Erster AfD-Landrat: Holt die Partei jetzt noch mehr Ämter?
Ein Beben hatte Thüringens AfD-Chef Björn Höcke angekündigt, nun ist es passiert: Robert Sesselmann ist der erste AfD-Landrat in Deutschland. Der Rechtsanwalt und Landtagsabgeordnete setzte sich bei der Stichwahl im Kreis Sonneberg in Thüringen gegen den CDU-Kandidaten Köpper durch. Für ihn reichte auch die Unterstützung von Linken, SPD, Grünen und FDP nicht aus, um den AfD-Erfolg zu verhindern.
Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow sieht den Wahlsieg von Sesselmann als Signal der Unzufriedenheit. "Ich glaube, wir müssen den Geist der deutschen Einheit neu definieren, dass wir die Ostdeutschen mitnehmen und nicht das Gefühl auslösen, dass über sie gelacht wird oder über sie nur geredet wird", sagte der Linkenpolitiker im ZDF.
Der Erfolg der AfD könnte auch im kommenden Jahr anhalten. Dann stehen unter anderem Landtagswahlen in Thüringen, Sachsen und Brandenburg an. Dort liegt die AfD in den letzten Umfragen jeweils bei mehr als 20 Prozent, in Thüringen sogar weit vor allen anderen Parteien.
Was bedeutet der Wahlerfolg für die AfD? Kann sich die Partei weitere Spitzenämter sichern? Und wie reagieren die anderen Parteien? Darüber spricht ZDFheute live mit der Leiterin des ZDF-Thüringen-Studios Melanie Haack in Sonneberg, Hauptstadtkorrespondentin Nicole Diekmann und Politikwissenschaftler Benjamin Höhne von der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster.
Zentralratspräsident Schuster spricht von "Dammbruch"
Der AfD-Erfolg in Sonneberg löst bei vielen Besorgnis aus. Der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Josef Schuster, nannte das Ergebnis der Stichwahl von Sonntag einen "Dammbruch". Auch die Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern, Charlotte Knobloch blickt besorgt auf den Wahlausgang:
Bundestagsvizepräsidentin Katrin Göring-Eckardt (Grüne) zeigte sich ebenfalls bestürzt und gab der Union eine Mitschuld an diesem Wahlergebnis. "Wenn Teile der Union einen Kulturkampf ausrufen, muss man sich nicht wundern, wenn dieser Kampf von rechts angenommen wird", sagte die Thüringerin.
AfD in Thüringen als rechtextremistisch eingestuft
Die AfD in Thüringen unter Landes- und Landtagsfraktionschef Björn Höcke wurde im Jahr 2021 vom Landesamt für Verfassungsschutz als gesichert rechtsextremistisch eingestuft. Das Bundesamt für Verfassungsschutz stuft die Bundespartei als Verdachtsfall ein und darf die AfD mit nachrichtendienstlichen Mitteln beobachten.
Mit Material von dpa, epd und ZDF
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