Geisel-Befreiung und neue israelische Offensive - was Zivilisten in Rafah droht
Das israelische Militär bereitet sich auf eine Offensive in Rafah, im Süden des Gazastreifens vor. Dort befinden sich derzeit mehr als eine Million Zivilisten, die auf engstem Raum Schutz suchen. Die Pläne Israels für eine Militäroffensive in der überfüllten Stadt stoßen international auf Kritik.
In der Nacht gelang es dem israelischen Militär, zwei in Rafah gefangen gehaltene Geiseln zu befreien. Palästinensischen Angaben zufolge starben dabei dutzende Zivilisten. Unabhängig überprüfen lassen sich diese Zahlen nicht. Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu erklärte danach, man werde keine Gelegenheit auslassen, israelische Geiseln aus dem Gazastreifen zu befreien. Dazu sei anhaltender militärischer Druck bis zum "vollständigen Sieg" über die Hamas notwendig, sagte Netanjahu.
Bundesaußenministerin Annalena Baerbock (B’90/Grüne) kündigte derweil an, am Mittwoch erneut zu politischen Gesprächen nach Israel zu reisen. Dort soll es auch um die aktuellen Bemühungen um eine humanitäre Feuerpause zwischen Israel und der radikalislamischen Hamas gehen. Wie ein Sprecher des Auswärtigen Amtes sagte, wird auch die Lage in Rafah Thema der Gespräche: "Wir sind angesichts der Lage in Rafah sehr besorgt", betonte der Sprecher.
Wie weit geht Israel im Kampf gegen die Hamas? Und was droht den hunderttausenden Geflüchteten in Rafah? Darüber spricht Marc Burgemeister bei ZDFheute live mit dem israelischen Armeesprecher Arye Sharuz Shalicar und dem Nahost-Experten Prof. Moshe Zimmermann. Aktuelle Eindrücke aus Israel schildert ZDF-Korrespondent Michael Bewerunge.
Situation für Menschen in Rafah prekär
Vor Beginn der israelischen Angriffe lebten in Rafah rund 300.000 Menschen – mittlerweile sollen es aber aufgrund der vielen Geflüchteten weit mehr als eine Million sein. UN-Hochkommissar für Menschenrechte Volker Türk bezeichnete die Situation für die Menschen vor Ort als “schrecklich”. Die Bewohner Rafahs hätten nicht genug zu essen und viele Menschen hätten auch miterleben müssen, wie Angehörige getötet wurden.
Laut dem Gründer der deutschen Hilfsorganisation Cadus, Sebastian Jünemann, ist die Gesundheitsstruktur in der Stadt zusammengebrochen, in den Krankenhäusern herrsche Chaos. Auch der Platzmangel sei ein Problem. „In den Krankenhäusern schlafen die Menschen links und rechts, auf den Gängen und auf den Fluren“, berichtet er.
Wo die Menschen hinsollen, ist unklar, Israel arbeitet eigenen Angeben zufolge an einem Evakuierungsplan. Derweil ist auch der Fluchtweg nach Ägypten keine Option, denn die Grenze ist dicht. Ägypten befürchtet, dass ein massiver Militäreinsatz in Rafah zu einem Ansturm verzweifelter Palästinenser auf die ägyptische Halbinsel Sinai führen könnte.
Mit Material von dpa
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