Außenministerin Baerbock reist nach Syrien

Wenn sich irgendwelche Politikerinnen und Politiker im Ausland treffen, gibt es immer ein typisches Foto: Menschen in Anzügen schütteln sich die Hände. Auf dem Foto aus Syrien mit der deutschen Außenministerin Annalena Baerbock und dem neuen syrischen Machthaber Ahmed al-Scharaa passiert genau das nicht. Es tragen zwar alle Anzüge, aber es gibt nur einen Handschlag - al-Scharaa gibt dem französischen Außeminister die Hand, Baerbock verweigert er diese eigentlich selbstverständliche Höflichkeit. Okay, was ist da los?

Das Land Syrien ist nach vielen Jahren Krieg zerstört. Der Diktator Baschar al-Assad wurde vor Kurzem gestürzt. Jetzt sind die Rebellen unter Ahmed al-Scharaa an der Macht und es könnte sich einiges ändern. Viele Syrerinnen und Syrer wünschen sich eine bessere Zukunft. Bisher ist noch unklar, was die Gruppe in dem Land im Nahen Osten vorhat. Klar ist: Die neuen Machthaber galten bislang als Islamisten und Terroristen - geben aber gerade vor, weniger streng zu sein als früher. (Was Islamismus genau ist, könnt ihr nachlesen, wenn ihr auf das Wort klickt).

Die deutsche Außenministerin Annalena Baerbock ist am Freitag nach Syrien gereist, um mit diesen neuen Chefs zu sprechen. Es geht unter anderem darum, wie sie eine neue Regierung bilden wollen. Um das zerstörte Land wieder aufzubauen, wolle man Syrien unterstützen, kündigte Baerbock an. Aber nur unter einer Bedingung: Es sei wichtig, dass die Rechte von Frauen und Minderheiten gewahrt bleiben.

Der verwehrte Handschlag scheint da ein schlechtes Zeichen - respektiert al-Scharaa Annalena Baerbock nicht, weil sie eine Frau ist? Ganz so einfach ist es nicht: Der Händedruck zwischen einem fremden Mann und einer fremden Frau ist in islamisch geprägten Gesellschaften unter Gläubigen unüblich – und aus Sicht mancher religiöser Gelehrter sogar verboten. Der Nicht-Handschlag ist also vor allem ein Zeichen sehr streng ausgelegter Religiösität. Aber ein gutes Zeichen für Frauenrechte ist er naürlich auch nicht.

Diesen Text haben Meike und die Kinder-dpa geschrieben.