Deutscher entgeht Todesurteil: Details zum Deal in Belarus
Der Fall Rico K. sorgt seit Wochen für Aufsehen: Der Deutsche wurde von einem Gericht in Belarus zum Tode verurteilt. Die Behörden werfen ihm Terrorismus vor. Jetzt die Meldung: Präsident Alexander Lukaschenko begnadigt den 30-Jährigen.
In einem zuvor vom staatlichen Fernsehen ausgestrahlten Video hatte Rico K. Machthaber Lukaschenko um Gnade gebeten. Die deutsche Regierung tue nichts für seine Rettung, sagte er in dem Interview. Experten zufolge werden politische Gefangene in dem Land immer wieder zu solchen Auftritten gezwungen.
Möglicher Gefangenenaustausch
Gleichzeitig wird über darüber spekuliert, ob im Hintergrund Verhandlungen über einen Gefangenenaustausch laufen. Russlands Präsident Putin, enger Verbündeter von Lukaschenko, soll laut Medienberichten an der Freilassung des in Deutschland inhaftierten Tiergartenmörders interessiert sein.
Welche Details sind zu der Begnadigung bekannt? Welchen Einfluss hat Russlands Präsident Putin auf die Entscheidung? Darüber spricht Philip Wortmann bei ZDFheute live mit ZDF-Korrespondent Armin Coerper in Moskau und Osteuropa-Experte Andreas Umland. Seid dabei und stellt eure Fragen.
Rico K. wurde laut Angaben der Menschenrechtsorganisation Wjasna bereits am 24. Juni in einem Prozess hinter verschlossenen Türen wegen mehrerer Straftaten schuldig gesprochen und zum Tode verurteilt. Das Urteil wurde allerdings erst einen Monat später durch Bürgerrechtsorganisationen bekannt.
Vorwurf des Terrorismus und Söldnertum
Ihm werden unteranderem Terrorismus und Söldnertum im Auftrag des ukrainischen Geheimdienstes SBU vorgeworfen. Die Verurteilung hängt demnach mit dem Kastus-Kalinouski-Regiment zusammen. Dieses ist eine Vereinigung von belarussischen Bürgern, die an der Seite der Ukraine gegen die russische Armee kämpfen. In Belarus ist das Regiment als "extremistische Gruppe" eingestuft.
Das belarussische Staatsfernsehen führte den Deutschen zuletzt in einem Video vor, in dem er sich schuldig bekennt und um Gnade bittet. Videos dieser Art von Verurteilten sind keine Seltenheit in Belarus. Nach Einschätzung von Menschenrechtsaktivisten entstehen derartige Videos häufig unter Zwang.
Belarus ist das einzige europäische Land, in dem die Todesstrafe noch verhängt und vollstreckt wird, und zwar per Genickschuss. Laut Amnesty International wurden seit Anfang der 1990er-Jahre bis zu 400 Menschen hingerichtet - allerdings nur selten ausländische Staatsbürger.
Mit Material von dpa, afp und Reuters.
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