Historischer Gefangenenaustausch: Das haben Russland und der Westen verhandelt | ZDFheute live
Seit Tagen wird darüber spekuliert, nun ist klar: Zwischen Russland und dem Westen kam es zu einem historischen Gefangenenaustausch - der womöglich größte seit Ende des Kalten Krieges. Insgesamt geht es um den Austausch von 26 Gefangenen zwischen Russland und westlichen Ländern.
Insgesamt kamen bei dem Gefangenenaustausch laut Bundesregierung 15 Menschen frei, die unrechtmäßig in Russland in Haft saßen. Unter ihnen auch der US-Journalist Evan Gershkovich, der in Russland zu 16 Jahren Haft in einer Strafkolonie verurteilt worden war. Auch der frühere US-Soldat Paul Whelan. Freigelassen wurde zudem mindestens ein Deutscher, der in Belarus von der Todesstrafe begnadigte Rico K..
Laut Regierungssprecher Steffen Hebestreit habe sich die deutsche Regierung "die Entscheidung nicht leicht gemacht". Denn im Gegenzug hätten auch in Europa verurteilte russische Staatsangehörige freigelassen werden müssen, darunter der in Deutschland wegen des sogenannten Tiergarten-Mordes verurteilte Wadim K.. Der Russe gehörte zu den Personen, Russlands Präsident Putin unbedingt frei sehen wollte. Der Kremlchef steht schon lange in der Kritik, politische Gefangene als Geiseln zu nutzen, um Russen aus westlichen Gefängnissen freizupressen.
Was sind die Einzelheiten zum Deal? Welche Interessen verfolgen die beteiligten Länder? Und wie läuft ein Austausch vonGefangenen ab? Darüber spricht Marc Burgemeister bei ZDFheute live mit Russland- und Sicherheitsexperte Nico Lange. Unsere ZDF-Korrespondenten Armin Coerper in Moskau und David Sauer in Washington ordnen die Lage ein.
Politisch motivierte Festnahmen?
Immer wieder hatte Russland mit Festnahmen von Kreml-Kritikern oder ausländischen Staatsbürgern für mediales Aufsehen gesorgt. Oppositionelle werfen Putin politische Geiselnahme vor. In der Vergangenheit hatte Russlands Staatschef Putin schon öfter russische Kriminelle durch einen Austausch mit in Moskau verurteilten Amerikanern freibekommen. 2022 erlangte die Festnahme von Basketball-Spielerin Brittney Griner internationale Aufmerksamkeit: Sie wurde mit einer geringen Menge Cannabis-Öl am Flughafen in Russland erwischt und inhaftiert. Griner wurde schließlich gegen den russischen Waffenhändler Victor Bout frei getauscht, der in den USA verurteilt wurde.
Seit Beginn des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine wurden außerdem neue Gesetze in Russland erlassen, die die freie und unabhängige Berichterstattung erheblich erschweren. Journalisten, die dem Kreml widersprechen, riskieren eine Gefängnisstrafe, weshalb viele westliche Medien ihre Präsenz in Russland reduziert haben. Auch die Strafjustiz in Russland gilt als politisch gesteuert, die meisten Anklagen enden mit einem Schuldspruch.
Mit Material von ZDF, dpa, AFP
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