Sie sind hier:

Clan-Kriminelle leichter abschieben?

Bundesinnenministerin Nancy Faeser schlägt vor, Clan-Angehörige künftig leichter abzuschieben. Geht das? Darüber diskutiert ZDFheute live.

Datum:
07.08.2023
Verfügbarkeit:
Video leider nicht mehr verfügbar

Plan des Innenministeriums: Clan-Kriminelle leichter abschieben?

Das Bundesinnenministerium hat gemeinsam mit einigen Bundesländern einen Vorschlag gemacht, wie Angehörige krimineller Clans zukünftig leichter abgeschoben werden könnten. Wie ein Sprecher des Ministeriums mitteilte, gäbe es Pläne, nach denen für eine Abschiebung keine Verurteilung wegen Mitgliedschaft in einer kriminellen Vereinigung mehr notwendig sei. Stattdessen solle eine Ausweisung schon möglich sein "wenn Tatsachen darauf hindeuten, dass jemand Teil einer kriminellen Vereinigung ist". 

Regelung bereits bei Terrorismusbekämpfung

Eine ähnliche Regelung kennt das Ausländerrecht schon aus der Terrorismusbekämpfung: So ist eine Ausweisung ohne strafrechtliche Verurteilung möglich, wenn Ausländer beispielsweise einem Moscheen-Verein angehören, der an terroristische Gruppen gespendet hat. Diese Regelung möchte Faesers Haus nun auf Clan-Strukturen ausweiten. 

Vorschlag erntet Kritik

Der Vorstoß ist allerdings umstritten: Union und Linke stellen die juristische Umsetzbarkeit in Frage, die Deutsche Polizeigewerkschaft (DPolG) sprach gar von einer "Nebelkerze" Faesers vor den Landtagswahlen in Hessen. Positiv hingegen äußerte sich die Gewerkschaft der Polizei (GdP):

Diese Täter sind eine schwerwiegende Gefahr für die öffentliche Sicherheit hierzulande.
Sven Hübner, stellvertretender GdP-Vorsitzender

Ist eine Abschiebung ohne Verurteilung überhaupt möglich? Könnte so die Clan-Kriminalität gestoppt werden? Und wäre eine solche Maßnahme überhaupt umsetzbar? Das klärt Alica Jung bei ZDFheute live mit dem Bundesvorsitzenden des Bunds Deutscher Kriminalbeamter Dirk Peglow und Jurist Daniel Thym, Leiter des Forschungszentrums Ausländer- und Asylrecht der Uni Konstanz. 

Vorschlag entspreche Wunsch einiger Länder

Laut "Süddeutscher Zeitung", die zuerst über den Vorschlag berichtete, beruht das Diskussionspapier auf einem Bund-Länder-Treffen im Mai, bei dem verschiedene Änderungen im Asyl- und Ausländerrecht verabredet wurden. Eine Sprecherin des Bundesinnenministeriums teilte zudem mit, dass die vorgeschlagene Regelung dem Wunsch einiger Länder und kommunaler Spitzenverbände entspreche. 

Ob eine solche Regelung indes verhältnismäßig ist und das Regelungsziel ohne ungewollte Nebenfolgen erreicht werden kann, soll nun noch einmal eingehend mit den Ländern und kommunalen Spitzenverbänden erörtert werden.
Sprecherin des Bundesinnenministeriums

Für Abschiebungen von vollziehbar ausreisepflichtigen Ausländern sind in Deutschland die Bundesländer verantwortlich. Der Bund leistet aber auch jetzt schon Unterstützung, etwa durch die Begleitung von Abschiebungen durch die Bundespolizei.

Es ist höchst fraglich, ob ihr Vorschlag tatsächlich die Abschiebung von Clan-Mitgliedern erleichtert.
Andrea Lindholz, stellvertretende Vorsitzende der Unionsfraktion

Indes äußerte die stellvertretende Vorsitzende der Unionsfraktion, Andrea Lindholz juristische Bedenken an dem Vorschlag des Bundesinnenministeriums. "Was Frau Faeser hier macht, sieht stark nach Wahlkampf aus und grenzt an Wählertäuschung", so die CSU-Politikerin. Denn bei weitem nicht jeder Clan, in dem Mitglieder kriminell seien, sei im juristischen Sinne eine kriminelle Vereinigung.

