573 Kilometer auf dem Tacho stehen hatte. Der Verbrauch auf 100 Kilometern lag bei 0,6 Kilowattstunden (kWh). Zum Vergleich: Extrem sparsame Serienelektroautos verbrauchen 13 kWh. Der Versuch könnte Erkenntnisse für die Bauweise neuer Elektroautos liefern.
Schizophrenie an der Sprache erkennen: Die Schizophrenie ist eine der häufigsten psychischen Krankheiten, an der weltweit etwa 24 Millionen Menschen leiden. Symptome sind Halluzinationen, Wahnvorstellungen und fundamentale Störungen des Denkens. Bisher konnte die Krankheit nur durch persönliche Gespräche erkannt werden. Forschende am University College in London haben jetzt eine künstliche Intelligenz entwickelt, die die Krankheit anhand minimaler Unterschiede in der Sprache von Menschen erkennen kann.
Küchenroboter gegen Fachkräftemangel: Gerichte in stets gleicher Qualität, ein Algorithmus für die optimale Auslastung der Kochplatten und kaum Personal, das sind die Vorteile eines Küchenroboters, das jetzt ein Hamburger Start-up entwickelt hat. Die ehemaligen Robotik-Studenten haben das Gerät für Kantinen und Großküchen konzipiert, um speziell in Stoßzeiten Personal zu entlasten. Es benötigt eine Fläche von sechs bis 15 Quadratmetern und kann zum Beispiel Klöße und Eintöpfe kochen.
Ihre Portion Konstruktives am Wochenende
Es ist eines der wichtigsten Nahrungsmittel der Welt und nebenbei der Deutschen liebsten Knolle - die Kartoffel. In unserer plan b-Dokumentation "Ran an die Kartoffeln" zeigen wir, wie man sie nachhaltig und für die Zukunft sicher anbaut und klimafreundlich weiter verarbeitet.
Die Kartoffel ist die ungeschlagene Lieblingsknolle der Deutschen. Doch der Klimawandel stellt Anbau und Verarbeitung der Erdäpfel vor neue Herausforderungen.02.11.2023 | 29:45 min
Zusammengestellt von Christian Dezer, Jan Schneider und Julia Michelle Metz.
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