Endstation Sizilien
Vergangene Woche, Donnerstag: Vor dem Hintergrund der nachrichtenstarken Zeiten ist die Meldung fast untergegangen. Fast. Denn was die italienische Regierung da vernehmen ließ, quasi nebenbei, sorgte in Brüssel dann doch für Aufregung. Sollte die EU Italien nicht stärker bei der Umverteilung von Flüchtlingen unterstützen, könne man ausländischen Flüchtlingsschiffen auch die Anlandung verweigern, hieß es aus Regierungskreisen in Rom.
Italiens schwierige Lage
Die Aussage wirft ein Licht auf die schwierige Lage, in der sich Italien befindet. Weil die Balkanroute geschlossen ist und viele Staaten in Osteuropa ihre Grenzen dicht gemacht haben, weil die beschlossene Verteilungspolitik, auf die sich die EU-Mitglieder geeinigt haben, nicht funktioniert, weil all das so ist wie es ist, sammeln sich auf den italienischen Inseln, vor allem auf Sizilien, immer mehr Menschen, die mit Nichts am Leib auf der Suche nach einem sicheren oder besseren Leben dort stranden. Italien fühlt sich Alleinegelassen mit seinem Problem. Und droht jetzt mit harten Bandagen.
Wenige Tage, tausende Flüchtlinge
Innerhalb von wenigen Tagen retten Hilfsorganisationen mehr als 1000 Menschen aus dem Mittelmeer. Insgesamt sind in diesem Jahr bereits 90.000 Flüchtlinge in Europa angekommen.
Es sind Menschen aus Ghana, Nigeria, Liberia, Libyen, sogar aus Bangladesh. Viele landen früher oder später auf Sizilien. Und was im Sommer 2015 Lesbos war, das ist im Sommer 2017 Sizilien – eine Insel, auf der Flüchtlinge in alten US-Kasernen leben. Ohne Arbeitserlaubnis, ohne Perspektive. Auf der ein paar Kilometer weiter Urlaub gemacht wird. Und auf der rechte Parolen zunehmend greifen – weil die Zuwanderung aus Afrika alte Ressentiments wiedererweckt. Oder neue produziert.
Die Flüchtlingskrise des Sommers 2015 dauert an – sie ist zu Europas Mammutaufgabe geworden. Vielleicht sogar zu der Aufgabe, an der sich zeigen wird, wie es um die außenpolitische Kooperationsbereitschaft Europas bestellt ist.