Mit Material von AFP, dpa und epd

Kommentare

0 Kommentare

  • Schreibe den ersten Kommentar zu diesem Artikel.

Mehr aus ZDFheute live

Statement Scholz bei ZDFheute live

Tödliche Attacke in Magdeburg - Scholz: "Was für eine furchtbare Tat" 

Bundeskanzler Scholz hat den Angehörigen von Toten und den Verletzten der tödlichen Attacke in Magdeburg sein Mitgefühl ausgesprochen. Sehen Sie hier das komplette Statement.

21.12.2024
Videolänge
Hans-Jakob Schindler bei ZDFheute live

Anschlag in Magdeburg - "So etwas sollte nicht passieren" 

Das Sicherheitsrisiko sei klar, so Schindler. Dass ein Anschlag mit einem Auto gelungen sei, deute auf ein Fehler im Sicherheitskonzept auf dem Magdeburger Weihnachtsmarkt hin.

20.12.2024
Videolänge
ZDF-Korrespondenten Armin Coerper in Moskau bei ZDFheute live.

Putins Jahrespressekonferenz - "War auch eine Rede an Donald Trump" 

Putin habe versucht für die Trump-Präsidentschaft vorzubauen, sagt ZDF-Korrespondent Armin Coerper. Er wolle bei einem möglichen Kriegsende nicht als "Umfaller" dastehen.

19.12.2024
Videolänge
Zur Merkliste hinzugefügt Merken beendet Bewertet! Bewertung entfernt Zur Merkliste hinzugefügt Merken beendet Embed-Code kopieren HTML-Code zum Einbetten des Videos in der Zwischenablage gespeichert.
Bitte beachten Sie die Nutzungsbedingungen des ZDF.

Sie haben sich mit diesem Gerät ausgeloggt.

Sie haben sich von einem anderen Gerät aus ausgeloggt, Sie werden automatisch ausgeloggt.

Ihr Account wurde gelöscht, Sie werden automatisch ausgeloggt.

Um Sendungen mit einer Altersbeschränkung zu jeder Tageszeit anzuschauen, kannst du jetzt eine Altersprüfung durchführen. Dafür benötigst du dein Ausweisdokument.

Zur Altersprüfung

Du bist dabei, den Kinderbereich zu verlassen. Möchtest du das wirklich?

Wenn du den Kinderbereich verlässt, bewegst du dich mit dem Profil deiner Eltern in der ZDFmediathek.

Du wechselst in den Kinderbereich und bewegst dich mit deinem Kinderprofil weiter.

An dieser Stelle würden wir dir gerne die Datenschutzeinstellungen anzeigen. Entweder hast du einen Ad-Blocker oder ähnliches in deinem Browser aktiviert, welcher dies verhindert, oder deine Internetverbindung ist derzeit gestört. Falls du die Datenschutzeinstellungen sehen und bearbeiten möchtest, prüfe, ob ein Ad-Blocker oder ähnliches in deinem Browser aktiv ist und schalte es aus. So lange werden die standardmäßigen Einstellungen bei der Nutzung der ZDFmediathek verwendet. Dies bedeutet, das die Kategorien "Erforderlich" und "Erforderliche Erfolgsmessung" zugelassen sind. Weitere Details erfährst du in unserer Datenschutzerklärung.

An dieser Stelle würden wir dir gerne die Datenschutzeinstellungen anzeigen. Möglicherweise hast du einen Ad/Script/CSS/Cookiebanner-Blocker oder ähnliches in deinem Browser aktiviert, welcher dies verhindert. Falls du die Webseite ohne Einschränkungen nutzen möchtest, prüfe, ob ein Plugin oder ähnliches in deinem Browser aktiv ist und schalte es aus.